Glückseligkeit steht in die Gesichter geschrieben. Zufrieden und beseelt verlassen die Besucher und Besucherinnen das Ärzte-Konzert am 18. August auf dem Domplatz in Erfurt. Es glich fast einer Messe. Ein Kult. Mindestens zwei Drittel der Menschen tragen beim Konzert am Donnerstag Fan-Shirts. Der Domplatz war ausverkauft. 14.000 Ärzte-Fans. Sie alle kamen, um die beste Band der Welt zu sehen. „Es gibt nur einen Gott, Belafarinrod“, skandieren sie.
Die Ärzte auf dem Domplatz Erfurt
Schon die Vorband, die „Donots“, stimmt in diesen Reigen ein. „Und der Prophet heißt Donot!“, brüllt Ingo Knollman, der Sänger der Punk-Band, kurz bevor die einzig wahren Ärzte die Bühne betreten. Und was sie dort abliefern, sucht seinesgleichen. Sie lenken die Massen wie Dirigenten ihr Orchester. Jedes Wort, das Bela B, Farin Urlaub oder Rod (Rodrigo González) von der Zunge gleitet, belohnen die Fans mit Gelächter sowie Jubelstürmen.
Zur Recht. Zwischen Hymnen wie „Friedenspanzer, Elektrobier und Unrockbar“ moderieren die Ärzte ihr Konzert wie Thomas Gottschalk seine Show „Wetten, dass.. ?“ – mit Witz und reichlich Improvisationstalent. Da ziehen sich die drei schon mal gegenseitig durch den Kakao. „Wir sind keine politische Band“, erklärt Farin und scherzt mit Bela über abseitige Themen. Das Publikum feiert das. Sie alle wissen, die Ärzte sind eine durch und durch meinungsstarke Band.
„Nazis raus“, schreit das Publikum
Das beginnt bei der Ansprache des Publikums: „Liebe Damen und Herren und alles dazwischen“ und endet noch lange nicht bei den ironisch-kritischen Kommentaren zu Björn Höcke und Alice Weidel. „Nazis raus“, schreit das Publikum im Chor – und der besitzt etwa 15.000 Mitglieder. Vor der Bühne. Neben dem Konzertgelände. Und an den Hängen des Petersbergs, wo es sich hunderte Fans bequem gemacht haben. Natürlich gehen Farin, Bela und Rod auf das Publikum ein. Egal ob es der siebenjährige Junge und das neunjährige Mädchen auf den Schultern ihrer Väter sind, die an der Bühne gedrängten Brillenträger oder das Mädchen, dass ein „Zitronen Eis“-Plakat gemalt hat, um auf einen Song zu verweisen, welchen die Ärzte natürlich prompt intonieren. Die ganze Landeshauptstadt wird abgeholt, sei es mit Kommentaren zu Erfurt und Clueso oder mit musikalischen Parodien auf Rammstein, Billie Eilish oder Kraftwerk.
Sein fulminantes Ende nimmt das Konzert der besten Band der Welt mit Klassikern. Bei „Mach die Augen zu und küss mich“ nehmen sich Paare in die Arme und können sich dem musikalischen Befehl nicht entziehen. Der Rest des Publikums sorgt mit Handylicht in der Dämmerung für romantische Atmosphäre. In der Zugabenrunde folgt „Schrei nach Liebe“ ein Song, „der aktueller ist, denn je und deshalb immer gespielt werden muss“, sagt Bela B. So viel zum Thema unpolitisch …
Die beste Band der Welt hat abgeliefert …
Im kollektiven Freudentaumel entlassen die Ärzte ihre Fans mit dem Final-Song „Zu spät“. Singen müssen sie das Lied eigentlich nicht. Farin hält das Mikro ins Publikum, die Fans machen den Rest. Gänsehaut. Glückseligkeit. Die beste Band der Welt hat abgeliefert und tausende Menschen sind im Freudentaumel.