Roy Bianco (Gesang) und die Abbrunzati Boys (Gesang und Gitarre) lernen sich an Silvester 1981 in Sirmione am Gardasee kennen und beginnen ihre Karriere als Duo 1982. Zwei Jahre später stoßen für das „Internationale Schlagerfestival in Rio de Janeiro“ 1984 erstmals ihre Showband um Ralph Rubin (Keyboard), Eisensepp (Bass), Bungo Jonas (Schlagzeug) und Blechkofler (Trompete) dazu. Danach Welttournee durch Städte wie Miami, Tokio, Paris. Der Höhepunkt 1992: Ehrung beim Salzburger Schlagersymposium, in der Kategorie ‘Schlager International’. Unzählige Welttourneen folgen. 1997 kommt es zum großen Eklat zwischen Roy Bianco und die Abbrunzati Boys. Die darauf folgende Auflösung scheint logisch. Sie gehen getrennte Wege. Im Jahr 2016 wollen es die beiden Schlagerstars noch einmal wissen und starten gemeinsam mit ihren begeisterten Bandkollegen das große Comeback, dessen Ende bisher nicht abzusehen ist.
Roy Bianco und die Abbrunzati Boys in Weimar
Nach einigen Single-Releases im Jahr 2019, veröffentlichte die Gruppe 2020 ihr Debüt-, Comeback- und Bestof-Album ‘Greatest Hits’, das mit Produzent Zebo Adam (Bilderbuch, Beatsteaks u.a.) in Wien, Graz und Augsburgaufgenommen wurde. Die gleichnamige ‘Greatest Hits’-Tour wurde aufgrund der SARS-Covid-19-Pandemie mehrmals verschoben. Nun sind sie zurück: Roy Bianco & die Abbrunzati Boys, die Halbgötter des Italo-Schlagers, nehmen den Ariadnefaden beherzt in die Hände, ziehen als gemachte Vielzahl von Theseus aus der Mitte des Labyrinths des letzten Jahres. Es wird wieder voll angegriffen und alle Hoffnung auf den November 2021 gelegt, der zum Auftakt der ‘Greatest Hits’-Tournee avanciert.
Aus Augsburg und München stammende Indieband
Wir wollten euch diese herzzerreißende Geschichte von Roy Bianco & die Abbrunzati Boys einfach nicht vorenthalten. Die Band lässt kein Schlagerklischee aus und kommt als deutsch-italienisches Gesamtkunstwerk daher. Ob der Gründungsmythos der Band der Wahrheit entspricht, sei dahingestellt. Denn wie die Abbrunzati Boys anmerken: „Wer glaubt, dass wir eine aus Augsburg und München stammende Indieband sind, die gerade die größte Schlagerpersiflage Deutschlands auf die Beine stellt, der soll das glauben. Man kann den Menschen ja nicht in den Kopf schreiben. Wir können nur immer wieder betonen, dass wir die erfolgreichste Italo-Schlager-Gruppe Deutschlands (und wahrscheinlich auch Italiens) sind, die sich 1982 in Sirmione am Gardasee erstmals formiert hat.“ Erst vor Kurzem veröffentlichten die Schlagergötter aus Bayern ihren neuen Song „Quanto Costa“ über eine unglückliche Liebe. Am 17. November treten sie im Mon Ami in Weimar auf. Uns hat Roy Bianco vorab eine Audienz gewährt.
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Steigen wir doch direkt bei eurem aktuellen Hit „Quanto Costa“ ein. Ihr singt über eine unglückliche Liebe, wie ich las. Wie ging die Geschichte denn aus?
Das bleibt dem Zufall überlassen. Generell ist der Ausblick, den der Song macht, nicht so hoffnungsvoll, aber das ist ja auch das Schöne am Menschsein: mit Enttäuschungen leben und arbeiten zu lernen und gleichzeitig das verrückte Gefühl des Verliebtseins zu feiern.
Habt ihr mittlerweile herausgefunden, wie viel die Liebe kostet?
Die ist natürlich unbezahlbar. Das ist ja der große Witz.
Aber Rotlicht-Anspielungen wollt ihr damit nicht machen, oder?
Ich glaube, man kann das in viele Richtungen werten. Genauso wie bei Gedichten. Songtexte sind oftmals nichts anderes. Es sind Texte, die man in viele Richtungen interpretieren kann. Es ist, glaube ich, entscheidend, das Ganze offen zu lassen und nicht festzulegen, was gemeint oder nicht gemeint ist. Das Universum an Möglichkeiten muss immer offenbleiben.
Ihr wart für das Video zu „Quanto Costa“ in der ewigen Stadt unterwegs. Die Bilder: ganz ohne Touristen. Wie habt ihr das in einer so viel besuchten Stadt bewerkstelligt?
Wir haben natürlich gute Kontakte zu unserem lieben Freund Silvio Berlusconi. Der lässt dann schon mal die Spanische Treppe für uns sperren (lacht). Ganz im Ernst: wir mussten sehr früh aufstehen, um solche menschenleeren Bilder in Rom zu bekommen. Um 4 Uhr sind wir gestartet, um dann um 5 Uhr, im Morgengrauen, an der Spanischen Treppe zu sein, anschließend am Trevi-Brunnen und der Engelsburg. Gute sechs bis sieben Stunden waren wir unterwegs, als es zur Mittagspause ging.
War es nicht surreal, Rom leer so zu sehen?
Absolut. Das ist aber auch das Spannende. In den frühen Morgenstunden, wenn die Müllabfuhr die Reste der Nacht beseitigt und alles sauber ist, dann ist das wirklich ein sehr erhabenes Erlebnis, einen Platz wie die Spanische Treppe, der sonst unglaublich voll ist, so leer vorzufinden. Es war wahnsinnig toll.
Also passt das erhabene Erlebnis zum erhabenen Lied?
So sieht es aus. Wenn man sich aufraffen kann und man ein Bisschen verschlafen mit den Träumen der Nacht im Kopf solche historischen Orte besucht, wirkt alles noch größer als normal. Dieses surreale Gefühl sollte man sich nicht entgehen lassen.
Laut eurer Homepage ist Roy Black euer Kindheitsidol und Mentor, deshalb wohl auch dein Name Roy Bianco?
Nein. Das ist mein bürgerlicher Name. Das ist reiner Zufall. Es kam, wie es ist. Ein Wink des Schicksals. Roy Black ist ein großer Wegweiser des Schlagers, auch aus der Augsburger Region, der die deutsche Musik in den 60ern und 70- ern geprägt hat, ähnlich wie wir …
Wie hat euch Roy inspiriert?
Roy Black verbindet man mit schöner heiler Welt. Ich glaube, es ist bei uns zeitweise auch so. Das ist die Aufgabe des deutschen Schlagers – ein Unterhaltungsprinzip für Zuhörer und Zuhörerinnen zu stellen. Dass die heile Welt nie im Lied wie in der Wirklichkeit abgebildet ist, weiß man bei Roy Black selbstverständlich. Bei uns jedoch ist alles heil. Wir besingen die Wirklichkeit, so wie sie ist. Ich glaube, es ist wichtig, Musik immer als Unterhaltungsmöglichkeit zu sehen. Und da kann jede Hörerin und jeder Hörer abstrahieren, dass es um den Spaß geht, dass man von der Wirklichkeit wegkommt und sich Illusionen, Wünschen und Träumen hingibt.
Ihr bezeichnet eure Musik selbst als Schlager? Dafür seid ihr recht funky im Sound. Eure Texte sind viel tiefgründiger. Wollt ihr den Italo-Schlager auf eine neue Ebene heben?
Wir können uns dem Ganzen nicht erwehren und orientieren uns an gegenwärtigen Strömungen der Populärmusik. Das konstruieren wir mit in unserer Musik, aber im Kern betrachten wir uns in Hinblick auf unser Vermächtnis als Italo-Schlager-Gruppe.
Generell singt ihr in euren Songs oft über Liebe. Habt ihr eine Muse, der ihr eure Songs widmet?
Die große Mutter Musik!
Das ist natürlich eine große Liebe …
Auf jeden Fall. Eine, die jeder Mensch nachempfinden kann, glaube ich.
Mit einer anderen tollen Frau hattet ihr dieses Jahr eine Kollaboration. „Vino Bianco“ heißt der Song, in dem ihr Mola unterstützt. Sie singt über eine verflossene Liebe. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Wir verweilen gerade viel in Augsburg und München, nachdem wir unsere Heimatstätte in Sirmione, die Villa Alta Vista verlassen haben. Mola ist eine Münchner Künstlerin und auch Halbitalienerin, da kam eines zum anderen und es war ein logischer Schulterschluss, mit ihr gemeinsame Sache zu machen.
Mola singt über Vino Bianco, einer eurer Hits heißt Vino Rosso. Was ist nun der bessere Wein – Vino Bianco oder Vino Rosso?
Das ist eine sehr persönliche Entscheidung und auch jahreszeitabhängig. Sommer: weiß. Winter: rot. Ich glaube der Rotwein ist schwerer zu kontrollieren als der Weißwein. Das ist der entscheidende Unterschied.
Trinkt ihr ab und zu auch einen Limoncello?
Ich habe dem harten Alkohol abgeschworen (lacht). Aber einige aus der Gruppe würden bestimmt sagen, das ist nicht auszuschlagen.
Wo wir gerade bei den wichtigen Entscheidungen des Lebens sind: Pizza oder Pasta?
Uhh. Das ist eine heikle Frage. Es kommt immer darauf an, wer die Speise zubereitet. Ich bin aber wohl eher Team: Pizza.
Trotzdem kocht ihr bei YouTube live Nudeln?
Die Carbonara ist ein Evergreen, den man können muss. Das mache ich natürlich im Schlaf. Wir haben da einen Bildungsauftrag. So viele Menschen machen das falsch. Bei Carbonara arbeitet man ohne Sahne …
Für deine Liebste kochst du also Carbonara, aber wenn ihr mit eurer Liebsten Liebes-Urlaub in Italien macht, wo geht’s hin? Ponte di Rialto, Trevi-Brunnen, oder vielleicht Cinque Terre?
Immer Cefalù auf Sizilien. Die alte Normannenstadt an der Küste ist sehr pittoresk und malerisch. In den richtigen Monaten auch von Touristen nicht so geflutet wie vielleicht Rom oder Cinque Terre.
Gibt es für das nächste Musikvideo bereits eine Wunschdestination?
Da sind wir noch offen. Vielleicht geht es mal über den großen Teich. Wer weiß.
Singt ihr dann Amerikanisch?
Deutsch-Italienisch ist und bleibt unsere Basis.
Laut eurer Band-Bio seid ihr schon seit den 80ern gemeinsam unterwegs? Wie haltet ihr euch so jung?
Ihr seht alle wie Mittzwanziger aus. Wir haben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
‘Greatest Hits’ heißt euer erstes Album. Was kann danach noch kommen?
Das muss ausgelotet werden. Aber wer in Superlativen denkt, der findet auch immer neue Superlative.
Weil wir gerade bei Superlativen sind: Was bedeutet für euch Dolce Vita?
Dolce Vita ist gar nicht so dieses High-Life. Es ist ein Konzept der Gegenwartserfahrung, dass man wunschlos glücklich im Jetzt verharrt und es auch so wahrnehmen kann. Sich einfach fallen lassen können. Nicht an gestern oder morgen denken, einen guten Wein oder ein leckeres Essen genießen, oder einfach aufs Meer schauen.
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Mitte November seid ihr in Thüringens „ewiger Stadt“ – Weimar. Heimat von Goethe und Schiller. Was bedeutet das für euch?
Viel. Ich war bereits in Weimar und ich freue mich sehr auf die scharfe Ecke. Vielleicht kann ich dort ein paar Mega-Gnocchi essen, die Thüringer Klöße. Ich freue mich auf das, was kommt, und bin sehr gespannt auf unser Publikum in Thüringen, denn das ist tatsächlich auch unser erster Auftritt seit der Gründung der Bundesrepublik dort.
Hard Facts:
- Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys in Weimar ‘Greatest Hits’-Tour 2021
- Wann: 17. November | Einlass: 19 Uhr
- Wo: Mon Ami | Goetheplatz 11 | Weimar
- Mehr: shop.abbrunzatissima.de | Tickets
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