Kornblumenblau sind mir schon auf vielen Konzerten als Vorband begegnet. Am 20. August 2021 brachten sie ihr zweites Album raus – höchste Zeit, mehr über die vier Thüringer zu erfahren. Sängerin Pauline nahm sich Zeit, um mir ein paar Fragen zu beantworten.
Stellt euch doch bitte kurz vor. Was sollte man unbedingt über Kornblumenblau wissen?
Wir sind eine vierköpfige Female-Fronted-Punkrockband aus Thüringen. Seit Dezember 2014 spielt Max an Gitarre und Gesang; Alex am Bass und ich (Pauline) am Gesang und Akkordeon in der gemeinsamen Formation. Felix ist seit Januar 2020 am Schlagzeug dabei. Wir alle kommen aus kleinen Dörfern des südöstlichen Thüringens. Wir spielen schnellen und treibenden, aber auch melodischen Punkrock mit überwiegend antifaschistischen und gesellschaftskritischen Texten. Klar soll unsere Musik Menschen zusammen und auch zum Feiern bringen, aber die Message hinter unserer Musik ist auch ein wichtiges Ziel.
Ein Akkordeon begegnet einem selten in der Punkszene. Wie kamt ihr auf die Idee?
Oh, diese Frage bekomme ich oft gestellt. Max (welcher übrigens mein zwei Jahre älterer Bruder ist) und ich besuchten in unserer Kindheit erst die „musikalische Früherziehung“ und dann zusammen eine Musikschule. Ich war fünf Jahre alt, als Max und ich gemeinsam die Basics beim Melodica-Unterricht vermittelt bekamen. Danach lernten wir zwei auch Akkordeon und spielten in einem Musikschulorchester. Später spielten wir dann gemein[sam mit fünf anderen Jugendlichen in einer Kirchenband verschiedenste Kirchenlieder. Mit zunehmendem Alter wollten wir auch andere Musik machen. So coverten wir dann auch Die Toten Hosen, Mutabor, Die Ärzte, u.s.w. in der Kirche. Irgendwann hatten Max und ich keine Lust mehr Songs nur zu covern. Wir stiegen aus der Band aus und entschlossen uns, gemeinsam eine eigene Punkrockband zu gründen. Dafür holten wir uns einen Drummer und Alex (Bass) ins Boot und um auf deine Frage zurückzukommen, da hatten wir ja schon mal das Akkordeon da – da wollten wir das natürlich auch nutzen. Es ist etwas unüblich in der Szene, das stimmt – aber gerade das gefällt uns eigentlich auch.
Im August erschien euer zweites Album „Wind gen Morgen“. Worum geht’s in den neuen Songs?
Ich würde behaupten, dass es sich textlich, im Vergleich zum vorherigen Album, schon deutlich verändert hat. Dies mag wahrscheinlich auch daran liegen, dass ein weiterer Schreibstil hinzugekommen ist. Bei unserem ersten Album „Unschuld vom Lande“ schrieb Max alle Texte. Bei „Wind gen Morgen“ habe ich außer bei zwei Songs („Die Gleichen“ und „Legal brutal“) alle Texte geschrieben.
Was alle Songs gemein haben: Liebe, Menschlichkeit und Hoffnung. Ich habe versucht, in den Werken meine aktuellen Gefühle zur gegenwärtigen Situation in dieser Welt zu verarbeiten. Wir wollen nicht alles schlecht reden, aber wir sind ja keine Schlagerband und wollen natürlich auch Dinge ansprechen, die unserer Meinung nach in dieser Gesellschaft deutlich schieflaufen. Nicht nur Antifaschismus ist im Fokus unserer Songs. Neben Themen wie Zivilcourage und Kritik an der egoistischen Konsumgesellschaft, umfasst das Album auch Aspekte wie Klima[1]und Umweltschutz. Allerdings sind wir ganz ehrlich – wir nehmen uns da selbst nicht raus. Jeder Mensch macht Fehler und handelt nicht immer richtig. Aber auch diese Erkenntnis ist ein wichtiger Schritt, um etwas zu bewirken. Jeder Mensch, auch wir selbst, sollte jeden Tag an sich arbeiten, um die zunehmend immer schräger werdende Welt wieder zu einem schönen und friedlichen Ort zu machen. „Wind gen Morgen“ trägt ganz viel Hoffnung, Mut und Zuversicht in sich. Wenn jeder sein Bestes gibt – das was in seiner persönlichen Macht steht –, kann sich der „Wind“ vielleicht noch einmal drehen …
In einem Lied gab sich Gunnar von „Dritte Wahl“ die Ehre – richtig cool. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Inmitten der Albumproduktion überlegten wir, wie wir dem Song „Die Gleichen“ noch eine besondere Note geben könnten. Wir dachten darüber nach, ein Feature ein[1]zuladen und hatten dann die Idee, Gunnar zu fragen. In den vergangenen Jahren unseres Bandbestehens spielten wir schon zahlreiche Konzerte gemeinsam mit „Dritte Wahl“. Wir kennen uns also gut und freuen uns immer, einander auf Konzerten und Festivals zu treffen.
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Zwischen eurem ersten und dem neuen Album liegen vier Jahre. Ihr habt in diesen vier Jahren viele Konzerte gespielt. Was ist euch aus dieser Zeit besonders im Kopf geblieben?
Im Dezember 2017 veröffentlichten wir unser erstes Album „Unschuld vom Lande“. Ab diesem Zeitpunkt, bis eigentlich Anfang 2020 (mit dem Beginn der Pandemie), waren wir gefühlt jedes Wochenende unterwegs und spielten Konzerte. Schon lange planten wir die Produktion eines neuen Albums. Aber tatsächlich hatten wir einfach keine Zeit, da wir ja andauernd Konzerte spielten. Wir haben Gartenlauben; verbarrikadierte Underground-Keller; sehr kleine Punkläden; große Clubbühnen, Festsäle und verschiedenste Festivals bespielt – und ich muss sagen: jede Location ist auf ihre eigene Weise besonders. Wir lieben es klein und gemütlich – aber klar spielen wir auch gern vor vielen Menschen. Schönste Konzerterinnerungen, welche mir persönlich in Erinnerung kommen, waren die Shows beim Rock am Kuhteich, oder auch beim Wasted in Jarmen. Allerdings auch Veranstaltungen, wie z.B. „Themar bleibt bunt“, bei welchen wir 50 Meter entfernt von hunderten von Nazis demonstrativ gespielt haben, sind natürlich Konzerte, die im Kopf bleiben.
Euer Release-Konzert ist leider bereits vorbei. Was steht noch an Konzerten in diesem Jahr an?
Vielleicht könnt ihr uns auch schon einen Ausblick geben? In diesem, aufgrund der noch immer nicht überstandenen Corona-Pandemie, unklaren Konzertjahr, ist auch bei uns konzert-technisch noch vieles offen. Für 2022 sind bisher schon einige Festivaltermine bestätigt … aber da werden sicherlich noch einige hinzukommen.
Wenn sie nicht gerade auf einem Festival oder Konzert rockt, dann spricht unsere Rock und Punk-Reporterin Ronja in ihrem Interview-Blog „Ronja rockt“ regelmäßig mit Bands aus der Szene. Mehr findet ihr unter www.taktmagazin.de
Hard Facts:
- Zur Kornblumenblau Homepage: www.kornblumenblau.org
- Instagram: kornblumenblau.official
- Facebook: Kornblumenblau.Punkrock
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