Museum darf es nicht heißen, denn ein Archäologisches Museum gab es in Jena schon einmal: Bis 1962, dann wurde das 1846 gegründete Museum aufgelöst. Nun aber gibt es seit Mitte November im Stadtzentrum gegenüber des Botanischen Gartens wiedereine neue Ausstellungsfläche für die archäologische Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Der Louvre von Jena ist im Institut für Altertumswissenschaften
Die etwa 150 Quadratmeter große Ausstellungsfläche befindet sich im Erdgeschoss, soutterrain und Gewölbekeller des „Schwarz’schen Hauses“, einem denkmalgeschützten ehemaligen Kontorhaus aus dem 16. Jahrhundert, das später Wohnhaus wurde und die letzten Jahrzehnte zu einem der letzten unsanierten Gebäude der Stadt überhaupt zählte. Bei der Sanierung wurde nicht nur liebevoll Altes bewahrt – vom frühneuzeitlichen Riesenbalken, der Feuer fing, über einen Trinkwasserbrunnen und eine kleine, mit Gitter verschlossene Nische – sondern auch Neues gewagt: Das Institutsgebäude wurde um einen modernen, gläsernen Treppenhausanbau erweitert. Dort stehen, für alle Passanten des Fürstengrabens gut sichtbar, zahlreiche nackte, blasse Männer – antike Statuen. Die Gipsabgüsse sind Teil der Archäologischen Sammlung der Universität, und diese Sammlung ist für eine Universität mittlerer Größe ziemlich bedeutsam.
„Gönner, Gauner und Gelehrter“ mit seltenen Stücken
n der Ausstellung wird ein sogenanntes „Campana-Relief“ gezeigt – eine Schmuckplatte aus Ton. Foto: Jan-Peter Kasper/FSUNeben antiken Plastiken beinhaltet sie unter anderem eine Papyrussammlung, ein Münzkabinett und eine Foto- und Diathek, sowie Statuen und Keramik aus drei verschiedenen Sammlungen. Die Auftaktausstellung „Gönner, Gauner und Gelehrter“ erinnert an die Schenkung, die einst die Eröffnung des Archäologischen Museums der Jenaer Universität begründete: Die Schenkung des Marchese Giovanni Pietro Campana von 1846.
Jena verleiht Exponate an den Louvre
Campana war eine schillernde Figur in Rom: Er war Bankier des Papstes und leidenschaftlicher Hobbyarchäologe. Vom Entdeckergeist des 19. Jahrhunderts gepackt, führte er mehrere Ausgrabungen durch und trug eine enorme Antikensammlung zusammen, die heute hauptsächlich im Louvre lagert. Im Gegenzug eines Ordens schickte er dem Altenburger Herzog Joseph von Sachsen-Altenburg etwa 200 antike Vasen, Terrakotten, Gipsabgüsse, graphische Werke und Bücher über die Alpen, die – bis auf wenige Ausnahmen in Berlin – noch immer in Jena sind. Für eine große Campana-Ausstellung im Louvre nächstes Jahr wird man sogar Exponate ausleihen.
Ausstellung bis Ende März 2019 besuchbar
Wer nicht bis an die Seine reisen will, der kann sich die Ausstellung noch bis Ende März 2019 in der Saalestadt ansehen. Danach sind alle halbe Jahre wechselnde Ausstellungen geplant. Die aktuelle Ausstellung geht auf eine Lehrveranstaltung des Sammlungskustos Dennis Graen zurück, der sie mit Studierenden konzipierte und auch den Katalog erarbeitete. Wie Studierende heute Ausstellungen machen, welche Impulse sie setzen, um Archäologie neu zu vermitteln, dafür wird die neue Fläche auch in Zukunft großartigen Raum bieten.
Archäologen aus Jena haben Humor
Ein Objekt wird übrigens dauerhaft bleiben. Es ist nicht mit bloßem Auge zu sehen und was es ist, wird an dieser Stelle auch nicht verraten. Ein Tipp: Wer eine Ausstellung im Institut für Altertumswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena besucht, sollte etwas näher an das historische Eisengitter am Fuße der Treppe herantreten. Hier zeigt sich, dass die Archäologen nicht nur etwas von ihrem Fach verstehen, sondern auch jede Menge Humor haben.
Hard Facts:
- Was: Ausstellung „Gönner, Gauner und Gelehrter“
- Wo: Institut für Altertumswissenschaften, am Fürstengraben 25 (Ecke Jenergasse)
- Wann: Die Ausstellung ist bis 31. März zu sehen; geöffnet Di bis Do 10 bis 12 Uhr, Fr 14 bis 16 Uhr und So 13 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung
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Text: Louisa Reichstetter