Die Bauhaus-Universität Weimar kann sich über eine wertvolle Sammlung freuen: Über 1.000 Filmprogramme des »Illustrierten Filmkuriers« aus den Jahren 1926 bis 1945 vervollkommnen den filmwissenschaftlichen Bestand der Universitätsbibliothek.
Die Bauhaus-Universität Weimar bekommt wertvolle Filmsammlung
»Berlin Alexanderplatz«, »Der blaue Engel« oder »Max Schmelings Sieg« ‒ diese Kultfilme lassen nicht nur die Herzen von Filmforschenden höherschlagen. Sie gehören auch zu jenen Filmen, die in dem seit 1919 erscheinenden »Illustrierten Filmkurier« abgebildet wurden. Eine Sammlung von über 1.000 Filmprogrammen konnte die Universitätsbibliothek jetzt erwerben, um ihren filmwissenschaftlichen Bestand zu erweitern und öffentlich zugänglich zu machen, so der Bericht der Bauhaus-Universität Weimar.
Dabei stammen die Objekte der Berliner und der Wiener Ausgabe aus dem Nachlass eines Zwickauer Filmenthusiasten, der die Raritäten verschiedenster Filmgenres in jahrzehntelanger Sammlungstätigkeit akribisch zusammentrug und auf diese Weise für künftige Generationen bewahrte. Da er sich Weimar besonders verbunden fühlte, war es ihm ein besonderes Anliegen, seine Sammlung ‒ zum Teil als Schenkung ‒ nach seinem Tod in die Bauhaus-Stadt zu geben. Vermittelt wurde das Konvolut durch den renommierten Film- und Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Patrick Rössler (Universität Erfurt). Der Experte des frühen deutschen Kinos schätzt das in der Sammlung enthaltene Programm »Frau im Mond« von Fritz Lang wegen seiner Raketenthematik als »das wertvollste und international gesuchteste Filmprogramm der späten Weimarer Republik« ein. Oftmals nur in geringer Auflage produziert oder selbst als Kriegsverlust eingestuft, verleihen die heute noch verfügbaren Programme den vielen, als verschollen geltenden Filmen eine neue Sichtbarkeit.
Wichtige Objekte für Filmforschung
Mit der Sammlung können filmhistorische und sozialwissenschaftliche Fragestellungen ebenso erforscht werden wie Alltagskultur, Fotokunst und Grafikdesign. Das Konvolut bereichert einerseits die filmwissenschaftliche Lehre an der Fakultät Medien, wie den 2020 eingerichteten Masterstudiengang »Filmkulturen ‒ Extended cinema«. Andererseits stellt die sich durch ihre Geschlossenheit auszeichnende Sammlung besonders für Filmforschende einen einmaligen Zugang zur Filmkultur der 1930er bis 1940er Jahre dar. Exemplarisch sei die Gegenüberstellung von NS-Unterhaltungskultur und dem in Österreich bis 1938 zensurfreien Hollywood-Kino erwähnt, die durch den Vergleich von Berliner und Wiener Ausgabe ermöglicht wird. Über die Sammlung, die in den kommenden Monaten in den Bibliotheksbestand eingearbeitet wird, sagt Dr. Katrin Richter, Fachreferentin der Universitätsbibliothek und Mitorganisatorin der im Rahmen des Kunstfest Weimar stattfindenden Weimarer Stummfilm-Retrospektive: »Mit diesen herausragenden Originalzeugnissen deutscher Filmgeschichte können wir vor Ort noch intensiver unser Filmkulturerbe studieren und verschiedene Aspekte wie Gesetzgebung, Kommerzialisierung und Internationalisierung – auch jenseits des Mainstreams – ergründen.« Wie bereits das »Filmkunstarchiv Heimo-Bachstein« und die »Sammlung Buchgestaltung und Künstlerbücher« soll die Filmprogramme-Sammlung im Portal »Wissenschaftliche Sammlungen in Deutschland« aufgenommen werden.
Hart Facts:
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