Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbstständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Aber auch größere Unternehmen sind betroffen. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur-Shutdown #2 mit Ulrike Köppel von der “weimar GmbH”
In unserer Interview-Reihe „Kultur-Shutdown“ sprechen wir nach einem Jahr Shutdown erneut mit der Geschäftsführerin der weimar GmbH, Ulrike Köppel. Die „weimar GmbH“ ist die Marketinggesellschaft der Stadt Weimar. Sie betreibt das „congress centrum weimarhalle“ und die Tourist Information Weimar. Das Tourismus- und Stadtmarketing gehört ebenfalls zu den Kernaufgaben der „weimar GmbH“.
Wie sieht aktuell die Lage bei Euch/Dir aus?
Leider sind gerade ganz wenig Veranstaltungen zu betreuen: nur die Stadtratssitzungen und Prüfungen sorgen für etwas Betrieb in der Weimarhalle.
Wie steht es um die Finanzen, gab es Hilfe von außen?
Angesichts der Tatsache, dass wir eine städtische Gesellschaft sind und dennoch 70 Prozent unserer Einnahmen selbst erwirtschaften, fehlen uns einerseits die Einkünfte, andererseits fallen wir bei den meisten Hilfsprogrammen durchs Raster. Wir sind ausgeschlossen von den Programmen des Bundes mit den Überbrückungshilfen I, II und III und allen Hilfen des Landes wie z.B. Ausfallversicherung für Veranstaltungen. Unterstützt wurden wir bislang einmalig mit der Soforthilfe im April sowie mit der Novemberhilfe.
Was hat sich im vergangenen Jahr alles verändert?
Erstmals mussten wir unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und waren gezwungen so viel wie möglich einzusparen beziehungsweise stillzulegen. Das ist einschneidend. Trotzdem waren wir nicht untätig.
Was habt Ihr im vergangenen Jahr gemacht?
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Zeit und Kraft in intelligente Hygienekonzepte gesteckt. Wir wissen jetzt, wie viele Menschen bei 1,50 Meter Abstand in den Großen Saal passen, wieviel es beim Einsatz der Schachbrettbestuhlung sind und wie der Einlass unter Pandemiebedingungen zu organisieren ist. Premiere hatten komplett virtuelle Veranstaltungen: Ganze Tagungen wurden digital übertragen. Außerdem gab es Konzerte mit der Staatskapelle Weimar auf unserem Vorplatz. Auch an virtuellen Messeauftritten haben wir teilgenommen.
Ziehst Du etwas Positives aus der Zeit?
Wir haben es geschafft, der Veranstaltungswirtschaft bundesweit ein Gesicht zu geben, gemeinsam zu kommunizieren und aufzutreten. Die Gründung der Allianz der Thüringer Veranstaltungswirtschaft (AVwT) unter unserer maßgeblichen Beteiligung ist ein wichtiger Meilenstein – auch wenn die Pandemie irgendwann vorbei ist. Außerdem haben wir bewiesen, dass wir auch unter den erschwerten Bedingungen sichere Veranstaltungen anbieten können, von einem Tag auf den anderen auf neue Situationen und Vorgaben reagieren können.
Wie blickt Ihr in die Zukunft?
Wir hoffen, dass schrittweise ab der zweiten Jahreshälfte die Veranstaltungen wieder kontinuierlich zunehmen. So etwas wie Normalität erreichen wir frühestens 2022 – wenn die aktuelle Entwicklung sich so positiv fortsetzt, wie es Moment erscheint. Große Kongresse und Konzerttourneen habe eine Vorlaufzeit von manchmal mehr als einem Jahr. Deshalb werden wir nicht wieder sofort bei 100 Prozent sein.
Lest hier das Interview mit Ulrike Köppel aus dem letzten Jahr
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