Am 21. September war Herbstanfang, am 21. Dezember Wintersonnenwende. Ziemlich genau zwischen diesen beiden Daten spielt sie sich ab: die Jazzmeile mit insgesamt 96 Konzerten in acht Thüringer Städten. Sie ist seit vielen Jahren fester Bestandteil des Thüringer Kulturherbstes und kooperiert mit anderen Konzertformatenwie dem neuen Festival-Projekt „Jazzin the City“ Erfurt oder den jazzaffinen Kulturmachern des 10.000-Volt-Klubs im Trafo in Jena.
Jazzmeile in Thüringen „Bauhaus Edition“
In diesem Jahr lautet das Motto der Jazzmeile – „natürlich!“, möchte man fast schon ausrufen – „Bauhaus 100“. Das verspricht nicht nur Fördermittel und erinnert im Wahlherbst 2019 daran, dass Jazz und Jazzmusiker einst wie das Bauhaus
und seine Künstler zur verfolgten Avantgarde gehörten, es eröffnet auch spannendes künstlerisches Potenzial. In Weimar wird es eine ganze Reihe von Konzerten unter dem Motto „Bauhaus 100“ trifft Jazz geben; in Jena konzertiert beispielsweise
die „dada-Republic“.
Internationale Jazzkünstler in Thüringen
Der Jazzherbst, der vor allem in Weimar und Jena, aber auch in Erfurt, Arnstadt, Mühlhausen, Saalfeld, Ilmenau und Nordhausen Bühnen betritt, bringt viele junge Jazzkünstler von internationalem Format nach Thüringen: Der Saxophonist Miguel Zenón aus Puerto Rico und der israelische Kontrabassist Avishai Cohen gehören beispielsweise zu den bekanntesten
Jazzmusikern ihrer Generation – und ihre Fertigkeiten wollen sie im Rahmen eines von der Jazzmeile organisierten Workshops auch jungen Nachwuchsmusikern weitergeben. Und natürlich stehen das Miguel-Zenón- Quartett und das Avishai-Cohen-Trioam Workshop-Wochenende des 28. September auch für ein Konzert auf der Bühne.
Legende Herbie Hancock in Erfurt
Doch damit in Sachen Jazz-Prominenz noch lange nicht genug: Der norwegische Saxophonist Jan Garbarek spielt am 23. Oktober im Jenaer Volkshaus, der Trompeter Till Brönner und der Bassist Dieter Ilg spielen am 14. November ebenda. Uschi Brünning, die mit Manfred Krug legendäre Duette sang, blickt am 21. November in der Panoramagaststätte am Schlegelsberg, ebenfalls in Jena, auf ihre lange Karriere zurück, und Herbie Hancock, der das Attribut Legende in diesem Absatz wohl am meisten verdient hat, ist am 1. Dezember in Erfurt zu Gast.
Doppelkonzert in Nordhausen
Am 16. und 17. November lohnt es sich, nach Nordhausen zu fahren: Dort findet beim 36. Nordhäuser Jazzfest ein Doppelkonzert statt – mit der jungen E-Bassistin Kinga Gyk, die sich über Youtube in die Ohren und Herzen eines Millionenpublikums gespielt hat, und dem Saxophonisten Donny McCaslin, der sich gerne im Grenzgebiet zwischen Jazz und Pop bewegt.
Klassik, Jazz und Bauhaus- Klänge
Apropos Grenzgebiete: Dass die spannendsten Konzerte in Jena seit Jahren im Trafo, einem alten Umspannwerk, stattfinden, ist längst kein Geheimnis mehr. Dort gastiert die Jenaer Philharmonie zusammen mit dem israelischen Star-Pianisten Uriel Herman und dessen Quartett am 11. November. Das Programm wurde eigens für diesen Tag konzipiert, es führt Klassik, Jazz und Bauhaus- Klänge unter dem Stichwort „White City Jazz“ zusammen. – White City? Ein Stadtteil Tel Avivs! Mit über 4.000 denkmalgeschützten Gebäuden aus den 1920er bis 1950er-Jahren hat dieser Flecken Erde die wohl höchste Dichte an Bauhaus-Architektur der Welt.
Dem Weihnachtswahnsinn entkommen
Im Trafo findet außerdem das Geheimtipp- Konzert dieses Herbstes statt: Die junge polnische Pianistin und Komponistin
Hania Rani spielt am 17. Dezember aus ihrem Debüt-Album „Esja“. Das perfekte Event, um sich vom Weihnachtswahnsinn
zu distanzieren: Mit sphärischen Rhythmen irgendwo zwischen Jazz, Electro und zeitgenössischer Musik à la Philip Glass. Und das alles in einem großen, kühlen Industriegebäude, in dem man von Gemütlichkeit und Glühweinduft verschont
bleibt und noch einmal tief mit allen Sinnen die Melancholie des Herbstes in sich aufnehmen kann.
Hard Facts:
- Wann? 21. September bis zum 17. Dezember
- Wo? Jena, Nordhausen/ Erfurt/Weimar/ Arnstadt/ Mühlhausen/ Ilmenau/Saalfeld
- Weitere Infos findest du hier.