Die Geschichte von Mandragora Thuringia begann im Jahr 2008 in Nordhausen. Sieben mythische Wesen – eben Alraunen oder auf Latein: mandragora – kamen zusammen, um gemeinsam zu proben. Ihren Covern von Rocksongs war gemein, dass eine Schalmei als eher exotisches Instrument „untergebracht“ werden musste – was ihren Interpretationen eine gewisse Eigentümlichkeit verlieh.
Mandragora Thuringia – Kraftvoller Sound der Alraunen
Im Jahr 2015 folgte dann der nächste Schritt: Mit der melodischen EP „Mandragora erwacht“ haben die langhaarigen Bartträger rund um Leadsänger Andor erstmals eigene Songs veröffentlicht. Das Album sorgte für große Aufmerksamkeit und erreichte gleich Bestplatzierungen beim „Deutschen Rock- und Pop-Preis“ in den Kategorien „Deutscher Hardrock Preis 2016“, „Beste Metal-Band“ und „Bester Metal-Song“.
Mit dem Erfolg kam jedoch auch der Umbruch: Durch den Wegzug oder die mangelnde Zeit von drei alteingesessenen Bandmitgliedern aus dem Thüringer Norden stießen neue dazu – und Mandragora Thuringia verlagerte seine Heimstatt nach Jena. Das hat auch der Saalestädter Juls noch miterlebt, als er vor nunmehr fünf Jahren zur inzwischen zur waschechten Epic-Folk-Metal-Band gereiften Truppe dazustieß: „Ein guter Kumpel von mir hatte Kontakte zur Band und wusste, dass ein neuer Bassgitarrist gesucht wird. Also habe ich mich vorgestellt, wir haben zusammen geprobt – und wir wurden uns schnell einig, dass ich dabeibleibe“, erinnert er sich mit einem Lächeln. „Dabei schätze ich es ganz besonders, dass jeder beim Musikmachen im Rahmen eines abgestimmten Fundaments aus Melodien und Harmonien eigene Ideen einbringen kann, wenn es dem Sound dienlich ist.“
Die digitale Veröffentlichung des ersten Studioalbums „Der Vagabund“ erfolgte im Dezember 2019. Der im Februar 2020 terminierte physische Release ging leider im Rauschen rund um die Corona-Pandemie unter. Wer sich hier einhört, wird schnell wiederkehrende Elemente von Mandragora Thuringia erkennen: Tiere und die (Verbundenheit mit der) Natur spielen in den trotz aller Bezüge aufs wilde Treiben im Mittelalter sprachlich gegenwärtig anmutenden Lyrics eine große Rolle. Dazu passt ein ebenso atmosphärischer wie stets getriebener Sound, der auch mit überraschenden Momenten aufwartet, wenn nicht gerade ein fröhlicher Dudelsack zum Mittanzen einlädt.
Juls sieht Erstling kritisch
Trotzdem sieht Juls den Erstling inzwischen etwas kritisch – gerade im Hinblick aufs zweite Album „Rex Silvarum“, welches am 4. November 2022 veröffentlicht wurde. „Das ist weniger grob und moderner geworden. Der Mix ist ausgewogener, die verschiedenen Instrumente besser hörbar. Wir haben mehr Zeit im Studio investiert und an den feinen Details gearbeitet. Noch vor wenigen Jahren waren wir als eine Underground-Band auf dem Weg, inzwischen haben wir uns in der Szene ein gewisses Standing erarbeitet“, so Juls. Das lag auch an professioneller Unterstützung: Mit Dominik „Dom“ Crey, Gitarrist der bayerischen Metal-Band Equilibrium, mischte ein Mitglied eines der musikalischen Vorbilder von Mandragora Thuringia bei der Produktion mit.
„Unser Traum wäre ein Gig auf dem Rock Harz“
Von ihrer Musik kann das Septett bisher noch nicht leben. Doch dafür kann die Band nun auch über Distanzen von mehreren hundert Kilometern (Keyboarder Juan wohnt noch in Nordhausen) hinweg fortbestehen. „Dabei nutzen wir die Möglichkeiten der modernen Musikproduktion“, erklärt Juls. Wöchentliches, gemeinsames Proben sei dennoch ein Muss – auch wenn alle Bandmitgliedern, die zwischen 24 und 36 Jahren alt sind, „Brot-Jobs“ als Physiotherapeut, in der IT oder in der Wissenschaft nachgehen. Denn ihre Musik ist weit entfernt vom Mainstream: „Es gibt schon eine lokale Metal-Szene, aber die muss man erst einmal finden“, scherzt Juls, der selbst eine besondere Vorliebe für Death Metal und Grindcore, also härtere musikalische Gangarten hegt. In Jena gäbe es kaum passende Veranstaltungsorte. Hinzu komme, dass Mandragora Thuringia durch den Folk-Einschlag vor allem in geselliger Runde, weniger gemütlich zu Hause gehört werde. „Aktuell sind wir mitten im Booking fürs nächste Jahr – und unser Traum wäre ein Gig auf dem Rock Harz.“ Die Nähe zur urwüchsigen Natur würde jedenfalls hervorragend zu den musikalischen Themen der Alraunen passen