Wenn Deslin Ami Kaba eine Bühne betritt, spürt man ihre Gegenwart. Die 24-jährige Wahlerfurterin hat dieses gewisse Etwas. Eine Aura, wie man sie bei den großen Disco- und Funk-Künstlerinnen der 70er und 80er vermutet – bei Donna Summer, Chic oder Whitney Houston. Es ist eine Energie, die in der Luft liegt. Eine Kraft. Purer Soul.
Musik ist für mich das hörbare Gefühl
Sobald sie beginnt zu singen, verhärtet sich dieser Eindruck. Ihre Stimme erfüllt den Raum. Zieht in ihren Bann. Der Zuhörende kann sich ihr nicht entziehen. Kaum verwunderlich: „Wenn ich singe, dann bin ich ganz bei mir und bei dem, was ich tue. Beim Singen löse ich mich von allem, was mich hier hält los. Von Stress, Kummer oder Leid. Das alles spielt keine Rolle, wenn ich singe. Musik ist für mich das hörbare Gefühl“, sagt Ami und bringt damit die Empfindung auf den Punkt, die sie bei den Menschen entfacht, wenn sie ihre Stimme hören. Die Luft wirkt elektrisiert, wenn sie performt. Der Gesang kommt ihr ganz selbstverständlich von den Lippen. Ganz natürlich und kraftvoll. Das war jedoch nicht immer so, sagt die Musikerin, die im Gespräch fast etwas schüchtern wirkt, wenn sie über die Vergangenheit spricht. „Ich war lange sehr zurückhaltend“, sagt sie. Erst langsam gewöhnt sich Ami an ihre neue Rolle und die Bewunderung, die ihr entgegen schwingt. Spätestens seit der Veröffentlichung ihrer ersten eigenen EP „Endless Pleasure“ auf dem Leipziger Label „VLOP“ fühlt sie sich peu à peu sicherer auf der Bühne und im Umgang mit Anerkennung.
Mit 13 Jahren Ensemblemitglied des Kinder- und Jugendchors Halle
Was verwunderlich erscheint, denn die gebürtig aus Halle stammende Sängerin ist nicht erst seit Kurzem auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Bereits mit 13 Jahren war Ami für mehrere Spielzeiten Ensemblemitglied des Kinder- und Jugendchors der Oper in Halle. Bekam Gesangsunterricht. „Damals fand ich das supercool. Ich konnte mich verwirklichen. Meine Stimme üben und Singen. Das, was ich schon immer wollte“, sagt Ami und räumt im nächsten Atemzug ein, dass es zugleich eine schwierige Zeit war. „Weil ich schwarz bin und eine starke Stimme habe, wurde ich sofort in die Gospelschiene gedrängt.“ Zudem seien Konkurrenzdenken und Missgunst im Jugendensemble kultiviert worden.
Mit 19 Jahren dann der Bruch. Sie zog für das Studium der Literaturwissenschaft nach Erfurt. „Eigentlich wollte ich Musical und Jazzgesang studieren. Doch meine Musiklehrerin sagte, dann wirst du Taxifahrerin“, erinnert sich die Musikerin, die nach viel Auf und Ab 2020 beim „Pandemistischen Gartentheater“ in der Erfurter Barfüßerruine, wo sie jobbte, wieder zurück auf die Bühne fand: „Ich sang wie immer vor mich hin während der Arbeit. Bis mich plötzlich Volker (Anm. d. Red.: Volker Nienstädt, der Chef des Gartentheaters) ansprach und mich ermutigte, gemeinsam mit der Holger Arndt Connexion aufzutreten“, erinnert sich Ami.
„Killing Me Softly“ war der Startschuss
Mit dem Song „Killing Me Softly“ von Roberta Flack haute sie alle um. Das war der Startschuss. Zahlreiche Auftritte mit Coversongs folgten. Der Beifall war jedes Mal riesig, doch Ami haderte: „Ich habe sehr lange nicht an mich geglaubt und konnte das alles nicht an mich ranlassen.“ Aber spätestens seit der Release ihrer ersten Platte war damit Schluss. „Mit der EP lernte ich Selbstvertrauen in mich und meinen Gesang zu haben“, sagt sie. Ähnlich wie ihre Vorbilder Beyoncé, Mary J. Blige und Rihanna empowerte sich Ami durch ihre Musik – und die hat es in sich.
Erste Release katapultiert in die 80er zurück
Bereits die erste Release „Endless Pleasure“ katapultiert mit Funk und Disco-Momenten zurück in die 80er. „I’m in my feelings, remembering the day we met. Nights we spend together, from the first to our last kiss.” Hinter den coolen Sound verbirgt sich ein Lovesong, der zum Tanz animiert und an einen Crush von Ami gerichtet ist. „Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als mir die ersten Textstücke im Kopf herumschwirrten. Es war an einem warmen Sommertag bei einem Ausflug mit Freunden. Damals war ich verknallt und chillte auf einem pinken Flamingo in der Weidatalsperre“, erinnert sich Ami und fügt an: „Ich schrieb einfach das auf, was ich ihm sagen wollte.“
Und das Thema Liebe zieht sich auch durch ihren zweiten Song „Higher“, in dem sie ebenso wie in „Endless Pleasure“ die Musik nutzt, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. „Because of me, you feel the fire. But I let you down, down, down, can’t take you higher”, singt sie und verarbeitet damit eine toxische Liebschaft. „Damals laugte mich eine Beziehung aus. Es ging mir viel besser, als wir getrennt waren. Im Song thematisiere ich die wieder errungene Freiheit, die mit dem Schlussmachen einherging.“
Musik bereitet mir endloses Vergnügen
Zwei weitere Songs: „Sunrise“ und „Gone“ komplettieren Amis erste Platte, in der ihr Gesang mit den smoothen House-Sounds ihres Leipziger DJ und Produzenten Yannik aka Cyan85 eine tanzbare Symbiose eingehen. „Disco verbindet mich mit Yannik. Wir beide mögen diesen zeitlosen, lebensbejahenden Sound.“ Und eben diesen Sound scheint Ami in den vergangenen zwei Jahren verinnerlicht zu haben. Wenn sie über ihre Musik spricht, ist ihre Unsicherheit wie weggeblasen. Es sprüht nur so aus ihr heraus: „Musik macht mit mir alles auf einmal. Musik macht mich schwerelos und bereitet mir ‚Endless Pleasure‘ – endloses Vergnügen. Sie fängt mich auf und hält mich“, schwärmt sie im Interview mit dem t.akt-Magazin und fügt an: „Ich bin dankbar, dass ich auf der Bühne stehen kann. Auf der Bühne habe ich das Gefühl, ich kann etwas zur Gesellschaft beitragen, ich kann Menschen das Gefühl vermitteln, was die Musik mit mir macht“, sagt die junge Musikerin, in deren Worten und Songs schon jetzt die Stärke und der Funk der Disco Queens von damals mitschwingt.
Hard Facts:
- Mehr zu Ami: linktr.ee/deslinamikaba
- Instagram: : @deslin.ami
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