Ein Wintersonntag: empfindlich kalt, trübe, grau. Was macht man bloß? Man macht es sich gemütlich. Man liest, lauscht und lässt sich digital unterhalten. Denn auch in Netzlandschaften kann man einen schönen Bauhaus-Spaziergang machen – wenn man die richtigen Adressen kennt. Die erste Adresse ist die offizielle Jubiläumswebsite: www.bauhaus100.de.
Bauhaus Spaziergang digital
Sieht schön aus, bietet Einträge zu Gebäuden in ganz Deutschland und Veranstaltungshinweise auch über 2019 hinaus. Die Grundlagentexte zum Bauhaus sind angenehm knapp. Es gibt sogar Specials zu Städten, die man eigentlich eher nicht mit dem Bauhaus verbindet – wie etwa Oldenburg. Aber wer ist wer, wer studierte bei wem, wer gehörte wie zusammen? Netz ist Netzwerken, ist klicken und swipen, ist Baukastenprinzip. Nirgendwo sonst könnten Künstlerverknüpfungen eigentlich besser oder zumindest zeitgemäßer aufgefächert werden als online.
Bauhaus erkunden mal anders
Die digitale Sammlung des renommierten Städel-Museums in Frankfurt versucht sich zumindest darin, den Künstler-Netzwerk-Gedanken für User aufzubereiten (https://bit.ly/2tRpyF2): Unter einem kurzen, kundigen Lexikoneintrag zur Weimarer Institution kann man auf die Namen der Protagonisten des Bauhauses klicken – Gropius, Kandinsky, Feininger – und Werke sowie Beziehungen und weitere Lebenswege zumindest teilweise nachvollziehen. Aber leider folgen hier nicht jedem Eintrag Inhalte – und viele zeitgenössische Protagonisten fehlen ganz.
„Frauen am Bauhaus“
Vor allem präsentiert das renommierte Museum das Bauhaus als reinen Männerverein. Was aber ist mit Gunta Stölzl, Lucia Moholy-Nagy und anderen Künstlerinnen am Bauhaus? Exzellente Kunstgeschichts-Überblicke wie das 640 Seiten dicke Standartwerk „Das Bauhaus“ von Jeannine Fiedler und Peter Feierabend haben ein ganzes Kapitel zu „Frauen am Bauhaus“ (https://bit.ly/2pq0rKV ), klassische journalistische Formate widmen den teils namhaften Studentinnen immerhin ein paar Doppelseiten. Das Sonderheft zum Bauhaus-Jubiläum des Art-Magazins lässt sich beispielsweise gratis online durchblättern: https://bit.ly/2HfVFpI
weibliche Innovationskraft
Richtig präsent sind die Bauhaus-Frauen im Jubiläumsjahr dafür in klassischen Unterhaltungsformaten wie dem Fernsehen. Die ARD hat einen Spielfilm über die fiktive Lotte Brendler gedreht, opulent ausgestattet, aber auch kitschig und klischeebehaftet. Bis zu einer etwaigen Wiederholung ist der Film derzeit zwar nicht mehr in der Mediathek, wird aber von einem aufwändigen Bauhaus-Webspecial mit Dokus und 360°-Animationen flankiert, das man sich zu Gemüte führen kann https://bit.ly/2C78oHM. Auch das ZDF rückt in einer History-Drama-Serie, „Die neue Zeit“, prominent besetzt die Frauen am Bauhaus in den Mittelpunkt. Doch auch hier: Mehr lauschiges Liebesleid statt der Würdigung weiblicher Innovationskraft. https://bit.ly/2NeNFrL Immerhin: Noch nie wurde die Existenz von Gestalterinnen am Bauhaus so oft erwähnt wie während dieses Jubiläumsjahres.
Non-visuelle Reisen zu den Bauhaus-Hochburgen
Wenn man im Netz flaniert, dürfen Podcasts nicht fehlen. Aber geht das? Architektur und Design sind etwas Visuelles und „nur“ darüber zu reden möglicherweise langweilig. Mitnichten! Das Radio macht öffentlich-rechtlich wieder gut, was ARD und ZDF verkitscht haben, denn die Portrait-Podcasts des Deutschlandradios gehören zu dem besten, was man sich zum Thema Frauen am Bauhaus medial zuführen kann https://bit.ly/2TseMnO. Und mit einer Stimme im Ohr und geschlossenen Augen lassen sich bekanntlich auch Reisen unternehmen, ohne, dass man das Sofa verlassen müsste – nach Tel Aviv zum Beispiel, der Bauhaus-Stadt schlechthin! https://bit.ly/2Tr3al6
Rezept à la Bauhaus: Beton-Kuchen
Scließlich lohnt es sich, auch im Netz nach Thüringen zurückzukehren. Die Klassik-Stiftung in Weimar führt – ganz klassisch – einen Blog: https://bit.ly/34oCKRP. Dort stellen etwa Experten ihre Lieblingsobjekte vor. Oder man erfährt, was der Gemüsegarten hinter dem Haus am Horn mit der Designrevolution zu tun hat und warum 1921 am Bauhaus unter Studierenden darüber abgestimmt wurde, ob man Essen mit Zwiebeln oder ohne Zwiebeln bevorzuge. In dieser Sache konnten Frauen und Männer übrigens gleichberechtigt ihre Meinung äußern. Es ging damals knapp pro Zwiebel aus. Und damit wird es Zeit, den Laptop zuzuklappen und den Spaziergang dieses Mal in der eigenen Küche ausklingen zu lassen: Das Digitalmagazin SisterMag hat ein vom Bauhaus inspiriertes Rezept zum Download bereitgestellt: Den Beton-Kuchen. https://bit.ly/339r3hS