„Ein Symbol für alles, was einem selbst heilig ist.“
Es klingt international, es sieht international aus, aber es kommt aus dem Herzen Deutschlands – genauer: aus Erfurt! Nicht nur das grüne Herz, auch die Herzen der Macher schlagen heftig für dieses Projekt: MAMA. Das Tonstudio der beiden Musiker Andrei Vesa und Martin Zimmermann befindet sich im „musikalischen Schmelztiegel Erfurts“ – dem Zughafen.
Bereits im Sommer war ihre EP „You get me“ ein kleiner Überraschungserfolg und hat unzählige Festivalgänger zum Tanzen gebracht. Nun feiern sie mit der neuen EP „The Call“ ihre erste Videopremiere. Für den Song „Jordan“ haben sie sich den erfahrenen Filmemacher Dennis Schmelz und Fotograf Christopher Schmid ins Boot geholt.
t.akt sprach mit Andrei, Martin, Dennis und Christopher über den Dreh.
Was bedeutet euch das Projekt MAMA?
Das Projekt ist rein zufällig entstanden. Es war nie geplant in der jetzigen Formation zusammenzuarbeiten und wir hatten immer die Einstellung, Dinge einfach auf uns zukommen zu lassen. Natürlich stecken wir gerade viel Kraft und Energie hinein aber keiner von uns kann allein von diesem Projekt seinen Lebensunterhalt bestreiten.
Es ist wirklich immer schön zusammen ins Studio zu gehen, als Freunde zusammen Musik zu machen und über die Grenzen hinaus mit wunderbaren Menschen zusammen zukommen wie in dem Falle mit Dennis und Christopher.
Ihr produziert im Erfurter Zughafen. Macht ihr euch Gedanken, wie es hinsichtlich der Zukunft des Kulturbahnhofs aussieht?
Gedanken schon . Aber wir können es nur auf uns zukommen lassen.
Was war für euch eine prägende Erfahrung in diesem Jahr?
Wir haben dieses Jahr unseren ersten richtigen, gemeinsamen Release gehabt. Mit unserer EP „You Get Me“ waren wir, wenn auch nur für einen Tag, auf Platz sechs der deutschen electronic Charts bei iTunes. Martin hat von Andrei auch gleich einen eingerahmten Screenshot davon zum Geburtstag bekommen.
Natürlich sind solche Ereignisse nett aber was uns viel mehr Energie gegeben hat war, dass wir zum ersten Mal ein Feedback der Öffentlichkeit bekommen haben. Das fiel sehr gut aus!
Was sind eure Pläne für 2018?
Für 2018 ist unser großes Ziel ein Album Release. Wir arbeiten schon seit der ersten Stunde daran und die Songs sind auch schon da. Wir können es kaum erwarten neben unseren drei EP’s „House Of Cards“, „You Get Me“ und nun „The Call“, die alle online erschienen sind, im kommenden Frühling ein eigenes Album wirklich in den Händen zu halten.
Kommen wir zum aktuellen Song „Jordan“ von der EP „The Call“. Die berühmte Huhn/Ei-Frage: Was war zuerst da? Der Beat oder der Text?
Grundsätzlich gibt es in der Produktionsphase für uns keine Regeln. Wir sind immer offen für gegenseitigen Input. Wir tragen immer alle Ideen zusammen und schauen hinterher, was dabei rauskommen kann. Bei Jordan kam der grundsätzliche Anfangsbeat von Martin, auf den Andrei den Text schrieb. Im weiteren Produktionsprozess entstand jedoch nach und nach ein komplett neues Instrumental. Sowohl der Beat, als auch die Harmonien passten sich immer mehr der Gesangs-Line an und wir saßen tagelang am letzten Schliff.
“You could dry out the Jordan” ist die prägende Hookline im Song. Worauf bezieht sie sich?
Die Line bezieht sich auf die Person, die einen auslaugt, austrocknet. Einem alles nimmt und wenig zurückgibt. Der heilige Fluss Jordan ist dabei ein Symbol für die Liebe, Zuneigung, Ehrlichkeit, für alles, was einem selbst heilig ist.
Gab es für den Songtext eine auslösende Situation? Ist das Lied eine Abrechnung oder eher Vergebung?
Das Lied ist an eine persönliche Geschichte angelehnt. Es geht um Liebe und Hass, um Schuld und Vergebung, Glück und Verletzbarkeit. Der Song behandelt ein Thema und ein Gefühl, mit dem jeder etwas anfangen kann. Natürlich versucht man beim Schreiben von Liedern immer Vergangenes abzuschließen oder zumindest zu verarbeiten. Mit dem Wissen, dass man nicht der einzige ist dem so etwas passiert ist.
Wie lang hat der Videodreh gedauert und was war die größte Hürde?
Wir haben an drei unterschiedlichen Tagen gedreht. Einen halben Tag für die Performance und 1,5 Tage für die Story. Die größte Hürde war das Wetter, während des Nachtdrehs waren die Temperaturen um den Gefrierpunkt und der Wind hat ordentlich geblasen. Vor allem für unsere Protagonisten war es hart, da sie im lässigen Hoodie und dünner Jeansjacke performen mussten.
Wie entstand die Idee zum Video?
Die Idee entstand recht spontan in einem gemeinsamen Meeting im Zughafen. Die Jungs haben uns ihre Ideen mittgeteilt, wir haben diese zusammen konkretisiert und überlegt, wie wir das filmisch am besten umsetzen können.
War alles vorher fest geskripted oder haben sich bestimmte Dinge auch erst im Laufe des Drehs entwickelt?
Wir haben ein grobes Skript sowie ein Moodboard entwickelt. Dennis hat außerdem im Vorfeld einen kleinen Test-Edit erstellt, um zu sehen wie die Story zur Musik wirkt bzw. ob es überhaupt funktioniert. Viele Dinge haben sich jedoch beim Dreh erst ergeben. Beispielsweise die Szene in der die Protagonistin aus dem Schatten ihres Verfolgers heraustritt.
An welchen Orten wurde gedreht?
Wir haben rund um den Bismarckturm die ganzen Waldszenen gedreht, unweit davon befindet sich ein kleiner Garagenpark, wo wir auch einige Szenen eingefangen haben. Die Laufszenen haben wir in ganz Erfurt verteilt gedreht, die Erfurter werden es erkannt haben: Schmidtstedter Knoten, Nordbahnhof, Vilnius Passagen und das Parkhausdach vom Anger1. Die Wohnungsszenen sind bei Christopher zu Hause entstanden und die Performance-Shots haben wir im Zughafen / Halle 6 gedreht.
Gab es bei der schweren Thematik auch lustige Momente?
Davon nicht zu wenige, gerade bei ernsten Szenen musste man sich oft sehr zusammenreißen. Da entsteht dann nicht selten Situationskomik.
Dennis, du bist erfahrener Filmemacher. Wo ist für dich die größte Herausforderung bei Musikvideos?
Die Herausforderung besteht darin den Song richtig zu interpretieren und ihm ein Gesicht zu geben. Ein Musikvideo verstärkt den Inhalt eines Songs auf visueller Ebene, kann ihn bebildern, aber auch in eine ganz andere Richtung lenken.
Man hat sehr viele Möglichkeiten und kreativen Freiraum. Besonders in der Bildsprache, Lichtgestaltung und Postproduktion kann man sich im Vergleich zu herkömmlichen Projekten sehr kreativ entfalten.
In unserem Fall war außerdem die Deadline eine große Herausforderung. Die EP erscheint am 15.12. und das Video musste spätestens am 12.12. final beim Label auf dem Tisch liegen. Da ich gerade noch an einigen anderen Projekten arbeite, fielen die Nächte sehr kurz aus.
Von der Idee, über den Dreh bis zum fertigen Edit hat es gerade mal zehn Tage gedauert. Nach der letzten Klappe sind Christopher und ich direkt an den Schnittplatz und haben in einer Nacht das Video finalisiert – war schon recht sportlich.
Danke Jungs! Und weiterin viel Erfolg!
Hier findet ihr die Jungs im www: