In Vororten von Sydney aufgewachsen, seit 2004 in Deutschland und von klein auf musikalisch unterwegs – Kat Frankie ist mit Sicherheit eine Sängerin, die man nicht unterschätzen sollte. Am 9. Januar kommt sie für ein Konzert nach Erfurt. Wir haben mit Kat über ihre neue EP, Zusammenstehen und die Musik gesprochen.
Am 9. Januar haben wir die Ehre, dass du uns einen Besuch in Erfurt abstattest. Wir wissen, dass das nicht dein erstes Mal Erfurt ist. Wie hast du unsere Stadt und auch Thüringen bisher wahrgenommen?
Ich finde, dass Erfurt eine sehr schöne Stadt ist. Dort spielte ich schon im Kulturquartier und auch auf dem Domplatz zusammen mit Clueso. Das Schöne dabei war immer, dass es egal ist, vor wie vielen Menschen man spielt, ob vor zehn oder vor 1000, in Erfurt es macht immer Spaß.
Du hast ein klares Zeichen gegen Rechts gesetzt, als du bei der Aktion „Zusammenstehen“ am ersten Mai auf der Bühne in Erfurt aufgetreten bist. Wie kam es dazu?
Ich wurde von Clueso gefragt, ob ich mitmachen will, und wenn sich die Möglichkeit bietet, ein bisschen Haltung zu zeigen, dann sollte man sie ergreifen! Als Ausländerin bekomme ich nicht oft das Angebot, bei so etwas mitzuwirken, deshalb war es cool, die Chance zu erhalten – mich mitteilen zu können.
Gibt es ähnliche Entwicklungen in Australien, wo du herkommst? Oder wie nimmst du das als „Women from Down Under“ wahr?
In Australien gibt es auch Rassismus wie in Deutschland, aber die Konflikte sind durch die unterschiedlichen historischen Hintergründe grundverschieden. Das wirklich Absurde dabei ist, dass die meisten Menschen in Australien selbst Einwandere sind oder ausländische Wurzeln haben. Das heißt aber nicht, dass Rassismus in Deutschland okay ist. Jeder Art von Ausgrenzung und Gewalt sollte man sich entgegenstellen. Deshalb war ich auch am 1. Mai in Erfurt dabei.
Aus welchem Grund bist du eigentlich nach Deutschland gekommen und was hat dich dazu bewogen zu bleiben?
Ich wollte für ein Jahr durch Europa reisen und mich dabei für meine Musik inspirieren lassen. Danach bin ich nach Sydney zurückgekehrt und habe gemerkt, dass die Stadt im Vergleich zu Berlin ziemlich langweilig ist. Außerdem ist es als Indie-Künstlerin schwierig in Sydney zu bestehen, weil sich die Menschen nicht für Newcomer bzw. unbekanntere Künstler interessieren. In Australien bezahlen die Menschen keine fünf Euro, um eine Indie-Künstlerin mit einer Gitarre in irgendeinem Keller spielen zu hören. Dort kaufen man sich Karten für Mega-Acts wie Bruno Mars für 200 Euro. Generell ist Sydney mit seinen Stränden viel kommerzieller und oberflächlicher. Außerdem kann man sich als kleiner Indie-Künstler dort kaum die Mieten leisten. In Berlins Musik-Szene fand viel Anklang und die Menschen sind hier auch sehr interessiert an neuer Musik. Deshalb habe ich mich letztendlich dazu entschieden, wieder nach Deutschland zu gehen und auch dort zu bleiben.
Zurück nach Erfurt, du wirst in der Alten Oper ohne Instrumente auftreten. In der Ankündigung steht: eine A-cappella-Show über die Bedeutung von Körperlichkeit. Das musst du uns kurz erläutern.
Bei meinen Konzerten habe ich schon oft A-capella gesungen und es hat mir auch immer viel Spaß gemacht. Letztes Jahr beim Elb-Jazz-Festival in Hamburg performte ich eine halbe Stunde A-capella und stellte fest, dass es bei den Menschen sehr gut ankommt. Deshalb entschieden wir uns ein A-capella-Konzert zu geben, bei dem wir den Menschen als Individuum und zugleich als Teil eines größeren „Bodys“, der Gesellschaft darstellen.
Wo wir schon bei deiner neuen EP sind. „B O D I E S“ heißt sie – so wie auch die Tour. Mit was beschäftigst du die in deinen neuen Songs?
In meiner neuen EP geht es um die Problematik der Individualität, die im Konflikt mit den Erwartungen und Regeln der Gesellschaft steht. Außerdem um Planeten, denen es mit diesem Problem ähnlich geht wie uns. Auch sie sind individuell, werden aber im Universum von anderen Kräften fremdgesteuert bzw. geleitet. Da steht das Universum als Metapher für die Gesellschaft.
Mit deinem aktuellen Album „Bad Behaviour“ hast du dich ja ziemlich in Richtung Indie-Pop orientiert. In Vergleich zu deinen Vorgängerwerken eine große Veränderung, wie wir finden. Wie kommt’s?
Ich musste mich einfach weiterentwickeln, weil ich immer etwas Neues ausprobieren will. Ich habe schon so viele traurige Balladen geschrieben und wollte mit meinen neuen Songs auch mal ein bisschen mehr Spaß auf der Bühne haben – tanzen können!
Beim Googeln der ganzen Bands, in denen du schon warst und noch bist, kann einem ganz schwindelig werden. Wie kommt’s zu der Kooperationsvielfalt?
Also eigentlich war das nicht geplant, aber ich wurde von so vielen Leuten gefragt, ob ich Lust auf eine Kooperation hätte. Wie beispielsweise Olli Schulz. Und da ich schon viele Jahre selbst geschrieben und viel allein produziert habe, hatte ich Bock mit anderen Künstlern zusammenarbeiten, um neue Erfahrungen zu sammeln.
Du hast ja schon mit sechs Jahren angefangen Musik zu machen. Welchen Rat würdest du jungen Musikern geben, die auch professionell Musik machen wollen?
Mein Rat an junge Musiker lautet: „Be yourself“ – auch wenn es Klischeehaft klingt. Wenn man in der Musikindustrie arbeitet, verkauft man seine Kreativität und ich finde, dass man dabei immer man selbst bleiben sollte. Kein Geld der Welt ist es Wert, sich als jemand anderes zu verkaufen, um Erfolg zu haben. „No amount of money is worth pretending to be somebody else, to have success!”
Hard Facts:
- Wo: Alte Oper | Erfurt
- Wann: 19. Januar | 19.30 Uhr
- Tickets: www.dasdie.de
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