Warum immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah ist? Thüringen hat viel zu bieten. Auf einer Fläche von rund 16.000 Quadratkilometern finden sich zahlreiche Museen, Denkmäler und Orte, die es lohnt, einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Ihr plant einen Ausflug? Wir verraten euch in unserer Serie „Thüringer Städtetrip“, was der Freistaat so zu bieten hat. Dieses Mal machen wir einen Abstecher nach Rudolstadt.
Eine Stadt voller Leben und Liebreiz
In einer der schönsten Landschaften Thüringens bietet sich den Besucher:innen von Rudolstadt eine Stadt voller Leben und Liebreiz mit vielen historischen Sehenswürdigkeiten. Hoch über der Stadt thront majestätisch die Heidecksburg, sie zeugt von der einstigen Macht des Fürstenhauses. Zu ihren Füßen lädt die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen, Kirchen und Renaissancebürgerhäusern zum Verweilen ein. Das Schloss in seiner barocken Pracht einzigartig in Thüringen, birgt eine Fülle von architektonischen und kulturhistorisch wertvollen Kostbarkeiten. Die Stadt, in der sich 1788 die Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller kennen lernten, ist heute Ausgangspunkt für Besichtigungstouren entlang der Saale und in den Thüringer Wald.
Einst das Zuhause der Grafen und Fürsten
Nicht ohne Grund: Denn Rudolstadt liegt eingebettet in einem von Wald umgebenen Tal und zieht sich bandartig an dem weiten Bogen der Saale entlang. Die Stadt wurde 776 erstmals urkundlich erwähnt und hat seit 1326 Stadtrecht. Anfang des 13. Jahrhunderts war Rudolstadt im Besitz der Grafen von Orlamünde, von denen es um 1300 teilweise und 1334 schließlich ganz an die Grafen von Schwarzburg überging. Von 1599 bis 1920 war es deshalb die Hauptstadt des ehemaligen Fürstentums in Thüringen.
Im Jahre 1996 erhielt Rudolstadt den Kulturpreis des Landes Thüringen für die Bewahrung der kulturellen Traditionen einerseits und andererseits für das beherzte Engagement bei der Entwicklung neuer kultureller Projekte. So gehören zu den jährlichen Veranstaltungshöhepunkten das Rudolstadt Festival, das größte Folk-Roots-Weltmusik-Festival Deutschlands, und das Rudolstädter Vogelschießen, eines der größten Volksfeste Thüringens. Zudem hat die älteste noch produzierende Porzellanmanufaktur Thüringens ihren Sitz in der ehemaligen Residenzstadt und die weltweit bekannten Anker Steinbaukästen werden dort seit über 135 Jahren produziert
Heidecksburg
Auf dem Schlossberg über der Rudolstädter Altstadt thront die weithin sichtbare Heidecksburg. Das mächtige, dreiflügelige Barockschloss entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf den Resten einer 1735 abgebrannten Renaissance-Anlage. Die Heidecksburg war bis 1918 die Residenz des Fürstengeschlechtes von Schwarzburg-Rudolstadt, der große Festsaal aus dem 18. Jahrhundert gehört zu den schönsten des deutschen Rokoko. Heute ist das Schloss Sitz der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, des Thüringischen Staatsarchivs sowie des Thüringer Landesmuseums. Die fürstlichen Wohn- und Festräume sind als Räumlichkeiten des Landesmuseums öffentlich zugänglich, ebenso die Gemäldegalerie und das Naturalienkabinett. Die Sammlungen des Museums umfassen darüber hinaus eine große Zierporzellan-Sammlung, eine Ausstellung zur Schwarzburger Geschichte, die Dauerausstellung „Rococo en miniature – Die Schlösser der gepriesenen Insel“ und weitere Wechselausstellungen.
Schillerhaus
Das Schillerhaus widmet sich Schillers „Rudolstädter Sommer“ im Jahr 1788. Diese Zeit war für den Dichter nicht nur eine der glücklichsten seines Lebens, sondern auch eine, in der viele Weichen gestellt worden: hier hatte sein unstetes Wanderleben ein Ende, erlangte er neue Zuversicht für sein künstlerisches Schaffen, lernte er Goethe und seine spätere Frau Charlotte von Lengefeld kennen. Die Ausstellungsinhalte werden in den von 2005 bis 2009 restaurierten Wohnräumen der Familien von Lengefeld und Beulwitz präsentiert und multimedial inszeniert. Darüber hinaus finden ganzjährig Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen, Vorträge und Diskussionsveranstaltungen statt sowie Freiluftkonzerte und Kinovorführungen im parkartigen Garten des Hauses. Im Mai feiert das Schillerhaus seinen 15. Geburtstag mit einer Festwoche.
Theater Rudolstadt
Auf Veranlassung des Hofes wurde das Theater 1792/93 zunächst als Sommertheater erbaut. Goethe leitete von 1794 bis 1805 als Intendant das Ensemble, das von Weimar aus die Rudolstädter Bühne bespielte. Heute bildet das Ensemble mit den Thüringer Symphonikern, die die 350-jährige Tradition der Hofkapelle fortführen, einen Zweckverband.
Stadtbibliothek
Ursprünglich beherbergte das aus dem Jahre 1609 stammende Gebäude ein Gymnasium. Seit 1894 ist hier die Bibliothek untergebracht, die 1998 grundlegend saniert wurde. Den Grundstock der Bibliothek bildeten theologische Werke, die später durch die fürstliche Privatbibliothek ergänzt wurden.
Altes Rathaus
Der spätgotische Bau aus dem Jahre 1524 wurde im 18. Jahrhundert mehrfach verändert. Im Jahre 1603 wurde der Glockenturm aufgesetzt. In ihm befindet sich die Glocke der 1485 gestifteten Lazaruskapelle. An der Vorderseite befindet sich an einem der unteren Steinquader die „Rudolstädter Elle“. Sie galt als Normmaß für die Tuch- und Leinwandhändler auf dem Markt.
Thüringer Bauernhäuser
Die Thüringer Bauernhäuser sind das älteste Freilichtmuseum Deutschlands. Die malerische Hofanlage besteht aus mehreren Gebäuden, die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Die vom Verfall bedrohten Fachwerkbauten wurden in den Jahren 1914/15 in umliegenden Dörfern abgetragen. Das Museum veranschaulicht an Hand von originalen Möbeln und Gebrauchsgegenständen das bäuerliche Leben in der Thüringer Region. Besonders sehenswert ist die Einrichtung einer alten Dorf-Apotheke.
Handwerkerhof
Inmitten des historischen Stadtkerns entstand aus dem früheren Bernhardinenstift der Handwerkerhof. Alleinstehende Damen adeliger Herkunft hatten seit dem 18. Jahrhundert die Möglichkeit einer standesgemäßen Unterkunft im Stift, das bis 1945 existierte. Heute laden eine kleine Ladenpassage und der malerische Innenhof zum Verweilen ein.
Ludwigsburg
Das Stadtschloss wurde zwischen 1734 und 1741 für den Bruder des Fürsten gebaut. Danach diente das Palais als fürstliche Zeichenschule und Fortbildungsschule für Handwerksgesellen. Heute beherbergt die barocke Dreiflügelanlage den Thüringer Rechnungshof.
Schillershöhe
Die Schillergedenkstätte oberhalb des Saaleufers ist ein gern besuchtes Ausflugsziel für die Rudolstädter und ihre Gäste. Sie entstand 1830 auf Anregung des glühenden Schiller-Verehrers, Kammerrat August Karl Friedrich Werlich.
Schallhaus
Das pavillonartige Schallhaus steht im Zentrum der Unteren Terrasse des Schlossgartens der Heidecksburg zu Rudolstadt. Etwa um 1700 wurde im Mittelpunkt einer barocken Gartenanlage ein Gartenhaus in der Form eines Oktogons errichtet. Das Schallhaus birgt einen der Räume für Konzerte in sich, die in der Barockzeit besonders beliebt waren, weil Podium und Auditorium übereinander liegen. Durch große Schallöffnungen im Boden waren sie mit den darunter liegenden Räumen verbunden. Während die Musiker im oberen Raum konzertierten, hielten sich die Zuhörer im unteren auf.
Richtersche Villa
Benannt wurde das märchenschlossartige, große Haus in der Schwarzburger Chaussee nach seinem Bauherren, dem Fabrikanten Friedrich Adolf Richter. Mit der Gründung einer pharmazeutischen Firma, die unter dem Markenzeichen „Anker“ auch Süßigkeiten, Musikautomaten und Spielzeug herstellte, siedelte Richter im vergangenen Jahrhundert einen wichtigen Industriezweig in Rudolstadt an. Zu den bekanntesten Erzeugnissen gehörten die Ankersteinbaukästen, die über mehrere Jahrzehnte in alle Welt verkauft wurden und heute durch die Wiederaufnahme der Produktion durch die Ankerstein GmbH eine Renaissance erleben.
St. Andreas
Die Stadtkirche St. Andreas ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche. Sie wurde in den Jahren 1463 bis 1475 durch Umbau eines bereits aus dem 12. Jahrhundert stammenden Gotteshauses errichtet. Im oberen Glockenstuhl hängt die 1499 gegossene Glocke Osanna, von deren Inschrift Friedrich Schiller 1788 nach einem Turmaufstieg die Anregung für das „Lied von der Glocke“ erhalten haben soll.
Volkstedter Porzellanmanufaktur
Bereits 1762 in Rudolstadt gegründet, ist die „Aelteste Volkstedt“ die älteste der noch produzierenden Porzellanmanufakturen Thüringens. Die Gründung geht auf Georg Heinrich Macheleid zurück, der 1760 die Zusammensetzung der richtigen Porzellanmasse, das Arkanum, enträtselte. Heute könnt ihr in der Breitscheidstraße, wo die Porzellanmanufaktur ihren Sitz hat, in die Welt der Porzellanfigurenherstellung eintauchen. Neben dem Werksverkauf werden dort Führungen durch die Manufaktur angeboten.
Saalemaxx
Das besondere Familienbad in Thüringen mit seinen vielfältigen Bereichen aus Erlebnis- und Sportbad, Saunawelt, Badehaus und attraktiven Angeboten, bietet Abenteuer und Entspannung zugleich.
Rudolstadt Festival
Für vier Tage im Juli ist in Rudolstadt die Welt zu Hause. Dann öffnet das Festival den Blick für den musikalischen Reichtum der unterschiedlichsten Kulturen, und Künstler:innen aus rund 40 Ländern bringen auf fast 30 Bühnen die ganze Stadt zum Klingen. Die Geschichte des Festivals reicht bis 1955 zurück. Damals fand in Rudolstadt das „1. Fest des deutschen Volkstanzes“ statt. Heute pilgern täglich 25.000 Konzertfans zu Deutschlands größtem Festival für Roots, Folk und Weltmusik.