Wenn der Boden vibriert, weil die Bässe den Rhythmus der Nacht angeben, Zehntausende Füße im Gleichtakt ein Party-Erdbeben lostreten und Menschenmassen die Techno-DJs am Saalburgbeach wie gottgleiche Religionsstifter anbeten, dann hat auch der letzte Fisch in der Bleilochtalsprerre verstanden: SonneMondSterne (SMS) ist zurück. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause trumpft das Elektro-Festival, das zu den größten seiner Art in Europa gehört, gewaltig auf. Auf vier Open-Air-Floors und in ebenso vielen überdimensionalen Clubzelten tanzten an den vergangenen drei Tagen 40.000 Menschen zu elektronischen Klängen, die von etwa 140 DJs und Künstlern sowie Künstlerinnen serviert wurden.
In Saalburg ging bei SonneMondSterne zur Sache
Laut Philipp Helmers, Pressesprecher des SMS, ist das Festival eine organisatorische Mammutaufgabe. Monate vor der Großveranstaltung wird geplant, wo die 20 Kilometer Bauzaun, elf Kilometer Aluminiumstraße, Hunderte Dixi-Klos und Abertausende von LEDs verteilt werden. 2000 Menschen, darunter Techniker, Securitys, Servicekräfte und Pyrotechniker, kümmern sich um den reibungslosen Ablauf. In wochenlangen Absprachen werde alles „durchgestylt“, dass am Tag X Weltstars wie Martin Garrix und die Chainsmokers die Massen mit Pyrotechnik und außergewöhnlichen Visuals in ihren Bann ziehen können.
Wer die ganz große Show sehen und eher charttaugliche Tanzmusik hören wollte, war auf der Main Stage, der größten Bühne von SonneMondSterne, gut aufgehoben. EDM-Popstars und Sternchen, wie etwa „Gestört aber Geil“, Robin Schulz und Eric Prydz, mischten auf gefällige Weise Hitparaden-Songs mit harten Bässen. Das Publikum goutierte das mit tosendem Beifall und Jubelstürmen. Für Liebhaber des Techno war die Destination ehre das größte Clubzelt und die Second Stage. Weltbekannte DJs wie Sven Väth, Felix Kröcher und Adam Beyer ballerten dort den Ravern satte Beats um die Ohren. Herausragend waren in diesem Jahr jedoch vor allem die weiblichen DJs. Mit qualitativ hochwertiger elektronischer Musik holten unter anderem Amelie Lens, Charlotte De Witte und Nina Kravitz auch den letzten Bewegungsmuffel auf den Dancefloor.
Von Wohnzimmeratmosphäre bis Teletuby-Kostümen
Überrascht haben die Festival-Organisatoren in diesem Jahr mit einer neuen Kooperation. Das Team der Station Endlos sorgte mit blinkenden Lampenschirmen und rustikalem Holzambiente für Wohnzimmer-Atmosphäre auf der neuesten Bühne am Saalburgbeach. Das Team des Clubs aus Halle kümmerte sich um den regionalen Musik-Touch. Thüringer DJs wie Mathias Kaden waren dort in diesem Jahr eine sichere Basis für solides Tanzvergnügen. Und weil wir gerade bei liebevoller Dekoration sind: Nicht nur die Bühnen des SMS wie die Station Endlos putzten sich besonders liebevoll heraus, die Festivalbesucher ließen sich ebenso wenig lumpen und glänzten mit ansehnlichen Outfits und Accessoires. Den Vogel abgeschossen hatte eine Gruppe von jungen Männern, die sich bemüßigt fühlten, bei etwa 30 Grad im Clubzelt mit Teletubby-Kostümen abzuhotten. Hier ein Tütü, da ein durchsichtiges Netzteil, aber ansonsten ging es bei den Outfits im Vergleich zu den vergangenen Jahren eher sportiv, schwarz und funktional zu.
Unterstützung während des Festivals
Highlights setzten die Partygänger dafür auf dem Kopf, an den Armen und im Gesicht. Was bei den vergangenen Festivals der Glitzer, waren in diesem Jahr aufklebbare Strasssteinchen. Festivaltrendsetter war, wer seine Stirn oder gar das ganze Gesicht mit lilafarbenen, rosafarbenen und silbernen Plastikdiamanten schmückte. Das Ganze dann bitte noch mit goldenen Abzieh-Tattoos unterstreichen und wahlweise Hüte in Form von Tieren oder einfach nur Bierkartons auf den Kopf gepackt und die Party konnte starten.
Um die Sicherheit bei der Festivität kümmerten sich wie auch in den vergangenen Jahren Polizei, DRK, Feuerwehr und ADAC. Die Gelben Engel mussten in diesem Jahr am häufigsten ausrücken, um Autoschlüssel aus dem Auto zu befreien oder Starthilfe zu geben. Schnittwunden und Kreislaufprobleme waren das tägliche Brot der Sanitäter und Drogenvergehen das der Polizei. Insgesamt registrierten die Beamten etwa 300 Delikte in den zurückliegenden Tagen. Im Großen und Ganzen lässt sich laut Stefanie Kurrat von der Polizei in Saalfeld jedoch resümierend feststellen, dass SonneMondSterne „sehr friedlich und mit ausgelassenen Besuchern“ zu Ende ging.
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