Am 2. September findet ab 16 Uhr im Skatepark Gera am Hofwiesenpark wieder ein „Tolerance Jam“ statt. Hinter dieser Veranstaltung steckt der Jugendrat Gera, die „Stimme der Kinder und Jugendlichen der Stadt“. Die Ursprünge gehen zurück bis in den Herbst 2013. Damals wurde nach einem Projekt gesucht, bei dem man die Bürger und Bürgerinnen der Stadt zu mehr Toleranz, Gleichberechtigung und Weltoffenheit aufrufen wollte. Ideen, wie etwa Vorlesungen, schienen zu langweilig, so wurde ein Konzert gewählt, da Musik bekanntlich verbindet. 2014 wurde es das erste Mal organisiert und dieses Jahr findet es zum fünften Mal statt.
Tolerance Jam in Gera
„Nach drei Jahren Zwangspause durch Corona und einem stark gefüllten Aktionsplan des Jugendrates, fanden die Jugendlichen es an der Zeit, das beliebte Tolerance Jam wieder aufleben zu lassen“, so Ines Wegner, Geschäftsführerin des Stadtjugendring Gera e. V., welche mit der Betreuung des Jugendrat Gera beauftragt ist. Unter anderem, weil die Ausführung einer Musikveranstaltung im Hinterhof der Tonhalle nicht immer einfach war, suchte man sich für 2022 den Great Gera Skates e.V. als Partner. „Wir freuen uns, den Tolerance Jam in unserem Skatepark stattfinden zu lassen. Jeder, egal ob jung oder alt, ist herzlich eingeladen, dem Konzert von unseren Rampen oder gemütlich auf der Wiese zuzuhören“, erklärt Moritz Gambke vom Kollektiv Skatepark.
Die Gäste erwartet gewohnheitsmäßig ein breitgefächertes Musikprogramm aus Gera. Zu Beginn legt DJ Abstract auf, gefolgt von der Band Janh. Das Trio aus Gera und Dresden, das zum gestreamten Fête de la Musique 2020 in Gera auf dem Rathausturm gespielt hat, lässt sich im Singer/Songwriter-Genre verorten. Aus dem Indie-Rock-Genre stammt hingegen Tom Quittenbaum, Frontmann und „Bandarchitekt“ von 2Leben. Mit seiner Band trat er schon in der Vergangenheit auf dem Tolerance Jam auf, war schon öfter Gast und ist sehr begeistert von dieser Veranstaltung. Auf einem anderen Weg wurde der vierte Act Teil des Jams. „Zum Auftritt kam ich durch Mund zu Mund Propaganda,“ erzählt der Rapper Dingo da Dogg vom Geraer Label Junktown Records, „wurde also gefragt, ob ich da auftreten möchte und hab, nachdem ich erfahren habe, um was es da geht, zugesagt, da mir das Ganze ein wichtiges Thema ist.“ Den musikalischen Abschluss macht am Abend die Progressive-Metal-Band Hidden Timbre, die sich selbst vorschlug. Hidden Timbre existiert bereits seit 1994, die aktuelle Besetzung aber erst seit 2020.
Miteinander und demokratische Werte stärken
Das Miteinander und demokratische Werte zu stärken ist das Ziel des Tolerance Jam. Für diese Werte tritt auch der Verein „Demokratie Leben!“ ein, der diese Veranstaltung mit dem Jugendfond fördert. Auch andere Projekte können darüber gefördert werden, denn „Demokratie Leben!“ vergibt für Mikroprojekte je 500 Euro. Über die Vergabe wird im Jugendrat abgestimmt. Insgesamt ist Toleranz in Gera noch ein schwieriges Thema. Es ist nicht unbekannt, dass Gera viele Einwohner hat, die offen intolerante Ansichten vertreten. Immer wieder kommt es zu Anfeindungen, dazu gibt es wenig Safespaces, für zum Beispiel Menschen aus der LGBTIQ*-Community. Jedoch lässt sich in Geras Kunst- und Kultur-Szene beobachten, wie Veränderungen bestrebt werden, und dass vor allem Künstler und Künstlerinnen darauf bedacht sind, sich mehr für Themen wie Toleranz einzusetzen. Das zeigt zum Beispiel auch der Rapper Dingo da Dogg: „Toleranz ist mir persönlich sehr wichtig, da vor allem in den letzten Jahren nur in Extremen gedacht wird und keine Seite die andere toleriert, anstatt nach gemeinsamen Lösungswegen zur gegenseitigen Akzeptanz zu suchen.“
Auftakt für den CSD Gera
„Ich glaube, dass sich die Lage deutlich verbessert hat, also dass viel mehr Menschen offen mit dem Thema umgehen“, so Charline Köhler, eine der Mitorganisatorinnen des Christopher Street Day Gera. „Dennoch bemerkt man immer wieder, gerade beim Thema Bildung in Schulen, dass doch auch LGBTIQ*-Personen dort vielen Problemen ausgesetzt sind, seien es Beleidigungen auf dem Schulhof oder Ausgrenzung. Das ist leider heute nicht nur in Gera so, sondern deutschlandweit, dass es leider immer noch Vorfälle und Anfeindungen gegen Mitglieder der Community gibt.“ Dagegen helfe vor allem die Sensibilisierung der Menschen für dieses Thema. „Das ist für uns das A und O – und auch der Grund, warum wir das auch mit dem CSD machen“, führt der Aktivist aus: „Weil wir gerne mit so vielen Menschen wie möglich auch ins Gespräch kommen möchten, um Aufklärungsarbeit zu leisten.“ Entstanden war der CSD Gera 2018 auf einer Klausurtagung des Jugendrats. Seither sind CSD und Jugendrat eng verbunden und helfen sich gegenseitig bei der Organisation. Der Tolerance Jam bildet den Auftakt für den CSD Gera, der am 24. September stattfinden soll.
Hard Facts:
- Wann: 2. September | 16 Uhr
- Wo: Skatepark Gera am Hofwiesenpark