Die Firebirds Burlesque-Show ist 2024 wieder auf Tour und stattet dem Volkshaus Jena am 7. März einen Besuch ab. In der nunmehr achten Staffel mit neuem internationalen Cast verbinden ausgesuchte Künstlerinnen aus verschiedenen Ländern Sinnlichkeit mit Anspruch und artistischen Höchstleistungen. Mit dabei ist in der Zeiss-Stadt die Burlesque-Tänzerin Kalinka Kalaschnikow, die mit ihrem extravaganten Auftritten das Publikum in ihren Bann ziehen will. Wir sprachen mit der Künstlerin aus Wien, die uns im Gespräch verriet, was Burlesque ausmacht und was ihr in Jena erleben werdet.
Du nennst dich „Kalinka Kalaschnikow“. Wie kam es zu dem Namen und was steckt dahinter?
Anfangs hatte ich noch keinen Namen. Aufgrund meines pechschwarzen Haars entschied ich mich für „La Veuve Noir“. Aber so richtig glücklich war ich damit nicht. Ich wollte immer die elegante, französische, süße und kokettierende Tänzerin auf der Bühne sein. Aber das war nicht ganz passend. Vor einem gemeinsamen Auftritt mit der Sängerin Marla Blumenblatt, meinte sie, dass ich einen Namen mit mehr Pfeffer und Temperament brauche und schlug mir meinen jetzigen Namen vor.
Er sollte weder deutsch noch spanisch sein, sondern russisch. Ich fand ihn cool, leicht zu merken und untypisch – denn keiner nimmt einen russischen Namen. Kurzerhand habe ich mich in den Namen verliebt und ihn bis heute behalten. Er fühlt sich nach wie vor richtig an. Durch die Krisen in den letzten Jahren, war der russische Name allerdings ein Problem. Deshalb wird der Name je nach Auftrittsort mit Kalinka abgekürzt. Da muss man dann vorsichtiger sein. Denn zum Beispiel in Litauen ist „Kalaschnikow“ nicht passend. Man will die Waffen keinesfalls verherrlichen, er soll vielmehr als „The Secret Weapon of Burlesque“ verstanden warden und nicht an eine Kriegerin erinnern.
Was macht Burlesque für dich aus?
Das Besondere ist, dass die Künstlerin von Anfang bis Ende alle Entscheidungen selbst trifft. Das kommt selten in der Kunst – vor allem in der darstellenden Kunst – vor. Normalerweise gibt es einen Choreographen oder Regisseur, im Burlesque entscheidet man selbst, wie man sich auf der Bühne präsentieren will: Welchen Charakter möchte ich verkörpern? Was trage ich? Auch um das Kostüm und die Musik kümmert man sich selbst. Es ist wie ein kleines Theaterstück, in dem man sich selbst verwirklichen kann. Das Schöne ist, dass man sich immer neu erfinden und mehrere Charaktere spielen darf. An einem Tag will ich süß und sexy sein, an anderen verrucht. All das kann ich mit Burlesque ausdrücken. Die Erotik hat viele Gesichter, so wie wir Frauen auch.
Wie kamst du darauf, Burlesque zu machen und wie lange machst du das schon?
Seit ungefähr 15 Jahren. Es begann als Hobby, das sich spontan entwickelte. Mittlerweile ist es mein Hauptberuf. Es begann, als ich auf einer Modenschau von einer Rockabilly-Marke gelaufen bin. Ursprünglich sollte ein Mädchen aus einer Torte hüpfen, aber aufgrund eines Todesfalls trat sie nicht auf. Die Designerin fragte mich daraufhin, ob ich einspringen könnte. Also lieh ich mir Tape vom Tontechniker, um meine Brustwarzen abzukleben und Unterwäsche aus dem backstage. Das war mein erster Auftritt, der gar nicht mal so schlecht lief. Die Fotos sahen gut aus (lacht). Im Anschluss wurde ich für eine Geburtstagsfeier engagiert.
Interessant, dass aus einer einmaligen Begebenheit dein Beruf wurde …
Total, in Österreich gab es sowas damals noch gar nicht. Irgendwann hatte ich so viele Auftritte, dass ich nicht mehr zur Arbeit gehen musste. Ich verdiente mehr und hatte mehr Spaß.
Hast du eine Choreographie oder machst du das Freestyle?
Beides. Wenn ich mit einer Live-Band auftrete, ist es oft improvisiert, da ich in Wien eigene Shows mit Live-Musik produziere und die Band immer unterschiedliche Songs spielt. Wenn ich einen Act habe, tanze ich zumindest mit einem Choreografie-Gerüst. Dazwischen bleibt Raum für meine eigene Entfaltung oder Interaktion mit dem Publikum.
Musst du viel trainieren?
Ich habe eine eigene Tanzschule, in der ich entweder unterrichte oder meine eigenen Acts probe. Das ist definitiv ein Luxus, denn viele Burlesque-Tänzerinnen üben zu Hause oder mieten sich ein Studio. Da ich häufig Auftritte habe, muss ich meine Acts jedoch nicht oft proben. Denn wenn das einmal sitzt und ich es regelmäßig mache, muss ich nicht ständig neu trainieren.
Warum sollte jeder eine Burlesque-Show in seinem Leben gesehen haben und worauf kann man sich bei deiner anstehenden Show in Jena freuen?
Grundsätzlich sehe ich es als „Celebration of Femininity“. Denn wir zelebrieren die Weiblichkeit in allen Formen. Starke Frauen, die sich und ihren Körper wertschätzen, lieben und präsentieren genauso wie sie das wollen – ohne, dass jemand anderes mitredet. Das ist mitreißend für das Publikum. Manche sagen: „Wir wussten gar nicht, dass das so energiegeladen ist.“ Die Leute sind immer hin und weg.
Gerade die Frauen lieben die Kostüme und die Darstellung auf der Bühne. Aber es gibt auch viele Männer, die von den Mädels hin und weg sind. Jede Tänzerin ist unterschiedlich, hat ihren eigenen Charakter. Das macht es speziell, weil es eine freie Kunstform ist. Mit der Band in Kombination macht es die Show noch besser, denn die Livemusik bringt eine gewaltige Energie auf die Bühne.
Hard Facts:
- Firebirds Burlesque-Show: 7. März | 20 Uhr Volkshaus Jena | Carl-Zeiss-Platz 15
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