Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown mit den Veranstaltungstechnikern von LES Sound & Light
In unserer Interview-Reihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir diesmal mit Udo und Thommy Jentsch und Matthias Heinemann. Die drei stehen für die Erfurter Firma LES Sound & Light. Seit über dreißig Jahren sorgen sie als Familienunternehmen auf kleinen und großen Bühnen dafür, dass Ton und Licht perfekt aufeinander abgestimmt sind: von Stadtfesten über Festivals bis hin zu großen Produktionen.
Wie ist jetzt bei euch die aktuelle Lage?
Am 11. März hatten wir unseren letzten größeren Auftrag. Die Sendung „Maischberger – vor Ort“, die im Palmenhaus aufgezeichnet wurde. Seitdem ist es ruhig geworden. Ein paar Kleckeraufträge für Onlinestreams oder ähnliches. Aber das reicht ja bei weitem nicht, um die Kosten zu decken. Aber wir haben als Firma gut gewirtschaftet, haben keine Kredite oder sonstige Schulden.
Habt ihr Angst vor dem Virus wirtschaftlich und gesundheitlich gesehen?
Nein. Wir halten uns so gut es geht an die Vorgaben und hoffen auf den 31. August 2020. In der Hoffnung, dass dann wieder größere Veranstaltungen stattfinden können. Die Auftragsbücher danach sind so voll, dass wir fast schon schauen müssen, wie wir es schaffen.
Gibt es eine Notlösung, um weiterhin Geld einzunehmen? Habt ihr Aktionen geplant?
Wir hatten kurzzeitig überlegt, unseren Fuhrpark zu nutzen, um bei Umzügen zu helfen oder Kollegen zu unterstützen. Die Versicherungslage war aber so undurchsichtig, dass wir das schnell verworfen haben.
Bekommt ihr von außen Hilfe/Förderung?
Wir haben die Soforthilfe für Betriebskosten bekommen. Ich (Udo) bekomme bereits Rente, kann und will aber mit 66 Jahren nicht ans aufhören denken. Dafür liebe ich das, was ich mache zu sehr. Thommy und Matze sind auf Kurzarbeit.
Habt ihr Tipps, um das Beste aus der Lage zu machen?
Sport! (lacht). Geduldig sein und optimistisch bleiben. Vielleicht haben wir Glück, da wir immer schon eine eher kleine Firma waren. Und dass wir uns jetzt „verstecken“ können, bis alles vorbei ist. Wie beim Sauriersterben. Die großen Player haben es sicher schwerer grad. Wir haben unsere Kosten soweit es geht runter gefahren und versuchen einfach, solange wie möglich durchzuhalten. Glücklicherweise hatten wir in den Monate vor der Corona-Krise viele Aufträge.
Was würdet ihr euch jetzt konkret wünschen?
Dass homogene Lösungen gefunden werden. Die Verordnungen sind leider ein einziger Flickenteppich. Und die Gutscheinlösung für Ticketverkäufe fänden wir wirklich gut. Denn davon werden eben nicht nur die Künstler bezahlt, sondern alle Gewerbe rund um die Kulturschaffenden. Das kommt allen zugute.
Wie soll es nach der Krise für euch und euer Geschäft weitergehen?
Am besten so wie vorher. Ein vertrauensvolle Zusammenarbeit mit vielen tollen Kollegen
deutschlandweit. Wir haben uns über die Jahrzehnte einen guten Namen erarbeitet, weil wir Spaß an unserem Job haben und ihn gut machen. Auch wenn die Tage manchmal ruppig sind für Techniker. 4 Uhr morgens Start zum Veranstaltungsort und nachts 2 Uhr müde ins LKW-Bett fallen – das ist keine Seltenheit.
Denkt ihr, das alles kann etwas Positives bringen?
In einer Traumwelt würden sich die Veranstaltungsbranche neu ordnen. Es würde auf Firmen gesetzt werden, die solide Arbeit leisten. Und der Krebsschaden unserer Branche, das Personaldumping, würde endlich überwunden. Es kann nicht sein, dass Preise auf Kosten von Lehrlingen oder unter Tarif bezahlten Angestellten nach unten gedrückt werden. Oder dass manche ihren Mitarbeitern bei mehrtägigen Aufbauarbeiten weit weg von zu Hause nicht einmal Pensionszimmer besorgen. Da muss eine Entzerrung her.
Gibt es noch etwas, dass ihr sagen wollt? Liegt euch noch etwas auf dem Herzen?
Durchhalten! Wir wissen, wie es ist, Durststrecken zu überstehen. Wenn man liebt, was man tut und auf dem Teppich bleibt, kann man es schaffen.