Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown mit Lisa von der „Gruppe Versus“
In unserer Interview-Reihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir diesmal mit Lisa Hilpert von der Gruppe Versus. Die Initiative aus Erfurt besteht aus sechs Kulturschaffenden, die in den letzten Jahren für verschiedenste Kulturprojekte, Partys und Konzerte verantwortlich waren. Ob „ViertelforFoto“, die „S*Heroes Partys“ oder ihre ehemalige Tätigkeit im Erfurter Club „Frau Korte“ im alten Nordbahnhof.
Wie ist jetzt bei euch die aktuelle Lage?
Da wir alle Kulturschaffende sind (ob nun Haupt- oder Nebenberuflich) ist die Situation auch für uns schwierig. Wir haben aber das Glück, nicht in der Existenz bedroht zu sein, da wir alle noch andere Einkünfte beziehen. Jedoch hatten wir im Mai das „Versus Festival“ im Zughafen (Kalif Storch, Backstage Club, Kleine Rampe) geplant. Wir bereiten das lange vor und viel mussten dafür in Bewegung setzten. Es sollte die Clubkultur beleuchten und gleichzeitig durch Workshops (DJ, Rap, Förderung, Technik) dazu animieren selbst aktiv zu werden. Nun muss es auf den 26. September verschoben werden.
Habt ihr Angst vor dem Virus? Wirtschaftlich und gesundheitlich gesehen?
Natürlich ist die Situation nach wie vor verunsichernd. Wir halten uns aber an die öffentlichen Vorgaben und sind achtsam. Wir hatten schon Angst um die Fördermittel, die wir für das Festival akquirieren konnten. Zum Glück zeigen sich da unsere größten Förderer, die Stadt Erfurt und dem Lokalen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus der Stadt Erfurt (LAP), sehr hilfsbereit.
Gibt es eine Notlösung, um weiterhin Geld einzunehmen? Habt ihr Aktionen geplant?
Wir müssen nun schauen, dass wir die Leute überhaupt dazu bekommen, Tickets zu kaufen. Auch wenn nun alle Großveranstaltungen auf nach August verschoben werden, müssen die Leute dann auch wieder bereit sein, sich in „die Masse“ zu begeben. Es ist ein sensibler Umgang zwischen dem Anpreisen der Veranstaltung und dem Verständnis für die Verunsicherung der Situation. Wir sind aber auf die Tickets angewiesen, also werden wir uns in den nächsten Monaten mit transparenter Ansprache an die Besucher*innen wenden.
Habt ihr Kosten? Welche Posten müsst ihr weiterhin tragen?
Die Kosten für Plakate, den Grafiker etc. mussten wir jetzt bereits bezahlen und manche Ausgaben sind zum Teil nun auch umsonst gewesen. Vieles können wir aber zum Glück aufschieben.
Bekommt ihr von außen Hilfe/Förderung?
Das Festival wird vorwiegend durch die Kulturförderung der Stadt und den LAP gefördert. Solange wir das Festival in diesem Jahr noch umsetzten, sind uns auch die Fördermittel noch sicher. Bei der Stadt wurde die Frist sogar bis ins nächste Jahr erweitert. Hier wird den geförderten Projekten sehr entgegen gegangen.
Habt ihr Tipps, um das Beste aus der Lage zu machen?
Aus Veranstalter*innen Sicht empfinden wir zunächst große Solidarität mit denen, die mit Kunst und Kultur ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Wir hoffen, dass keine*r aufgibt und die Besucher*innen den Orten treu bleiben und sie durch Spenden, Soli-Eintrittskarten und Gutscheine unterstützen. Als Kulturnutzer*in können wir nur empfehlen seinen musikalischen Horizont jetzt zu erweitern, um ab dem Herbst dann hoffentlich noch mehr Konzerte und Partys besuchen zu wollen!
Wie soll es nach der Krise für euch und das Festival weitergehen?
Hoffentlich mit einem vollen Festival im September!
Ihr seid Kulturakteur oder kreativer Einzelhändler in Thüringen und wollt mit uns über euer Leben in der Krise sprechen? Schreibt uns mit dem Betreff “Kultur Shutdown” an: f.dobenecker@mediengruppe-thueringen.de
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