Wenn man von Legenden in der deutschen Musikszene spricht, kommt man an seinem Namen nicht vorbei: Howard Carpendale. Auch wenn er selbst dieses für sich abgelehnt hat, so muss auch er sich seiner beispiellosen Karriere stellen. Seit fast 60 Jahren ist seine Musik der Soundtrack, den Deutschland seit der ZDF-Hitparade nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Mit seiner „Let’s do it again!” ist er jetzt zurück und kommt am 17. Mai auf die Konzertbühne der Messe Erfurt. Wir sprachen vorab mit Howard über 60 Jahre Schlager.
Ihr neues Album „Let’s Do It Again“ könnte ein Mantra für die kommende Tour sein – wie bringen Sie die Energie auf, erneut mit einem neuen Album auf Tour zu gehen?
„Let´s Do It Again“ ist momentan ein Mantra für mein ganzes Leben, das mir viel Energie gibt. Ich freue mich wahnsinnig darüber, dass wir eine Zeile gefunden haben, die so eine Ausstrahlung hat. Das bedeutet mir sehr viel.
Viele Musiker:innen sagen, dass es wie ein Rausch ist, auf der Bühne zu stehen und Endorphine freisetzt – ist das für Sie auch ein Ansporn, wieder die Bühne zu suchen, die Leute glücklich zu machen und den Rausch zu spüren?
Ich höre oft viele Dinge, die andere Menschen sagen. Zum Beispiel, dass es normal sei, vor einem Auftritt nervös zu sein. Dem kann ich jedoch nicht zustimmen. Für mich geht es vielmehr darum, sicher zu sein. Ich empfinde es nicht als Rausch, sondern vielmehr als eine Erfahrung, bei der ich viel gebe und im Gegenzug viel zurückbekomme.
Wie fühlt es sich an, wenn man große Hits wie „Ti amo“ oder „Hello Again“ auf der Bühne anstimmt und die Massen in einen kollektiven Freudentaumel geraten?
Für Menschen, die diese Erfahrung nicht teilen, mag es wahrscheinlich schwer nachzuvollziehen sein. Ich bin selbst oft überrascht. Es geht dabei nicht nur um mein persönliches Empfinden. Ich freue mich jedes Mal über die Freudenbekundungen oder auch die Briefe, die ich erhalte. Und ich bin mir bewusst, dass ich eine Verantwortung trage, die ernst zu nehmen ist.
Das Duett „Wegen dir“ mit Kerstin Ott ist auf Spotify ein Hit. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Ihr hat der Anfang des Songs so gut gefallen, weshalb sie mich fragte, ob sie ihn covern kann. Das ist eher unüblich in unserer Branche, aber aus ihrer Version wurde ein großer Hit. Also habe ich später einen Teil mit ihr gesungen, ohne zu planen, was daraus werden soll. Mittlerweile hat der Song acht Millionen Aufrufe auf YouTube erreicht. Das ist für viele Leute zu einer großen Sache geworden.
Sie haben eine lange Zeit mit Joachim Horn-Bernges, der in Thüringen lebt, zusammengearbeitet. Gibt es auch auf dem neuen Album eine Kooperation mit ihm?
Nein, aber wir sind gute Freunde. Gemeinsam haben wir alles gesagt, was zu sagen war. Anstatt den Drang zu verspüren, zusammenzuarbeiten, tut diese Ruhe gut. Ich habe eine gute Beziehung zu ihm und ein Album werden wir nicht mehr machen.
Der Song „Du bist das Letzte“ aus dem aktuellen Album ist sehr erfolgreich. Betrachtet man nur den Titel, ist er schon ironisch gemeint, oder?
Es handelt sich um eine Spaßnummer. Daher habe ich auch nicht lange an dem Text gefeilt. Der Song soll einfach gute Laune verbreiten und es macht auch mal Spaß, solche Titel zu singen – das habe ich auch schon öfter gemacht. Es ist einfach lustig, so wie ein kleiner Witz.
Die Schlager der 70er und 80er unterscheiden sich sehr von den heutigen. Wie würden Sie sagen, hat sich der Schlager zu heute verändert? Gibt es etwas Markantes?
Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum ich überlebt habe. Ich finde, die Branche muss heute aufpassen, denn die Musik neigt dazu, gleich zu klingen. Das wundert mich etwas. Musik sollte aus einem guten Text, einer guten Melodie und einem sehr guten Groove bestehen. Leider haben wir seit etwa zehn bis zwölf Jahren hauptsächlich auf tanzbare Rhythmen gesetzt, und ich denke, dass damit langsam genug ist.
Wenn Sie sich für einen Ihrer Songs entscheiden müssten, der nicht auf ihren Konzerten fehlen darf. Welcher wäre das und warum?
Das Publikum wäre sicherlich sauer, wenn ich „Wenn ich nachts nicht schlafen kann“ nicht singen würde.
Also sind die Leute im Freudentaumel, wenn Sie das Lied anstimmen?
Es wird normalerweise als das letzte Lied des Abends gespielt. Aber es hat auch schon als erstes Lied funktioniert. Für mich hat ein Konzertprogramm vier wichtige Säulen: Der Anfang, das Ende der ersten Hälfte, der Beginn der zweiten Hälfte und der Abschluss. Wenn diese festgelegt sind, ist bereits ein bedeutender Teil des Konzertes geplant. Die ersten und letzten Säulen für das nächste Konzert stehen schon fest, die anderen beiden Säulen noch nicht.
Worauf kann sich das Erfurter Publikum in der Messehalle freuen?
Ohne arrogant klingen zu wollen, kann ich versprechen, dass ich alles geben werde, um dem Publikum mit „Let’s do it again“ das zurückzugeben, was es mir gibt.
Hard Facts:
- Howard Carpendale in Erfurt: 17. Mai | 20 Uhr Messe | Gothaer Straße 34
- Tickets: www.ticketshop-thueringen.de und Abendkasse
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