„Don’t panic!“ Keine Panik! – Ein Mantra, das die Kultur- und Veranstaltungsszene in den vergangenen Monaten allzu oft rezitieren musste. Sei es, um sich zu beruhigen, oder um einfach nicht komplett am Rad zu drehen. Seit März liegt das kulturelle Leben in Thüringen und Erfurt brach. Kulturschaffende stehen vor dem Abgrund. Kämpfen ums Überleben. Menschen, die vor der Pandemie eine kreative Aktion nach der nächsten realisierten und die Menschen mit ihren Veranstaltungen zusammenbrachten, sind plötzlich zu Untätigkeit gezwungen.
Don‘ Panik streamt aus
Tanzverbot. Nichts geht mehr. Da ist klar, dass sich die Kulturschaffenden nicht einfach ins stille Kämmerchen setzen und Däumchen drehen. Kämpfen ist angesagt. Weiter aktiv bleiben. Gesehen werden. Eben nicht in Panik verfallen. Und da sind wir auch schon wieder beim Thema, denn ein Parade-Beispiel, wie mit viel Enthusiasmus gegen den kulturellen Tod gekämpft wird, ist ganz klar das Format „Don’t Panic“ aus Erfurt, bei dem sich Clubbetreiber, Konzertveranstalter und „Kulturermöglicher“ zusammengetan haben, um zu zeigen: „Hey, wir sind noch da!“
Not macht erfinderisch
Angefangen hat alles zu Shutdownzeiten Ende März. Engelsburg, Kickerkeller, Kalif Storch, Klanggerüst und noch viele weitere Erfurter Kulturakteure sendeten im Livestream direkt aus ihren Konzerthallen. Neben DJs, Bands und Solomusikern, die sich im Stundentakt das Mikro in die Hand gaben, warteten die Streams mit verschiedenen Aktionen wie Live-Painting oder Rate-Runden auf. Doch das war irgendwann nicht mehr genug. „Wir merkten, dass wir mehr zu sagen haben. Musik ist schön und gut, aber wir wollen auch über andere Themen sprechen“, sagt Hubert Langrock, einer der Mitinitiatoren von „Don’t Panic TV“, einem Internet-Showformat, das sich aus diesem Wunsch nach mehr entwickelt hat.
„Don’t Panic TV“ und Enkl
Seit Mai sind mittlerweile sechs Folgen der regionalen Kultur-Show über den Äther gegangen. Tanzverbot, Nachhaltigkeit, Urlaub auf Balkonien und der schleichende Rechtsruck in der Gesellschaft waren Thema. „Wir merkten jedoch schnell, dass es mit der Show längst nicht getan war. Kultur in Erfurt braucht eine Lobby. Das hat die Krise gezeigt“, erklärt Engelsburg-Mitarbeiter und DJ Andreas Busch, der daraufhin mit seinen Veranstalter-Kollegen einen Schritt weiter gegangen ist und Ende Juni den gemeinnützigen Verein „Erfurter Netzwerk für kulturelles Leben“ (Enkl) gegründet hat. „Wir wollen das Bindeglied zwischen freier Szene und Stadt sein, wollen als Netzwerk die Kulturszene von Erfurt zusammenbringen, wollen mit unserer Expertise als Veranstalter und als kompetenter Ansprechpartner für alle, die Kultur machen, da sein“, bekräftigt Hubert und fügt an: „Aber nicht nur das, als Enkl wollen wir Info-Veranstaltungen, Workshops oder auch projektbezogene Partyreihen anstoßen.“
Gemeinsam können wir etwas bewegen
Laut Satzung des neuen Erfurter Kulturvereins will Enkl das kulturelle Leben Erfurts durch Veranstaltungen im Bereich Musik, Theater, bildende Kunst, Sport, Jugendbildung, Literatur und mehr fördern. Zudem soll ein veranstalterübergreifender Verhaltenskodex für Erfurter Clubs erarbeitet werden. Deshalb setzt sich das Netzwerk auch gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit sowie für Toleranz, Demokratie und Offenheit ein. Ziel ist es zudem Fördergelder abzurufen, um Modellprojekte mit den verschiedensten Themen zu realisieren, Beratungsleistungen zu erbringen sowie mit Vorträgen und Veranstaltungen aller Art einen Nährboden für Kultur aller Couleur heranzuzüchten.
Für bessere Kulturbedingungen kämpfen
Die Vereinsmitglieder wollen für bessere Kulturbedingungen kämpfen. Sprachrohr sein. „Die Krise hat gezeigt, dass wir zusammenhalten und auf die prekäre Situation von Künstlern und Kulturschaffenden aufmerksam machen müssen“, so Andreas Busch, der nochmal explizit klar macht: „Wir wollen niemanden ausschließen. Jeder kann bei ‚Don’t Panic‘ mitmachen oder bei Enkl-Mitglied werden. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Menschen und Institutionen, die unseren Kreis erweitern, um besser zu werden und sich für die Erfurter Kultur einzusetzen. Nur gemeinsam können wir etwas bewegen und zeigen, was die Thüringer Landeshauptstadt alles zu bieten hat.“
Fotostrecke zu „Don’t Panic TV“
Für mehr Events und coole News klickt hier und lest das neue t.akt-Magazin online!
Hard Facts
- „Don’t Panic TV“ – Eine wahrhaftige Kulturbereicherung für Erfurt.
- „Erfurter Netzwerk für kulturelles Leben“ (Enkl) – Ein Netzwerk, das die Kulturszene in Erfurt zusammenbringt.
- Website | Facebook | Instagram | YouTube
Mehr coole News für euch
-
“Pandemistisches Gartentheater” – Ein Funken Hoffnung für die Kultur in Erfurt
-
Stattstrand Erfurt startet mit vielen Neuerungen in die Open-Air-Saison
-
Grand Opening Stadtgarten 2.0 – Das erwartet euch an Erfurts neuem Kulturhotspot