Maria Basels Debüt-Album „Bloom“ zieht mit den ersten Tönen in seinen Bann. Ein tiefes Abtauchen in die Soundwelten der Wuppertaler Musikerin stimmt ein auf eine Reise durch cineastische Welten genauso wie reduziert komponierte Stücke. Von fragil-melancholisch bis kraftvoll elektronisch treibend. Das Herz ihrer Musik ist das Piano, das die Platte eröffnend und beschließend rahmt. Inhaltlich behandelt „Bloom“ eine Vielzahl von Ereignissen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Mitunter autobiografisch, jedoch immer universell formulierend bereitet Maria Basel ihren Zuhörer:innen eine weite Leinwand für eigene Erfahrungen und Assoziationen. Am 9. März spielt die Musikerin in Erfurt. Wir sprachen vorab mit ihr über Angst, Liebe und Blumen.
Dein neues und gleichzeitig erstes Album heißt Bloom. Wenn du es mit einer Blume beschreiben müsstest: welche wäre es und warum?
Ok, wow. Ich weiß nicht, welche Blume es wäre. Aber auf jeden Fall hätte sie große Blüten, etwas frühlingshaftes und wäre pompös. Vielleicht eine Lilie (lacht). Es passt jede Blume. Es geht um Neuanfänge, ums Erblühen und sich verändern. Da passt die Metaphorik einer Blume aber schon ganz gut.
Bloom bedeutet auf Deutsch „aufblühen“. Bei welchen Dingen blühst du auf?
Beim Musikmachen genieße ich es besonders, wenn ich einen freien Kopf habe, keine Deadlines anstehen und kein Druck besteht, etwas abgeben zu müssen. In diesen Momenten kann ich mich frei entfalten und herausbringen, was in mir ist – egal ob es etwas Positives oder Negatives ist. Dieser Zustand ist etwas, das ich wirklich liebe. Zudem finde ich es wunderbar, die Musik dann auf der Bühne zu präsentieren und das, was in meinem Kopf entstanden ist, in die Welt zu bringen, um andere damit zu berühren. Es ist eine großartige Möglichkeit, die ich sehr schätze.
Neben der Musik gibt es noch andere Dinge, die dich aufblühen lassen?
Mit Freunden essen gehen (lacht).
Deine Eltern sind beide Musiker. Wie hat dich das geprägt?
Von Kindesbeinen an war ich von Musik umgeben. Bereits im Alter von 5 Jahren begann ich Klavier zu spielen, und diese Leidenschaft begleitete mich bis zum 18. Lebensjahr. Die Klassik bildet das Fundament meiner musikalischen Reise und ist mein Ursprung. Dieser Einfluss ist in vielen Teilen meiner Musik spürbar. Ich schätze diese Basis, denn sie hat mir ein feines Gehör, ein tiefes Verständnis und die Fähigkeit verliehen, am Klavier auszudrücken, was in mir vorgeht. Mit der Zeit kamen jedoch weitere Genres wie Jazz, Pop und elektronische Musik hinzu. Diese vielfältigen Einflüsse haben dazu beigetragen, dass mein Album entstanden ist und meinen individuellen Musikgeschmack geformt haben.
In deinen Lyrics singst du oft von Trauer, Angst und Liebe. Bist du eher ein Kopf- oder Bauchmensch?
Es fällt mir schwer zu sagen, dass ich ausschließlich das Eine oder das Andere bin. Ich kann sowohl impulsiv sein und mich von meinen Emotionen leiten lassen, als auch dazu neigen, Dinge zu überdenken und zu sehr ein Kopfmensch zu sein. In den letzten Jahren habe ich insbesondere beim Musikmachen gelernt, auf meinen Bauch zu hören, sei es bei musikalischen oder strategischen Entscheidungen. Diese Intuition war stets die beste Richtschnur. Wenn es um wichtige Angelegenheiten geht, tendiere ich dazu, meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Und bisher hat mich das nicht im Stich gelassen.
In deinem ersten Song „Beginnings“ vom neuen Album singst du „Love is a beautiful word“. Es ist ein Motiv, dass sich immer wieder auf der Platte finden lässt. Was sind sonst noch Themen, die dich auf deinem neuen Album beschäftigen?
Es geht zum Teil um persönliche Erfahrungen, die ich durch die Musik verarbeite. Einige Geschichten sind real, andere sind fiktiv. Insgesamt dreht es sich um das Thema Veränderung und Loslassen von Belastungen oder Erlebnissen, die einen runterziehen, mit dem Ziel, mehr Leichtigkeit ins Leben zu bringen, Dinge zu vergeben und an eine bessere Zukunft zu glauben.
Das Lied „Fearful Men“ – ist das eine Abrechnung mit der Angst, dass weiße alte Männer an der Vergangenheit festhalten?
Das Wort „Men“ ist auch ein seltener genutztes Wort für „Menschen“ – in dem Song geht es also keinesfalls nur um Männer. Es geht um die Angst des Menschen und das was sie mit einem anrichten kann. Es geht um die Ängste, die uns davon abhalten voranzukommen. Um Selbstzweifel, um das sich ständige Vergleichen mit Anderen, um Neid und Unsicherheit. Und darum, dass man es oft eigentlich selbst besser weiß aber die Angst einen lähmen kann und so Veränderung aufhält.
Deine Songs klingen oft elektronisch. Ein Genre erschließt sich nicht so einfach. Wie entsteht dein Sound?
Das Genre meiner Musik ist schwer einzuordnen, da es eine Mischung aus verschiedenen Einflüssen ist. Meist beginne ich mit einer Melodie im Kopf, bevor ich den Text schreibe. Ich setze mich ans Klavier, baue eine Struktur um die Melodie herum auf und suche passende Akkorde und Harmonien. Da ich selbst produziere, nehme ich alles auf und füge um die Idee herum weitere Elemente hinzu. Wenn die Struktur steht, kommt der Text dazu, bei dem ich überlege, welche Gedanken und Gefühle zur Melodie passen. Ich liebe die Kombination aus elektronischen Klängen, Klavier und Gesang, besonders mag ich Chöre und warme Synthesizer. Mein Album „Bloom“ wurde ebenfalls durch die Zusammenarbeit mit dem Produzenten und Musiker Jonas David geprägt, sein Sound hat sich perfekt in meine Musik eingefügt.
Man könnte sagen deine ruhige und sanfte Stimme fühlt sich an, als würde man auf einer weichen Wolke schweben. Was macht deinen Sound einzigartig?
Ich glaube, dass meine Stimme durch die Auswahl meiner Harmonien und einer gewissen Melancholie einen Wiedererkennungswert hat. „Gute Laune Party-Songs“ sind nicht so meine Stärke. Wenn meine Musik eine Farbe hätte, wäre sie blau.
Vielleicht ist das gerade dein Merkmal, dass es eben nicht so eindeutig ist?
Ja, es fällt mir schwer, mein Genre zu definieren. Meine Musik ist einfach eine wilde und bunte Mischung aus verschiedenen Elementen wie Klassik, Elektro, Jazz und RnB. Und das ist genau so gewollt. Ich finde es schön, dass meine Musik nicht so leicht in eine Schublade gesteckt und kategorisiert werden kann.
Am 9. März kommst du nach Erfurt. Wie wirst du den Sound auf die Bühne bringen? Worauf können sich deine Zuhörer freuen?
Ich bin mit Band unterwegs: Chris Mohrhenn am Schlagzeug, Jonas David an der Gitarre, am Flügelhorn, an den Beckings und am Bass. Natürlich bin ich auch wieder an meinem Keyboard dabei. Im letzten Jahr habe ich hauptsächlich sitzend am Klavier gespielt, was die Musik etwas ruhiger und balladenartiger gemacht hat. Mit dem neuen Album und der Band wird es jedoch mehr Power geben, die Musik wird abwechslungsreicher, lauter und energetischer sein, es wird performt und auch mal getanzt (lacht).
Worauf freust du dich denn am meisten?
Es wird meine erste eigene Tour sein, und ich freue mich sehr, dass das jetzt möglich ist. Gemeinsam mit meiner Band werde ich durch ganz Deutschland reisen und mein Album präsentieren. Besonders freue ich mich darauf, wieder in der Location Franz Mehlhose aufzutreten, wo ich erst im Dezember gespielt habe und es einfach wunderbar fand. Sowohl der Laden als auch die Besitzer haben es mir angetan, und das Publikum war einfach großartig. Einige haben bereits angekündigt, dass sie im März wieder vorbeikommen werden. Ich bewahre Erfurt und die Location in bester Erinnerung und freue mich besonders darüber, wenn Leute aus Erfurt vorbeikommen, die noch nicht dort waren.
Hard Facts:
- Maria Basel in Erfurt: 9. März | 20 Uhr | Franz Mehlhose | Löberstraße 12
- mariabasel.de