Es ist endlich soweit! Knapp vier Jahre nach Schließung des legendären Erfurter Clubs Centrum, eröffnet zum Jahreswechsel in der Landeshauptstadt Thüringens die neue Veranstaltungslocation Central. Die Veranstalter von Dark Room freuen sich sehr, die seit über 20 Jahren bestehende Depeche-Mode-Partyreihe in der neuen, beeindruckenden und im post-industriellen Stil gehaltenen Location, am Samstag, den 15. Februar, fortsetzen zu können. Wir haben vorab mit Ingo Wolf, einem der Köpfe hinter der Veranstaltung, gesprochen.
20 Jahre ist eine lange Zeit. Wie viele „DM“-Partys gab es bereits?
Über einhundert. Sagen wir mal, es waren exakt 101.
Stell bitte dich und die Organisatoren der Party etwas genauer vor. Seid ihr „Dark Room“? Was macht ihr sonst noch so?
Wir sind das Dark Room-Team, das sich seit 1993 mit der Organisation von Depeche Mode-, Elektro-, Dark- und auch 80er-Parties beschäftigt. Entstanden ist die Idee dadurch, dass sich Anfang der Neunziger ganz neue Musikstile durchgesetzt haben, die die gute alte 80er-Jahre-Musik, insbesondere die von z.B. Depeche Mode, The Cure, Front242 und vielen anderen Bands aus dem Partyprogramm der Diskotheken vertrieben haben. Musik, mit der wir aufgewachsen sind, die wir kannten und mit der wir Erinnerungen verbunden haben. Wir waren damals ganz normale Gäste, haben „unsere Musik“ sehr vermisst und durch Gespräche mit DJs und Betreibern haben wir dann quasi aus purem „Egoismus“, eine erste eigene Depeche-Mode-Party veranstaltet – einfach nur, um unsere favorisierte Musik zu hören.
https://www.facebook.com/depechemode.info/photos/a.738625249538362/2803707033030163/?type=3&theater
Schnell haben wir dann durch Zulauf und Begeisterung der Besucher gemerkt, dass wir einen Nerv getroffen haben und nicht die einzigen waren, denen es so erging. Auf der Suche nach einem Namen für unser Projekt haben wir uns dann für den Begriff „Dark Room“ entschieden, zwei Worte aus dem Depeche-Mode-Song „Photographic“. Sie waren für uns das Synonym für das „dunkle Kämmerchen“, in dem in Ruhe und Abgeschiedenheit Ideen für die Partys entstehen.
Warum ist es euch ein Anliegen die „DeMo“-Partys wieder zu veranstalten?
Für uns schließt sich mit der Eröffnung des Central und der Veranstaltung der DM-Party am 15. Februar ein Kreis, weil wir 1999, also im Eröffnungsjahr des Centrum, mit unserer DM-Party gleich zu Beginn mit am Start waren und nun 20 Jahre später, bei der Eröffnung des neuen Central, wieder dabei sein werden.
Es war unglaublich, mit welcher Begeisterung das Erfurter und Thüringer Publikum von Anfang an mitgefeiert hat. Depeche Mode selbst ist ja auch öfter in Erfurt aufgetreten und auf den DM-Parties war es so, als wäre es eine große After-Show-Party – eben auch, wenn es vorher kein Konzert gab. Das hat einfach richtig Spaß gemacht. Insbesondere, wenn man sich, wie wir, große Mühe mit den Parties gibt und dann das entsprechende Feedback bekommt, ist das natürlich sehr schön für einen Veranstalter.
Wir sind ja selbst Fans dieser Musik und somit ist es eine Party von Fans für Fans. Es ist manchmal schwierig zu entscheiden, ob man jetzt auf der Party „auf Arbeit“ ist und sich seine Energie für die 20 Stunden Party mit An- und Abfahrt, Auf- und Abbau und Partydurchführung einteilt oder ob man nicht selbst einfach mittanzt und feiert. Nicht selten wird es eine Symbiose aus beidem.
Das alles hatte aber dann mit der Schließung des Centrums ein plötzliches Ende und alle waren sehr bestürzt darüber, weil damit nicht nur einfach ein Veranstaltungsort, sondern für viele auch ein Treffpunkt und ein Stück Kultur verloren ging. Wir wurden in der Zeit danach sehr oft von Gästen gefragt, ob und wann es mit der DM-Party weitergeht. Lange Zeit hatten wir keine Antwort darauf und gehofft, dass Andreas Bretschneider, der Betreiber des Centrum, eine neue Location findet. Jetzt ist dieser Wunsch mit dem Central nach vier Jahren Pause endlich Realität geworden!
Was haltet ihr vom Central als neue Veranstaltungsstätte?
Wir kennen die Location als Industriehalle noch in ihrer Ursprungsform. Was Andreas mit seinen Helfern dort innerhalb zweier Jahre auf die Beine gestellt hat, verdient allergrößten Respekt. Es ist eine sehr beeindruckende, im Detail sehr liebevoll gestaltete und im post-industriellen Design gehaltene Veranstaltungslocation geworden, die eine Bereicherung für Erfurt sein wird. Wir freuen uns, dass wir wieder mit an Bord sein dürfen und hoffen, dass die Erfurter und Thüringer vom neuen Veranstaltungsort genau so begeistert sein werden wie wir.
Ist die Gothic-Szene wirklich so groß in Thüringen?
Wenn ihr mit „Gothic-Szene“ die gesamte schwarze Szene in Thüringen meint, die ja aus vielen Subgenres besteht, dann ist das schwer zu schätzen. Wir haben nie eine Erhebung darüber gemacht. Im Prinzip ist es aber so, dass es allein aufgrund der Einwohnerzahl Erfurts, natürlich hier in Erfurt einen Schwerpunkt gibt. Sehr viele wohnen aber auch verstreut in kleinen Städten und Dörfern, die ihre Anlaufpunkte zum Treffen und Feiern dann aber auch z.B. in Erfurt haben.
Es sind aber nicht ausschließlich Szene-Gäste auf der Party. Es ist auch ein gewisser Anteil von Gästen darunter, die Depeche Mode noch von früher kennen, mögen, mit der Musik aufgewachsen sind und die aber aus beruflichen und familiären Gründen keine Zeit für Festivals oder Konzerte haben und deswegen einfach mal wieder einen Abend mit Freunden und guter Musik verbringen wollen.
Du hast von einem großen Einzugsgebiet gesprochen. Von wo kommen die Leute und woher weißt du das?
Dazu muss man nur auf den Parkplatz gehen und die Nummernschilder anschauen, dort sind neben – natürlich – Erfurter Kennzeichen, auch sächsische, sachsen-anhaltinische, bayrische, hessische, etc. zu finden. Im Laufe der Zeit lernt man ja auch viele Gäste kennen und unterhält sich und findet heraus, dass auch mal Schweizer oder tschechische Gäste die Party besuchen, sich zu einem Kurztrip entschlossen haben und sich dann am nächsten Tag Erfurt anschauen. Aber man kennt viele Gäste persönlich durch Festivals und Konzerte oder Partys in anderen Bundesländern und Städten und weiß im Laufe der Zeit, woher sie kommen.
Werden alle drei Floors bespielt?
Klar. Wir bieten innerhalb der Depeche-Mode-Party auch immer noch zwei weitere Floors an, die sich den Themen Dark und Electro widmen, also der dunklen und härteren musikalischen Seite jenseits von Depeche Mode. In der Main Hall gibt es Depeche Mode, Synthipop und Futurepop auf die Ohren, in der Maschinenwerk-Halle Electro sowie EBM und auf dem Dark-Floor erwartet die Leute Romantic, Wave, Darkwave, Gothic and unexpected.
Es soll nicht einfach nur eine Party sein, sondern überregional den Gästen dieser Genres eine Möglichkeit abseits von Festivals und Konzerten bieten, sich mal ungezwungen zu treffen, zu unterhalten, Freunde wiederzusehen und zu ihrer Musik abzufeiern.
Was wird auf der Party im Central sonst alles geboten?
Wir werde, wie es die Gäste gewohnt sind, die Räumlichkeiten stilecht dekorieren und falls möglich, auch Videos präsentieren. Wer während der langen Partynacht Hunger bekommt, der kann sich übrigens im neuen Chin Chin, einem extra Bereich mit Sitzmöglichkeiten, einen lecker Burger, Hot Dog oder auch Heißgetränke holen.
https://www.facebook.com/centralcluberfurt/photos/p.2673578589356167/2673578589356167/?type=1&theater
Gibt es Neuerungen im Vergleich zur alten Party im Centrum?
Ja. Die Neuerung ist, dass das neue Central sehr groß ist und somit auch eine große Herausforderung. Wir hoffen daher, dass wir viele Gäste auch mit Hilfe des t.akt-Magazins erreichen, über die Party und die Location informieren können und sich dadurch ein neuer Treffpunkt in Thüringen und Erfurt für Musikfans nach der Centrum-Ära wieder etablieren kann.
War es schwierig das Konzept auf den neuen Club umzumünzen?
Dass das Konzept der Depeche-Mode-Party auch am neuen Standort gelingt, wünschen wir uns natürlich sehr. Das hängt aber nicht allein von uns ab, sondern natürlich in erster Linie davon, wie es den Gästen gefällt und wie die Party in der neuen Location, bzw. die Location selbst, von den Gästen angenommen wird. Aber das werden wir erst nach der ersten Party wissen.
Wie sieht die Zukunft aus? Wird es eine regelmäßige Veranstaltung?
Wir hoffen sehr, dass wir die DM-Party wieder etablieren können. Es geht für uns selbst nicht nur um eine x-beliebige Party. Nach 20 Jahren ist uns die Party natürlich sehr ans Herz gewachsen und, wie wir glauben, auch den Gästen. Trotz allem werden wir die Party in Zukunft nicht mehr in einem regelmäßigen Rhythmus von zwei Monaten, sondern eher als Highlight an ausgesuchten Terminen im Frühjahr, Herbst und Winter veranstalten.
Hard Facts:
- Wann: 15. Februar | 22 Uhr
- Wo: Central | Am Wasserturm 8-10 | Erfurt
- Mehr Infos dazu findet ihr hier, auf Facebook und der Homepage
Merk’s dir:
- Was: Die Große 80er-Jahre-Party
- Wann: 7. März | 22 Uhr
- Wo: Central | Erfurt
- Mehr Infos dazu findet ihr hier.
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