In der Weimarer Marienstraße, nahe der Uni, sieht man nur von Weitem eine Fahne. Café „Spunk“ steht da. Was soll das denn sein, ein Spunk? Pippi-Langstrumpf-Fans wissen es natürlich: Der Spunk ist eben dieses wundervolle, glitzernde, undefinierbare Etwas, ohne das man nicht leben kann.
Ein Spielplatz für Erwachsene
Das Café „Spunk“ soll so ein besonderer Ort werden, ein Spielplatz für Erwachsene. Auch ein Ort für Politik, feministische Literatur, gute Gespräche, Spaß, Nachhaltigkeit. Wenn Lara und Alessa von ihrem Café erzählen, das eben mehr als ein Café ist – eher eine Vision – wird man sofort von ihrer Begeisterung angesteckt. Es geht um eine andere Art zu leben, ein anderes Verhältnis zu Leben und Arbeit.
Das Café Spunk in der Marienstraße in Weimar.
Foto: Ulrike Melzer
Das unbeschreibliche Café
Den Raum in der Marienstraße entdeckten die beiden eher zufällig: Eines Tages spazierten sie daran vorbei, sahen im Fenster ein Schild „Aus technischen Gründen geschlossen“ stand da. Der Ort schien perfekt geeignet: Die Größe, die Lage – und dann entwickelte sich alles ziemlich schnell. Alessa und Lara haben an der Bauhaus-Universität in Weimar Produktdesign studiert und wollen das Café auch nutzen, um selbstgebastelte Sachen herzustellen und zu verkaufen. Sie wohnen zusammen, arbeiten zusammen – und das funktioniert überraschend gut, gerade weil sich die beiden jungen Frauen kennen und ergänzen. Der Name des Cafés sollte Wandel ausdrücken, etwas, das nicht stetig ist. Und was passt da besser als ein Wort, das gar nicht existiert?
Learning by doing
Außerdem sollte der Name Spaß und Leichtigkeit ausdrücken: „Wir wollen nicht die nächsten zehn Jahre einfach nur Café machen. Wir wollen unseren eigenen kleinen Spielplatz, etwas das Spaß bringt“, sagen sie. Wenn das Ganze nur ein temporäres Projekt ist, auch gut. Denn es geht den Cafébetreiberinnen vor allem darum, etwas zu lernen. „Ich habe das Gefühl, wir haben hier mehr gelernt als in er gesamten Studienzeit“, erzählt Lara. Gelernt hätten sie vor allem, dass man nicht perfekt sein muss, um anzufangen. Los geht es immer bei null, doch dann fragt man, lernt Hilfe anzunehmen, sich zu informieren und eines ergibt sich aus dem anderen. Dass die meisten Menschen offen sind und gern ihr Wissen weitergeben, erfuhren sie auf diese Weise.
Eine Hommage an Pippi Langstrumpf
Der Name „Spunk“ ist auch eine Hommage an Pippi Langstrumpf, deren feministischer und anarchistischer Charakter für eine Figur aus einem Kinderbuch ziemlich einmalig ist: Ein Mädchen, das ihren Kopf durchsetzt, allein lebt, mit den Füßen auf dem Kopfkissen schläft und sich von der Gesellschaft nicht sagen lässt, wie sie zu leben hat – von ihrem Verhältnis zur Polizei ganz zu schweigen. „Der spielerische Ansatz ist uns wichtig, Leute damit anstecken und zeigen, dass auch Unfug und Spaß eine Daseinsberechtigung haben.Das Café als solches ist dabei nicht im Fokus – klar ist uns die Qualität des Kaffees wichtig, da wir auch gern Kaffee trinken. Doch im Fokus soll das Café als Treffpunkt stehen, um Leute zusammenzubringen“, erklären die beiden.
Das Café Spunk in der Marienstraße in Weimar.
Foto: Ulrike Melzer
Von Nachhaltigkeit bis Gleichberechtigung
Diese Leichtigkeit ist ihnen auch bei den politischen Themen wichtig: Zu zeigen, dass Nachhaltigkeit einfach ist und mit kleinen Schritten beginnen kann. Indem auf gute Qualität geachtet wird und statt Einwegbechern Marmeladegläser verwendet werden. Und beim Thema Feminismus geht es schlicht um Gleichberechtigung aller Geschlechter, die Freiheit zu haben selbst zu entscheiden, allen Menschen mehr Freiheit zu ermöglichen und die Gesellschaft insgesamt freier zu machen.