Stell dir vor, dein Tag beginnt wie folgt: Du verrichtest dein Morgengeschäft, greifst zum Toilettenpapierhalter, aber der ist leer. Du willst das auf einen Einkaufszettel setzen – aber nirgends ist auch nur ein Fitzelchen Papier auffindbar. Im Laden um die Ecke legt dir die Fleischereifachverkäuferin das Pfund Gehacktes direkt auf die Hand. An der Kasse willst du – jetzt schon reichlich verwirrt bar bezahlen, aber du hast nicht einen Geldschein mehr im Portemonnaie.
Große Suche nach Papietechnologen
Papier ist aus unserem Alltag einfach nicht wegzudenken. Auch mit dem zukunftsweisenden Recyclinggedanken ist eine papierlose Welt momentan nicht vorstellbar. Warum also ist der Beruf des Papiertechnologen so unbekannt?
Durchlauf von verschiedenen Stationen
Um dem auf den Grund zu gehen, sind wir in eine der ältesten Fabriken Thüringens gefahren. Die Kartonfabrik Porstendorf bei Jena verarbeitet bereits seit über 110 Jahren Altpapier zu Kartonagen – 45.000 Tonnen jedes Jahr – und leistet der Umwelt damit einen erheblichen Dienst. Damit aus diesem Rohstoff ein neues Endprodukt wird, muss er verschiedene Stationen durchlaufen.
Rundgang durch den Papierkreislauf
Wir starten im Anlieferungsbereich, in dem Tonnen von Papier liegen. Lose oder in Quader gepresst wartet es hier auf die Weiterverarbeitung. Und immer wieder entdeckt man dazwischen Metall, Kunststoff und andere Materialien, die nicht in den Altpapiercontainer gehören. Das ist nur selten schön, zum Beispiel, wenn es sich um eine alte Münzsammlung von hohem Wert handelt – alles schon vorgefunden in einem Haufen „Müll“.
Hier gehts zu Bildergalerie der Kartonfabrik:
Fremdkörper müssen schonend entfern werden
All diese Fremdkörper müssen schonend entfernt werden. In mehreren Stationen werden immer mehr kleinteilige Materialien aus dem wertvollen Rohstoff aussortiert. Es wird gewaschen, getrennt und in seine einzelnen Bestandteile zerlegt. Bis es schließlich so rein ist, dass es zu einem neuen Produkt verarbeitet werden kann. In diesem Fall zu Graukarton, der in über 70 Länder dieser Welt exportiert wird.
Gute Mitarbeiterführung ist wichtig
In all diesen Prozessen sind hochtechnologische Maschinen im Einsatz, die gebändigt werden müssen. Und dazu sind Menschen nötig und werden es auch immer sein. Ein klarer Kopf, das Verständnis für die Prozesse und die Fähigkeit, schnelle aber bewusste Entscheidungen treffen zu können, sind da unabdingbar. Jede Minute kostet Geld, das die Fabrik am Laufen hält, mitsamt seiner über 60 Mitarbeiter. Sebastian, selbst Wirtschaftsingenieur, erzählt mit einer ansteckenden Leidenschaft vom Familienunternehmen, das seit 1908 in Porstendorf angesiedelt ist. Während des Rundgangs begrüßt er jeden Mitarbeiter mit Handschlag. „ Uns ist wichtig, dass die Mitarbeiter Wertschätzung erfahren, dass sie sich mit dem Unternehmen identifizieren. Wir sind kein Hochglanzunternehmen, das ist uns bewusst. Bei uns stecken die Werte im Inneren. Das betrifft sowohl die Fabrik als auch die Mitarbeiterführung. Die Kollegen schätzen die sehr klare Kommunikation und dass sie durch eine selbstständige Arbeitsweise die Möglichkeit bekommen, sich stetig weiterzuentwickeln.“
Große Verantwortung (besonders gegenüber der Umwelt)
Unser Rundgang endet in der großen Lagerhalle, in der die Endprodukte auf ihre Auslieferung warten. Wir haben auf unserem Weg verschiedenste Gerüche schnuppern müssen, die nicht immer angenehm waren, sind von kühlen Hallen in aufgeheizte Produktionsräume gewechselt und haben verstanden, wie hoch die Verantwortung in diesem Beruf ist. Vor allem auch gegenüber unserer Umwelt.
Papier ist geduldig
Der Beruf des Papiertechnologen ist vielleicht nicht sexy, aber er ist nachhaltig. Der Underdog unter den Ausbildungsberufen ist ein Beruf mit Zukunft. Warum? Nun ja, wie sagt man so schön: Papier ist geduldig.
Hard Facts:
- für den Ausbildungsstart 2019 werden noch drei toughe Lehrlinge gesucht
- Bewerbung an Kartonfabrik Porstendorf GmbH, Fabrikstraße 1, 07778 Neuengönna oder bewerbung@kartonfabrik.de
- weitere Infos findet ihr hier