Zeit mit dir: Das Besondere in dem finden, was man übersehen kann
Ein Marmeladenglas ziert das Logo des Projekts „Zeit mit dir “. Hier wird zwar nicht eingekocht, aber dennoch konserviert. Denn die Initiatoren Paul Träger und Karolin Werner wollen Familienmomente einfangen, die dem Alltag entspringen.
„Es geht darum, „Marmeladenglasmomente“ einzufangen“, erzählt Karo. Die 26-Jährige ist studierte Pädagogin der Kindheit und 2016 zum hauptberuflichen Fotografen Paul (30) gestoßen. Ganz heimlich ist sie auch noch ein Fan der Kinderbuchreihe „Wilde Hühner“. In einem der Bände ist die Mädchenbande gemeinsam auf Klassenfahrt. Am letzten Abend sitzen sie alle gemeinsam gemeinsam auf dem Bett und lassen die Zeit Revue passieren:
„Sie hatten das Fenster weit aufgemacht, damit ihnen zum Abschied noch mal der salzige Wind in die Nasen zog. Als ihnen kalt wurde, rückten sie einfach näher zusammen. „Jetzt müsste die Zeit stehenbleiben“, sagte Trude leise. „So für eine Woche ungefähr.“ Frieda nickte. „Wisst ihr, was ich mir manchmal vorstelle? Dass man so eine schöne Zeit einfach in ein Marmeladenglas stecken könnte. Und wenn man unglücklich ist, dreht man einfach den Deckel auf und schnuppert ein bisschen dran.“
Familienfotografie mit Ehrenkodex
„Zeit mit dir“ weckt ein Stückchen Kindheit und Familienzeit ein. „Und das Wunderbare ist: Du kannst es jederzeit wieder öffnen“, fasst die passionierte Fotografin zusammen. Nach ihrem Studium merkte sie, dass sie die Arbeit mit den Kindern zwar erfüllt, ein Lehrberuf aber nicht in Frage kommt. Um sich auszuprobieren, machte sie ein Fotografie-Praktikum bei Paul, der von ihrem Talent beeindruckt war. „Es hat sich von Beginn an richtig angefühlt, mit ihr zusammenzuarbeiten.“
„Es ist nichts gestellt oder wird verändert“
Im Oktober 2016 stießen sie dann auf das Konzept der „documentary family photography“. Der amerikanische Trend hat seinen Antrieb darin, ganzheitlich ehrliche Momente aus dem ganz individuellen Alltag einer Familie mit ästhetisch anspruchsvollen Fotos festzuhalten. „Der Ehrenkodex ist“, so Paul, „dass nichts gestellt ist oder verändert wird.“ Besonders die Persönlichkeit der Kinder ungefiltert einzufangen, ist eine Herausforderung. „Deshalb sind wir zwar zurückhaltend, aber versuchen gleichzeitig mit den Kindern zu interagieren. Ganz entspannt und mit viel Zeit, damit sie ihre Scheu verlieren.
Fotogalerie: „Zeit mit Dir“ gießt pures Leben in Bilder
Viele Aufträge aus Mund-zu-Mund-Propaganda
Und es ist wichtig, dass sie wissen: sie haben einen Rückzugsort. „Zuhause oder an einem vertrauten Ort fühlen sie sich einfach wohler“, erklärt Karo die Vorgehensweise. Und besonders in Bezug auf Vertrauen gibt es einen weiteren Aspekt:
Man holt sich nicht jeden Menschen unbekannterweise nach Hause. An dem Ort, wo du deine Kinder ins Bett bringst, muss die Chemie stimmen. Deshalb resultieren bislang noch viele Aufträge aus Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Familien, die bereits eine Reportage gebucht haben, erzählen ihren Freunden und Kollegen oft begeistert davon.
Auch die kleinen Momente sind wichtig
Und nach und nach wird der Grund dafür auch deutlich: Oft liegt der Fokus auf den großen Momenten, einer Hochzeit zum Beispiel. Aber eine Familie besteht aus so viel mehr Erinnerungen. Aus den kleinen alltäglichen Ritualen und Interaktionen, die es wert sind, festgehalten zu werden. „Das kleine, intime Miteinander ist genauso schön und wertvoll wie die großen Momente im Leben einer Familie“, schließt Karo mit einem Lächeln ab.
Wer Lust auf authentische und dokumentarische Fotos hat, die auch nach Jahrzehnten noch ein Lächeln auf das
Gesicht zaubern, der sollte mal bei „Zeit mit dir“ stöbern: