Warum immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah ist? Thüringen hat viel zu bieten. Auf einer Fläche von rund 16.000 Quadratkilometern finden sich zahlreiche Museen, Denkmäler und Orte, die es lohnt, einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Ihr plant einen Ausflug? Wir verraten euch in unserer Serie „Thüringer Städtetrip“, was der Freistaat so zu bieten hat. Dieses Mal machen wir einen Abstecher nach Eisenach.
Thüringer Städtetrip nach Eisenach
„Die Gegend ist überherrlich“ – so beschrieb Goethe die Landschaft um Eisenach. Die Stadt und die Wartburg sind durch weltberühmte Persönlichkeiten bekannt. Auf der Wartburg – Weltkulturerbe der UNESCO, lebte die Heilige Elisabeth, Martin Luther übersetzte das Neue Testament und Richard Wagner wurde zu seiner Oper „Tannhäuser“ inspiriert. Eisenach ist die Geburtsstadt von Johann Sebastian Bach, Martin Luther ging hier drei Jahre zur Schule, und Fritz Reuter verbrachte in Eisenach seinen Lebensabend. Seit über einhundertzwanzig Jahren haben in Eisenach Automobilbau und Entwicklung Tradition. Auch die Altstadt kann sich sehen lassen, mit ihren alten Gebäuden und Fachwerkhäusern. Ein Besuch lohnt sich also.
Wartburg
Bekannt ist Eisenach durch die Wartburg oberhalb der Stadt, die zum UNESCO-Welterbe gehört und im Mittelalter Sitz der Landgrafen von Thüringen war. Dort übersetzte Martin Luther im Herbst 1521 das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche. 1817 fand dort das Wartburgfest statt, eines der wichtigsten Ereignisse des Vormärz. Die seit 1999 zum UNESCO Welterbe zählende Burg ist seit fast tausend Jahren wehrhafte Feste und prächtige Residenz. Die höfische Kunst des Mittelalters, das Leben der heiligen Elisabeth, das Fest der deutschen Burschenschaften und Wagners romantische Oper Tannhäuser machen die Wartburg zum Zeugen deutscher Geschichte und Kultur.
Bachhaus
Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in Eisenach geboren. Zehn Jahre wuchs er hier auf, erhielt den ersten Musikunterricht und sang im Schulchor und in der Georgenkirche. Zeit seines Lebens bezeichnete er sich als „Isenacus“. 1907 eröffnete die Neue Bachgesellschaft das Bachhaus Eisenach als erstes Bach-Museum. Es erhielt den Auftrag „alles das zu sammeln und aufzubewahren, was Johann Sebastian Bach und sein Lebenswerk angeht“. Heute ist das Bachhaus eines der größten Musikermuseen in Deutschland. In jeder Stunde gibt es ein kleines Konzert auf fünf barocken Tasteninstrumenten. Installationen wie das „Begehbare Musikstück“ machen Bachs Musik zum Erlebnis.
Lutherhaus
Im wohl ältesten Fachwerkhaus Thüringens soll Martin Luther zwischen 1498 und 1501 als Lateinschüler bei der angesehenen Ratsherrenfamilie Cotta gewohnt haben. Besucher erleben Luthers welthistorische Bibelübersetzung in einer zeitgemäßen Ausstellung, die u.a. mittelalterliche Kunstschätze, Werke von Cranach und den Taufeintrag von Johann Sebastian Bach zeigt – und das alles in einem einzigartigen historischen Ambiente.
Georgenkirche
Die um 1182 gebaute Kirche ist die Traukirche der heiligen Elisabeth von Thüringen. Martin Luther stand als Kurrendesänger auf der Empore, später predigte er hier. Johann Sebastian Bach wurde am 23. März 1685 in dieser Kirche getauft; über 132 Jahre lang haben vier Generationen der Bachfamilie die Orgelbank besetzt.
Automobile Welt Eisenach
Im Jahr 1967 wurde durch das damalige Automobilwerk Eisenach (AWE) ein Ausstellungspavillon an der Wartburgallee – direkt an der B19 – eröffnet und dort bis zum Jahr 1995 betrieben. Ende der 90er Jahren ging das Museum – dank des Engagements des Vereins Automobilbau-Museum e.V. in die Trägerschaft der Stadt Eisenach über, um damit langfristig diese technischen Kulturgüter in Eisenach zu halten und zu präsentieren. Da der bisher genutzte Ausstellungspavillon geräumt werden musste, konnte 1998 ein denkmalgeschütztes Industriegebäude auf dem ehemaligen Betriebsgeländes des Automobilwerks von der Stadt Eisenach erworben werden. Seit dem 4. Juni 2005 befindet sich hier das Museum unter den neuen Namen „automobile welt eisenach“ und zeigt deutsche Automobilgeschichte des Standorts Eisenach.
Stadtschloss
Das Mitte des 18. Jahrhunderts entstandene Stadtschloss wurde im Auftrag des Herzogs Ernst August durch Gottfried Heinrich Krohne errichtet. Heute wird es vom Thüringer Museum für Sonderausstellungen und für die Präsentation der Porzellansammlung genutzt. Der wieder eröffnete historische Rokokosaal im Nordflügel zeugt von der Geschichte des Stadtschlosses als herzogliche Residenz im 18. Jahrhundert.
Burschenschaftsdenkmal
Das 1902 eingeweihte Denkmal in Form eines Rundtempels wurde den Angehörigen der Burschenschaften gewidmet, die in den Kriegen um die Herstellung eines einheitlichen deutschen Nationalstaates fielen. Den Besucher erwarten u. a. ein monumentales Deckengemälde und ein Panoramablick nach Besteigung des Turms.
Goldener Löwe
In der Marienstraße 57 wurde am 7. August 1869 unter Führung von August Bebel und Wilhelm Liebknecht der Gründungskongress der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei eröffnet. Dort kann die Ausstellung „Sozialdemokratie von Eisenach bis heute“ und „Eisenach zur Zeit des Kongresses 1869“ besichtigt werden.
Reuter-Wagner-Villa
In der 1868 durch Ludwig Bohnstedt erbauten Neorenaissance – Villa lebten der Mecklenburger Schriftsteller Fritz Reuter und seine Frau Luise bis zu ihrem Tod. Danach wurde das Haus von der Stadt erworben und beherbergt heute nicht nur das Museum für Fritz Reuter, sondern auch die weltweit zweitgrößte Richard- Wagner-Sammlung nach Bayreuth.
Thüringer Museum Predigerkirche
Eine einzigartige Atmosphäre herrscht in den fast 800 Jahre alten Mauern und Gewölben der Eisenacher Predigerkirche. In der ehemaligen Klosterkirche zeugt eine Dauerausstellung sakraler Schnitzplastiken auf berührende Weise den Glauben und die Frömmigkeit der Menschen des Mittelalters. Im 13. Jahrhundert wurde die Predigerkirche zu Ehren der Heiligen Elisabeth als Teil eines Dominikanerklosters erbaut. Im 16. Jahrhundert wurde in den Wohn- und Arbeitsräumen der Mönche die Lateinschule, später das Martin-Luther-Gymnasium untergebracht.
Gründerzeitvillen – Flächendenkmal Südviertel
Die denkmalgeschützte Villenkolonie Südviertel im Süden Eisenachs ist eines der großen zusammenhängenden Villengebiete in Deutschland, welches zwischen 1862 und dem Ersten Weltkrieg entstand. Zu dieser Zeit war Eisenach ein Anziehungspunkt für wohlhabende Geheimräte, Fabrikbesitzer und Militärs sowie Pensionäre und Bürgerliche der Region wegen der landschaftlich schönen Lage am Thüringer Wald, der historischen Wartburg und des Kurbetriebs. Es entstanden mehr als 100 meist herrschaftliche Villen in unterschiedlichen architektonischen Stilrichtungen. Das Südviertel umfasst die Kolonien von Predigerhöhe, Marienhöhe, Karthäuserhöhe, Mariental sowie Bereiche am Rhododendrongarten und der Waldschänke, die Gegend unterhalb der Wartburg.
Alte Mälzerei
Die „Alte Mälzerei“ im Palmental 1 ist ein einzigartiges industrieromantisches Denkmal aus dem Jahr 1873. Hier wurde das internationale Jazzarchiv der Lippmann- und Rau-Stiftung eingerichtet. Im Jazzkeller gastieren nationale und internationale Interpreten.
Drachenschlucht
Erlebt die Natur sprichwörtlich hautnah und lasst die Wände näherkommen. In der sagenumwobenen Drachenschlucht südlich von Eisenach ist die engste Stelle am Wanderweg nicht breiter als 70 Zentimeter. Auf dieser Tour kommen Romantiker, Naturliebhaber und Geologen gleichermaßen auf ihre Kosten. Hier zu wandern, wird zum unvergesslichen Erlebnis. In der engen Klamm begegnet man auf trittfesten Stegen über einem rauschenden Bach dem Reiz einer einzigartigen Natur.
Landestheater Eisenach
Das Landestheater ist ein klassizistischer Bau und wurde im Jahr 1879 vom Bankier und Fabrikant Julius von Eichel-Streiber der Stadt zur Verfügung gestellt. Das Theater setzt aktuell mit seinen Sparten Ballett und Junges Schauspiel in der Zusammenarbeit mit der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach wesentliche kulturelle Akzente für Eisenach und die Region.
KUNSTPavillon Eisenach
1967 als Ausstellungspavillon des Automobilwerks Eisenach AWE eröffnet, gilt das heutige Kulturdenkmal KUNSTPavillon als seltenes Beispiel von Pavillonarchitektur der DDR mit Bezügen zu Bauten von Gropius und Mies van der Rohe. Er wird für zeitgenössische Kunst genutzt und bietet ein offenes Podium für Künstler und Besucher.
500 Jahre Bibelübersetzung
Wer am Ende des Jahres 2022 feststellt, dass er nicht in Eisenach gewesen ist, der hat etwas verpasst. Denn nicht nur am Fuß der Wartburg, aber vor allem hier, wird ein besonderes Jubiläum gefeiert: die 500. Wiederkehr der Übersetzung des Neuen Testaments durch Martin Luther. Die Übersetzung des Neuen Testaments in eine allgemeinverständliche deutsche Sprache, stieß in seiner Wirkmächtigkeit das Tor in eine neue Welt auf. Zum großen Jubiläum von Luthers Bibelübersetzung vor 500 Jahren auf der Wartburg gibt es in den kommenden Monaten in und um Eisenach ein vielfältiges Kulturprogramm.