Mit dem Song „Still“ sind Sascha Eigner und Nicholas Müller alias Jupiter Jones durchgestartet. Nach einer langen Pause hat die Band nun wieder zueinander gefunden. Neue Songs sind in Planung und die beiden arbeiten schon fleißig an einem neuen Album. Wir haben mit ihnen über den Neustart gesprochen. Warum es okay ist, auch einmal den Mittelfinger zu zeigen und warum die beiden mit Atze Schröder zusammenarbeiten, erzählen sie uns in dem Interview.
Eine Mischung aus einem Planeten und der Hauptfigur eines Abenteuerfilmes. Wie kam euer Bandname Jupiter Jones eigentlich zustande?
Genauso – nicht. Das ist der Originalname vom ersten Detektiv der drei Fragezeichen. Im Deutschen Justus Jonas und im englischen Original heißt er Jupiter Jones. Da wir große Hörspielfans sind, vor allem von den drei Fragezeichen, haben wir das damals so entschieden und es hat sich nun fast 20 Jahre so bewährt.
Ihr habt euch dieses Jahr neu gegründet. Wer hat den ersten Schritt gewagt und wie ist die Neugründung abgelaufen?
Wir haben uns nicht wirklich neu gegründet, sondern haben eher wieder zueinander gefunden. Wir machten bis 2014 zusammen Musik und dann gab es eine Pause von fast fünf Jahren. 2019 entschieden wir, dass wir wieder loslegen und gemeinsam Musik produzieren wollen.
Wie denkt ihr, hat sich die Band nach all der Zeit verändert?
Ursprünglich waren wir eine Punk-Rock-Band. Im Grunde genommen haben wir aber einfach schon immer Musik geschrieben, die wir gut fanden. Wir sind beide keine Theoretiker. Wir entscheiden alles sehr intuitiv und das ist auch ein Grund, warum wir beide gut zusammen funktionieren. Das, worauf wir Bock haben, machen wir. Die Abläufe haben sich jedoch ein bisschen geändert. Früher bekamen wir eine Anfrage, fuhren sofort los und spielten egal wo für eine Kiste Bier. Mittlerweile sind wir Väter. Da muss man planen. Deshalb ist alles etwas ruhiger und geordneter geworden.
Wie würdet ihr euer Genre heute beschreiben?
Das ist die ewige Frage. Was wir mittlerweile machen, ist schon Pop-Musik. Doch das ist ein weites Feld. Was ist denn eigentlich keine Pop-Musik? Ich glaube, wir machen Pop-Musik mit jeder Menge Bock. Also wenn es eine Schublade sein müsste, dann diese.
„Der wichtigste Finger einer Faust“ ist eine eurer neuen Singles. In dem Musikvideo seid ihr mit Comedian Atze Schröder zu sehen. Wie ist diese Kombination entstanden?
Wir kennen ihn jetzt schon fast über ein Jahr. Ich habe Anfang der Pandemie einen Livestream für Menschen mit Angsterkrankungen gemacht. Da lud ich verschiedene Künstler aus Deutschland ein und Atze war auch dabei. Deshalb hatte ich seine Nummer noch. Wir beschlossen dann, ein Video als Hommage an den Song „You can call me Al“ von Paul Simon zu drehen. In dem Musikvideo war Witzbold Chevy Chase mit dabei. Wir brauchten also auch einen Komiker, der mitspielt. Von der Anfrage an Atze bis hin zu seiner Zusage sind vielleicht zweieinhalb Minuten vergangen. Er wollte nicht einmal eine Gage, sondern wir sollten das Geld spenden. Er ist echt einer der besten Typen, die wir in den letzten Jahren kennenlernen durften. Von daher ist alles durch Zufälle zusammengekommen. Aber das Ergebnis war für uns überaus zufriedenstellend.
Die Lyrics in dem Song „Der wichtigste Finger einer Faust“ klingen so, als würdet ihr einem Kind die Welt erklären. Wie ist diese Idee entstanden und was war eure Intention?
Ein bisschen stimmt das tatsächlich: Wir sind beide Väter von vier- bis siebenjährigen Töchtern. Als Elternteil erklärt man ständig die Welt. Wir neigen dazu, zu sagen, was man tun oder besser lassen sollte. Wir glauben aber auch, dass Kinder selbst ganz gut in der Lage sind, das herauszufinden. Wenn man Kindern ständig sagt, dass sie etwas nicht können oder nicht sein dürfen, dann versuchen sie es vielleicht auch niemals. Kinder sollten immer die Möglichkeit haben, mit der Unterstützung der Eltern, für sich selbst herauszufinden, wie die Welt funktioniert. Und wenn dann irgendwelche Deppen kommen und dir verbieten jemand zu sein oder jemanden zu lieben, dir sagen, dass manche Menschen nicht in unser Land dürfen, dann gibt es eben – wie im Song beschrieben – den wichtigsten Finger einer Faust, um kurz und knackig nonverbal klarzumachen, dass man auf solche Ansagen keinen Bock hat.
Die Lyrics und der Aufbau eurer Single „Überall waren Schatten“ unterscheidet sich sehr von anderen Songs. Was ist an diesem Lied besonders?
Man könnte es einen Corona-Song nennen. Der Track ist ein Aufruf an die Menschheit, mal für zehn Minuten vernünftig zu sein und nicht gegeneinander zu kämpfen, eben mal zu überlegen, was dadurch alles so kaputt gehen könnte. Wir stecken alle seit eineinhalb Jahren in derselben Kacke und haben durch Corona alle ein ähnliches Problem. Im Grunde genommen sind wir alle gleich. Und wenn es mal ganz dumm läuft und es kommt plötzlich so ein Virus, der uns alle trifft, dann sollten wir uns gemeinsam schützen. Das könnte eigentlich dann dazu führen, dass wir Verständnis für den Rest der Menschheit aufbringen. Tut es aber nicht, denn dafür sind wir zu sehr Mensch.
Ihr habt dieses Jahr auch schon einige Konzerten gespielt. Wie sieht bei euch ein typischer Tagesablauf an einem Tour-Tag aus?
Wir sind meistens in einem großen Bus unterwegs, in dem wir auch schlafen und von Ort zu Ort über Nacht fahren. Dann kommen wir dort morgens an und jeder sucht erst einmal die Dusche. Wir gehen zum Frühstück und danach liegen wir rum. Die Techniker bauen die Bühne auf und ab 15 Uhr ist Soundcheck. Danach essen wir noch etwas, schlafen vielleicht noch eine Stunde und dann geht es auch schon auf die Bühne. Nicht sehr spektakulär.
In Gera tretet ihr bei sogenannten Couchkonzerten auf. Kennt ihr das Format? Wisst ihr, wie das aussehen wird?
Tatsächlich nicht. Wir haben schon in sehr vielen Orten in Deutschland gespielt, aber in Gera waren wir noch nie. Wir wissen auch nicht so richtig, was auf uns zu kommt, lediglich, dass dort sehr viele Couches stehen. Aber wie es genau aussieht und abläuft, werden wir sehen. Es klingt auf jeden Fall sehr charmant.
Auch tretet ihr als Jupiter Jones Trio auf? Wer ist der dritte im Bunde?
Das ist unser Klaviermann Alex Levji. Er begleitet uns auch im normalen Setup. Und er wird uns an dem Abend ein bisschen mit dem Klavier begleiten.
Was sind eure Pläne für die Zukunft? Ist schon ein neues Album oder eine Tour geplant?
Ein neues Album ist auf jeden Fall geplant. Wir haben vor ungefähr sechs Wochen ein Crowdfunding-Aktion bei startnext.com initiiert. Das kam in knapp vier Wochen das komplette Geld zusammen. Wir werden deshalb in den kommenden Monaten das Album „Die Sonne ist ein Zwergstern“ abschließen und wollen es Anfang kommenden Jahres veröffentlichen. Eine neue Tour ist wegen Corona noch ungewiss. Aber wir haben Bock die neuen Songs live zu performen.
Habt ihr da schon bestimmte Themengebiete, für das neue Album?
Wir sind keine Band, die über ein bestimmtes Thema sonderlich häufig schreibt. Wir sind eine politische Band, aber wir schreiben nicht großartig politische Songs. Wir schreiben immer über Themen, die das Leben ausmachen. Über Fehler, große Momente, Tod, Trauer, Liebe. Du kannst aus all unseren Jupiter-Jones-Songs eine Biografie ableiten. Was kann einem Menschen in seinen circa 85 Jahren auf diesem Planeten so alles passieren? Das haben wir sonst immer so gemacht und das machen wir beim neuen Album auch so. Auf der Platte wird es aber diesmal verstärkt um das Thema Selbstliebe gehen. Das ist für viele Menschen ein merkwürdiges Wort, aber sich selbst ausreichend Liebe und Respekt entgegenzubringen, ist uns in den letzten Jahren sehr wichtig geworden.
Hard Facts:
- Wann: Freitag | 1. Oktober |
- Beginn: 20 Uhr
- Wo: Clubzentrum Comma | Heinrichstraße 47 | Gera
- Tickets: www.ticketshop-thueringen.de
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