Music Women* Thüringen – „Dein Netzwerk für mehr Chancengleichheit in der Thüringer Musikbranche“ – so fassen die Gründungsmitglieder die Zielsetzung der Initiative auf ihrer Website zusammen. Hervorgegangen ist das Netzwerk aus dem landesweiten Dachverband Music Women* Germany, welcher seit 2021 als Verein existiert. „Dann war das Ziel, dass es in jedem Bundesland auch ein Ländernetzwerk gibt“, erinnert sich Anna-Lena Öhmann, Kulturmanagerin und Gründungsmitglied des Thüringer Ablegers. „Die Musikerin Alin Coen, welche bereits lange im Vorstand von Music Women* Germany war, hat 2022 auf dem Krämerbrückenfest in Erfurt gespielt. Wir sind ins Gespräch gekommen und sie hat mich darauf angesprochen, wie es wäre, so etwas auch in Thüringen zu etablieren. Für mich war das der Anstoß, Vereinsmitglied bei Music Women* Germany zu werden und diese Idee für Thüringen voranzutreiben.“
Music Women* Thüringen gegründet
Der offizielle Startschuss erfolgte knapp ein Jahr später: „In diesem Frühjahr hat das alles Fahrt aufgenommen und im Sommer waren wir dann als Ländernetzwerk gegründet.“ Am 22. Juli 2023 wurde die Gründung von Music Women* Thüringen im Rahmen des diePOP Straßenfests in Weimar gefeiert. Die Vereinsgründung steht noch aus, das sei in Planung und noch im Entstehen. „Noch sind wir ein loses Netzwerk und bei anderen Vereinen angedockt“, erklärt Anna-Lena. Aktuell besteht das Netzwerk aus acht aktiven Mitgliedern: Annika Bosch, Nora Thiele, Friederike Teichert, Johanna Philipp, Josephine Prkno, Christina Rommel, Marijke Meerwijk und Anna-Lena Öhmann selbst. Das Team vereint Expertise der Bereiche Kulturmanagement, Gesang, Musikpädagogik, Perkussion, Veranstaltungstechnik und Songwriting.
Anlaufstelle für Betroffene von Diskriminierung
Ein wichtiger Baustein ist die Arbeit an der Plattform musicmetoo.de, ebenfalls diesen Sommer neu gegründet. „Als Music Women* Thüringen sind wir Teil von musicmetoo.de, das als Anlaufstelle für alle Betroffenen von Diskriminierung und Machtmissbrauch in der Musikszene fungiert.“ Betroffene Personen können sich auf der Plattform anonym äußern und ihre Erfahrungsberichte teilen. Ergänzt wird das Angebot durch eine Liste von Hilfsangeboten. „Davon unabhängig sind wir als Music Women* Thüringen jederzeit auf unseren Plattformen gesprächsoffen. Bei unseren zukünftigen Veranstaltungen sollen Awareness-Teams, Safer Spaces und entsprechende Vorkehrungen umgesetzt werden. Das soll gegebenenfalls auch in Verträgen festgehalten werden.“ Aktuell ist Music Women* Thüringen mit einem Account auf Instagram vertreten, besitzt eine eigene Webseite und einen Newsletter.
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Regelmäßige Treffen vor Ort in Weimar finden ungefähr einmal im Monat statt. Vernetzung und Zusammenarbeit sind das Gebot der Stunde, so Anna-Lena: „Ich verstehe uns als Plattform, auf der sich alle FLINTA*-Personen und Allies aus der Musikbranche einbringen können. Egal ob vor, auf oder hinter der Bühne. Wir stehen für Diversität, Gleichberechtigung und Chancengleichheit für alle Personen in der Musikbranche.“ Erst einmal geht es den Beteiligten darum, größer zu werden und weiter zu wachsen, insbesondere über Mittelthüringen hinaus: „Wir haben aktuell einen Schwerpunkt von beteiligten Personen in Weimar. Das heißt, wir sind weiter auf der Suche und freuen uns über Beteiligung gerade auch aus anderen Städten und aus dem ländlichen Raum. Je mehr Menschen wir sind, desto mehr können wir auch machen. Wir versuchen auch, bei verschiedenen branchenspezifischen Veranstaltungen präsent zu sein, zuletzt bei der Mittelgrün Con in Erfurt oder dem Reeperbahn-Festival in Hamburg.“
Von Netzwerken bis zur eigenen Veranstaltung
Neben Netzwerken und Präsenz zeigen, steht noch mehr für das kommende Jahr an. „Sie steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber für den Sommer 2024 planen wir eine eigene Veranstaltung“, verrät Anna-Lena lachend. Bis dahin stehen das Ausbauen des Netzwerks und das Knüpfen von Kontakten im Vordergrund. Die aktuell acht Mitglieder freuen sich auf weitere Interessierte und insbesondere auf die Zusammenarbeit mit anderen Netzwerken und Vereinen. „Die Musik- und Kulturszene ist so vielfältig und weil es bereits einige Initiativen in Thüringen gibt, wollen wir weiterhin viel Netzwerk-Arbeit leisten, um in den verschiedenen Institutionen Kontakte zu knüpfen und eventuell Mitglied zu werden. Es gibt ganz viele Arbeiten, die für das Fortkommen des Netzwerks total wichtig sind, aber eher im Hintergrund passieren. Dafür müssen wir uns langfristig breit aufstellen, das darf und soll noch größer werden.“
Politische Unterstützung und gesellschaftliche Bedeutung
Ein wichtiges Signal für die Entwicklung des Netzwerks kam zuletzt auch aus der Thüringer Landespolitik. Mit Prof. Dr. Hoff hat der Chef der Thüringer Staatskanzlei die Schirmherrschaft von Musik Women* Thüringen übernommen. „Das ist für uns gut und wichtig zu wissen, dass die Politik auf Landesebene hinter uns und der Gründung dieses Netzwerks steht. Wir hoffen natürlich, dass wir darüber auch direkte Verbindungen und Kontakte in die Politik stärken können. Finanzielle Förderungen können dadurch zukünftig möglich werden.“ Anna-Lena sieht in den Themen Feminismus und Gleichberechtigung nicht nur eine Bedeutung für die Musikbranche, sondern eine gesamtgesellschaftliche: „Das sind Themen, die uns alle bewegen und die das Land auf verschiedenen Ebenen auch angesichts der Wahlen nächstes Jahr bewegen und bewegen sollten. Wir hoffen, uns so an einem Diskurs zu beteiligen, sodass wir am Ende alle weiter Kultur machen und Kultur erleben dürfen. Gleichberechtigung gilt für uns alle und das nicht nur in der Musik.“
Hard Facts:
- Mehr: www.musicthwomen.de
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