Sagengestalt oder Laune der Natur? Gerade zur Weihnachtszeit beflügeln Märchen und Geschichten die Fantasie der Menschen. Wenn einem da ein seltenes weißes Reh am Straßenrand über den Weg läuft, entspinnen sich die sagenhaftesten Fabeln im Kopf des einen oder anderen.
Weißes Reh im Naturkundemuseum Erfurt
Da ist es kein Wunder, wenn ein solch seltenes Tier in romantischen Weihnachtsvorstellungen den Heiland höchstpersönlich anzukündigen scheint. Doch seien wir mal ehrlich. Fantasy hin, märchenhafte Weihnachten her – wenn ein Weißes Reh, das ganz profan überfahren wurde, ausgestopft im Naturkundemuseum landet, dann kommt selbst der Weihnachtsmann nebst Christkind auf dem Boden der Tatsachen an.
„Erstaunliche Präparat“ wird ausgestellt
Und vielleicht kommen die beiden auch ganz unprätentiös nach Erfurt und besuchen ein totes Albino-Reh im Naturkundemuseum. Denn dort wird seit dieser Woche dieses „erstaunliche Präparat“ ausgestellt, wie es in einer Mitteilung der Stadt Erfurt heißt. „Seit wenigstens fünf Jahren war es den Waidmännern um Ranis (Saale-Orla-Kreis) bekannt. Immer wieder wurde es gesichtet, bis es im Januar 2018 bei einem Autounfall getötet wurde.“ So beginnt die weihnachtliche Märchenmitteilung der Stadt, die für das Rehlein – wie bereits erwähnt – ausgestopft in der Ausstellung endet. Bis Ende Januar kann es nun in der Erdgeschichtsetage an der Baumwurzel von Besucherinnen und Besuchern des Naturkundemuseums bestaunt werden, heißt es weiter.
Für mehr freshe News und geilen Scheiß:
Weißes Reh ist Seltenheit unter den Präparaten
Und wer sich sein Weihnachtsfest durch solcherlei Reality-Unterhaltung nicht entzaubern lässt, kann sich vielleicht dafür begeistern, dass das ausgestopfte Reh eine wahre Seltenheit unter den Präparaten ist – gar das einzige dieser besonderen und seltenen Farbanomalie in einem deutschen Museum. In freier Wildbahn seien weiße Tiere sehr selten und würden kaum das Erwachsenenalter erreichen, schreibt die Stadtverwaltung. Da die Färbung von Nachteil sei, erschwere sie die Tarnung und erleichtere es, von Beutegreifern entdeckt zu werden.
Sind die romantische Märchengefühle schon tot?
Und wer nach dieser nüchternen Erörterung immer noch romantische Märchengefühle hegt, dem seien die letzten Sätze der Mitteilung ans Herz gelegt: „Bei uns kommt für ein Reh eigentlich nur der Jäger als „Raubtier“ in Frage. Die Ehre verbietet es jedoch, ein weißes Reh zu schießen. Tut ein Jäger dies dennoch, bricht – so sagt man – ein Unglück über ihn und seine Angehörigen herein.“
Es gibt keinen Weihnachtsmann *Zwinkersmiley*
Doch keine Angst an alle Weihnachtsfabel-Verfechter, die Stadt Erfurt schafft dann doch noch den Bogen: „In vielen Sagen treten weiße Rehe immer wieder auf. Sie erscheinen geheimnisvoll, sanftmütig und verletzlich“, so die Stadtverwaltung Erfurt, die ganz bestimmt auch jedem Kind klarmachen kann, warum es keinen Weihnachtsmann gibt und warum es auch gut so ist! *Zwinkersmiley*
Das interessiert euch bestimmt auch:
-
Das wohl schönste Klo der Welt ist in Erfurt
-
Erfurt hat neue Wächter – und ein bisschen Kultur mehr…
-
Kontor Erfurt: Leuchtturm für Kreativwirtschaft entsteht