Warum immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah ist? Thüringen hat viel zu bieten. Auf einer Fläche von rund 16.000 Quadratkilometern finden sich zahlreiche Museen, Denkmäler und Orte, die es lohnt, einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Ihr plant einen Ausflug? Wir verraten euch in unserer Serie „Thüringer Städtetrip“, was der Freistaat so zu bieten hat. Dieses Mal machen wir einen Abstecher nach Arnstadt.
Ausflug nach Arnstadt
Mit der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 704 ist Arnstadt die Stadt in Thüringen, die den ältesten Beleg für ihre Existenz vorweisen kann und eine der ältesten Städte Deutschlands außerhalb der römischen Siedlungsgebiete. Bis zum 18. Jahrhundert war Arnstadt eine Residenzstadt der Grafen von Schwarzburg. Aus Arnstadt stammen die ersten urkundlichen Erwähnungen der Thüringer Bratwurst (1404) und des deutschen Weizenbiers außerhalb Bayerns (1617).
Bummel durch die historische Innenstadt
Arnstadt ist eine von fünf Thüringer Bachstädten: An der neuen Kirche hatte Johann Sebastian Bach seine erste Anstellung als Organist (1703–1707). Bereits im 17. Jahrhundert waren zahlreiche Vorfahren Bachs, auch „Bache“ genannt, hier Hof-, Rats- oder Kirchenmusiker. Arnstadt besitzt einen gut restaurierten historischen Stadtkern mit teilweise erhaltener Stadtmauer. Aufgrund der Lage am Nordrand des Thüringer Waldes wird Arnstadt auch das „Tor zum Thüringer Wald“ genannt. Noch heute lassen sich bei einem Bummel durch die historische Innenstadt viele Spuren der vergangenen Jahrhunderte entdecken. So gilt die Liebfrauenkirche als der bedeutendste Bau der romanisch-gotischen Übergangszeit in Thüringen.
Schlossmuseum Arnstadt
Bekannt ist das Arnstädter Schlossmuseum (Schloßplatz 1) für seine barocke Puppenstadt „mon plaisir“ aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Beletage des ehemals fürstlichen Palais beeindruckt mit ostasiatischen Porzellanen, flämischen Bildteppichen, fein gearbeiteten Glaspokalen und dem Festsaal. Außerdem beherbergt das Schlossmuseum Arnstadt die Ausstellung „Hörbarer Glaube – Bach in Arnstadt“ mit dem original Spieltisch Johann Sebastian Bachs aus dem Jahr 1703.
Bachkirche
Nach dem Stadtbrand von 1582 wieder aufgebaut, erhielt die Kirche 1703 eine neue Orgel, die der damals 18-jährige Johann Sebastian Bach abnahm und prüfte. Bach wurde kurze Zeit später als Organist berufen und blieb bis 1707 in Arnstadt. Sein Instrument erklingt bis heute regelmäßig zu Gottesdiensten und Konzerten.
Bachdenkmal
Das Bachdenkmal wurde 1985 von Prof. Bernd Göbel zum 300. Geburtstag J. S. Bachs entworfen. Es zeigt einen jungen J. S. Bach, der hier seine beeindruckende musikalische Karriere begann und seine erste Frau, Maria Barbara Bach, kennen lernte. Das Denkmal könnt ihr auf dem Arnstädter Markt bewundern.
Liebfrauenkirche
Zu den schönsten romanisch-gotischen Bauwerken Mitteldeutschlands zählt die Arnstädter Liebfrauenkirche. Bis heute dominieren ihre Türme die Silhouette der Stadt. Ihr Flügelaltar, die „Schöne Madonna“ aus Lindenholz und das Epitaph von Fürst Günther XLI. – genannt „der Streitbare“ – und Katharina von Nassau sind beeindruckende Kunstschätze.
Neideckturm und Gärtnerhaus
Bis heute zeugt der Neideckturm im Schlossgarten von der Pracht und Herrlichkeit vergangener Tage. Mit 65 Meter Höhe ist er der höchste Burgturm Thüringens und bietet einen phantastischen Rundblick über Arnstadt und die nähere Umgebung. Unweit befindet sich das älteste Gärtnerhaus Thüringens. Es beherbergt heute das Stadtmodell „Arnstadt um 1740“.
Lokschuppen
Im historischen Lokschuppen des Bahnbetriebswerkes Arnstadt kommen Eisenbahnfreunde ins Schwärmen. Nostalgische Dampfloks, Diesellokomotiven und Rangierloks vermitteln ein lebendiges Bild einer vergangenen Technikepoche. Ebenso stolz sind die Mitglieder des Fördervereins auf ihre funktionsfähige Werkstatt mit Schmiedefeuer, Lufthammer und Drehbänken. In den Räumlichkeiten des Bahnbetriebswerkes befindet sich außerdem eine Dauerausstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers S III Ohrdruf und die umfangreichen Bauarbeiten im Jonastal bis 1945.
Bachhaus
Arnstadt besitzt mit dem Haus Kohlgasse 7 eine der bedeutenden ehemaligen Wohnstätten der Musikerfamilie Bach. In keiner anderen „Bachstadt“ Deutschlands ist ein Haus erhalten, in dem Johann Sebastian Bach ein- und ausging, in dem er wahrscheinlich sogar in seiner Arnstädter Zeit wohnte. Es war 45 Jahre lang in Besitz der Familie Bach und ein Treffpunkt für deren Angehörige aus ganz Thüringen.
Rathaus
Das nach dem großen Stadtbrand von 1581 im Stil der Renaissance erbaute Rathaus beherrscht mit seinen Ziergiebeln und zahlreichen Schmuckelementen die Nordseite des Marktplatzes. Für die beispielhafte Sanierung und die gelungene Einbindung eines modernen Glasverbinders erhielt die Stadt den Thüringer Denkmalschutzpreis 2012
Oberkirche
Die Oberkirche (Pfarrhof 16) entstand im 13. Jahrhundert als Franziskanerkloster. Der Turm wurde später zur Stabilisierung des Bauwerkes angefügt. Der Innenraum überrascht mit einer großartigen frühbarocken Ausgestaltung aus dem 17. Jahrhundert. Zahlreiche Gemälde zeigen biblische Szenen und schmücken die Balustraden der Emporen.
Arnstadt Kristall
Die Arnstadt Kristall GmbH ist eine Bleikristall-Manufaktur und steht seit der Gründung durch den Meistergraveur Heinrich Arlt im Jahr 1947 für ausgezeichnete Glasmacherkunst. Im Laufe der Jahre spezialisierte sich der Betrieb zu einem internationalen Anbieter für hochwertiges und in Handarbeit gefertigtes Bleikristall. Beim Besuch des größten Thüringer Fachgeschäftes für Glas und Kristall erwartet dich eine riesige Auswahl an Trinkgläsern und Geschenkartikeln in zauberhaften Farben und Dekors. Von handgeschliffenen Kelchen bis zu eleganten Weingläsern mit feinstem Goldrand findet man eine Vielfalt an Kollektionen.
Milchhof
Der Milchhof in der Quenselstraße ist ein Denkmal der architektonischen Moderne. 1928 von Martin Schwarz errichtet veranschaulicht der Milchhof, wie sich im Industriebau der Moderne Funktionalität und soziale Verantwortung zu einer architektonischen Einheit verbanden. Das in Sanierung befindliche Baudenkmal soll zukünftig als vielseitiger Veranstaltungsraum dienen. Besichtigungen sind jederzeit mit telefonischer Voranmeldung möglich.
Theater im Schlossgarten
Aus einer fürstlichen Reitbahn entstanden, wird das Theater im Schlossgarten regelmäßig für künstlerische Veranstaltungen genutzt. Neben Schauspiel werden im Wechsel Operetten, Opern, Musicals, Konzerte, Kabarett- und Ballettvorstellungen sowie Kleinkunst aufgeführt. Die Eigenproduktionen des kleinen künstlerischen Ensembles entpuppen sich regelmäßig als wahre Publikumsmagnete.
Kunsthalle
Die Kunsthalle Arnstadt (Angelhäuser Str. 1), ehemals ein Industriegebäude, hat sich ihr ursprüngliches Flair erhalten. Betreut durch den Arnstädter Kunstverein finden auf einer Fläche von 350 Quadratmeter ständig wechselnde Ausstellungen international renommierter Künstler statt. Im Fokus stehen junge Künstler mit ihren modernen Werken.
Tierpark Fasanerie
Mit rund 25.000 Besuchern im Jahr gehört der Heimattierpark im Süden von Arnstadt (An der Eremitage 5) zu den beliebtesten Ausflugsziel in der Region. Auf einem Areal von 2,5 Hektar leben ca. 50 vorwiegend einheimische Tierarten. Das Gelände ist gepflegt und zu großen Teilen barrierefrei mit dem Rollstuhl erfahrbar. Bei Kindern ist der große Spielplatz mit Klettergerüsten, Schaukeln und Karussellen besonders beliebt. Die Eltern haben ihre Sprösslinge vom Imbiss aus stets im Blick. Dieser ist in den Sommermonaten von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Töpferei Kröner
Seit dem Jahr 2019 befindet sich die Keramikwerkstatt Töpferei Kröner – Tina Trautvetter in Arnstadt. Jedes einzelne Keramikstück wird hier in liebevoller Handarbeit hergestellt und mit den lustigen Tiermotiven bemalt. So können auch ausgefallene Kundenwünschen erfüllt werden. Besuch einfach die Werkstatt in der Kunsthalle und stöber durch das Ladengeschäft.