Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown mit DJ Franz!
In unserer neuen Interview-Reihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir diesmal mit DJ Franz!. Er ist Resident DJ im Muna in Bad Klosterlausnitz und im Kalif Storch in Erfurt. Als Teil der Booking-Agency „Paracou“ ist er in ganz Deutschland und auf diversen Festivals unterwegs.
Wie ist jetzt bei dir die aktuelle Lage?
Ich habe den Vorteil, dass ich nebenbei einen festen Job habe. Aber als DJ geht momentan gar nichts mehr. Es wird alles abgesagt, was in den nächsten zwei Monaten geplant ist oder war. Das sind so ungefähr acht oder neun Gigs, die gecancelt wurden. Ich wäre zum Beispiel auf der Muna in Bad Klosterlausnitz oder in Halle, da wäre jetzt eine Cluberöffnung am Osterwochenende gewesen. Da hätte die „Station Endlos“ aufgemacht und ich hatte mich eigentlich riesig drauf gefreut. Man redet derzeit nicht mehr wirklich über Absagen. Momentan redet man eigentlich gar nicht mehr über das Business.
Hast du Angst vor dem Virus? Wirtschaftlich und gesundheitlich gesehen?
Gesundheitlich gesehen weiß ich nicht genau, ob ich Angst davor habe. Es ist ein komisches Gefühl, das da mitschwingt, wenn man darüber redet und man nicht weiß, ob man es vielleicht nicht schon hatte. Das kann ja auch sein. Als DJ ist man viel unterwegs. Aber ich hatte keine Anzeichen und ich war auch in keinem Club, in dem Corona Thema war und Quarantäne ausgerufen wurde. Wirtschaftlich ist es total schwierig, weil die Studiokosten weiterlaufen. Die Einnahmen sind bei null.
Gibt es einen Notfallplan, um weiterhin Geld einzunehmen?
Den gibt es nicht. Klar, man probiert dran zu bleiben und in aller Munde zu sein, aber einen wirklichen Plan gibt es nicht. Offiziell haben wir ja ein Auftrittsverbot.
Welche Posten weiterhin gezahlt werden?
Der Hauptposten ist ganz klar die Studiomiete. Dann verschiedene Plattformen, bei denen man Pro-Accounts hat, wie Soundcloud, Mixcloud oder Spotify. Die müssen weiter bezahlt werden, weil sie nach wie vor wichtig sind, da ich am Ball bleiben muss. Ich habe noch zwei Musikmagazine abonniert, die ich eigentlich nicht kündigen möchte. Aber wenn sich das jetzt länger zieht, muss ich mal darüber nachdenken.
Was machst du jetzt mit deiner freien Zeit?
Demnächst wird sicherlich nochmal ein Podcast von mir kommen, aber sonst ist da nichts geplant. Ich sitze natürlich im Studio und bastele an neuen Produktionen. So wie viele DJ-Kollegen. Aber diesbezüglich halten sich alle sehr bedeckt, denn so eine Produktion rauszubringen, kostet auch wieder Geld und das verdient man gerade nicht …
Bekommst du von außen Hilfe?
Ich habe natürlich Antrag auf die Förderung der Thüringer Aufbaubank gestellt, aber da bin ich mir eigentlich schon ziemlich sicher, dass ich die nicht bekommen werde. Weil das DJ-Geschäft eben doch nicht mein Haupteinkommen ist. Ich kann damit grob meine Lebenskosten für alles decken und hab manchmal noch was übrig, aber muss trotzdem nebenbei arbeiten gehen.
Hast du Tipps, um das Beste aus der Lage zu machen?
Ich glaube, das Wichtigste ist, sich in die Sonne zu setzen und die gute Laune zu behalten. Auf jeden Fall sollte man den Kontakt mit seinen Freunden und Bekannten wahren und vielleicht auch mit anderen drüber reden, wie das so weitergehen könnte.
Hast du schon mit anderen DJs gesprochen, die das Hauptberuflich machen? Was sagen die denn so?
Ich habe vor allem mit Thomas Stieler und Mathias Kaden gesprochen und die sitzen alle genauso da wie ich. Da gibt’s keine großen Unterschiede, außer, dass der eine vielleicht ein größeres Polster hat als der andere.
Wie soll es nach der Krise für dich und dein Geschäft weitergehen?
Es wäre erstmal schön, wenn es so weitergeht wie bisher. Aber das sehe ich nicht. Es ist ungewiss, wann wir überhaupt wieder Veranstaltungen machen und vor Menschen auftreten dürfen. Und dann wird es auch schräg werden, weil alle die verfügbaren Auftritte brauchen. Aber das Publikum ist trotzdem das gleiche. Also die gehen an dem Abend nicht zweimal weg. Und dementsprechend sind aufgelaufen Kosten vorhanden, die man im Nachhinein nicht deckeln können wird.
Hast du eine Forderung, die du da jetzt direkt an die Politik stellen würdest oder was jetzt dringend auch für deine Belange oder die DJ-Belange gemacht werden sollte?
Die Politik sollte darüber nachdenken, wie sie jetzt unterstützen können. Es gibt viele Rettungsschirme, aber irgendwie greifen die halt doch alle nicht – zum Beispiel wenn es um Lebenshaltungskosten geht. Da müsste man extrem nachbessern, wenn ich mein Studio vom Staat bezahlt bekomme, aber mir davon nichts zu Essen holen darf, bringt mir das gar nichts. Der Staat will die Kosten zwar mit übernehmen, aber weiß gar nicht, was da alles mit dranhängt.
Denkst du, das alles kann etwas Positives bringen?
Es hat auf jeden Fall was Positives, weil wir alle gezwungen sind eine Pause zu machen, was man als DJ prinzipiell nicht konsequent macht. Wenn alles mal wieder losgehen sollte, werden alle mit doppelter Energie an den Start gehen. Und es wird sehr viele neue Sachen zu hören geben, weil es gerade auch eine sehr kreativ ist. Zumindest, wenn sich die Leute nicht gerade mit dem Problem beschäftigen, wie sie ihr Leben finanziert bekommen. Dann kommen auch viele neue Ideen. Ich denke, künstlerisch werden in der Musik jetzt sehr viele neue, krasse Sachen entstehen.
Gibt es noch etwas, dass du sagen willst? Liegt dir noch etwas auf dem Herzen?
Bleibt einfach zu Hause, liebe Leute. Denn umso schneller ist das alles vorbei und umso schneller sind wir auch wieder für euch da!
Hard Facts:
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- Booking: www.paracou.de
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