Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown mit Choreograph Patrik Pavlik von der KulturEtage
In unserer Interview-Reihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir diesmal mit Dipl. Tanzpädagoge und Choreograph Patrik Pavlik. Die KulturEtage ist eine private Tanz- und Kunstschule in der Alten Oper in Erfurt. Patrik Pavlik betreibt diese Schule seit 12 Jahren. Die KulturEtage Erfurt hat es sich zum Ziel gemacht, die Freude an gemeinschaftlicher kreativer Betätigung zu wecken und dabei künstlerische Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern.
Wie ist denn eure aktuelle Lage?
Seit mittlerweile drei Monaten haben wir geschlossen. Wir unterrichten allerdings online. Jetzt ist es so, dass das aber auch wieder in der Tanzschule möglich ist.
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Sind die Einnahmen durch die Schließung komplett weggebrochen, oder werden diese durch den Online-Unterricht erbracht?
Jein. Wir können die abgeschlossenen Verträge nicht zu 100 Prozent erfüllen, das heißt, es ist absolut offen. Einnahmen erfolgen gerade nur über Spenden und wenn überhaupt von dem ein oder anderen Mitglied. Wenn man das aber realistisch sieht, muss man sagen, dass die Einnahmen eingebrochen sind, auch wenn eine wahnsinnige Solidarität vorhanden ist.
Was erwartet ihr jetzt von der Politik?
Ich erwarte von der Politik neben konkreten Vorschlägen wie wir weitermachen sollen auch, wie wir mit den Hygienemaßnahmen umgehen sollen. Zudem wäre ein konkretes Programme zur Förderung gut.
Hast du einen Plan wie es weitergehen soll?
Einen Plan sowieso, ja. Dazu sind wir gezwungen. Es ist eben nicht so, dass die Leute wie aus einem Urlaub zurückkommen und der Betrieb normal weitergeht. Ich muss schauen, wie der Betrieb mit den Vorgaben funktioniert, um diese natürlich auch einzuhalten. Das ist absolutes Neuland – für uns alle. Also der Plan ist vorhanden, nur wie er umgesetzt werden kann, muss man sehen, wenn es so weit ist.
Denkst du, das alles kann etwas Positives bringen?
Positives gibt es vieles, so ist das nicht. Ich bin ein positiver Mensch und als Pädagoge sage ich immer: „Hinter jeder Wolke kommt auch die Sonne wieder zum Vorschein.“ Das beginnt bei der Familie, für die ich sonst nicht so viel Zeit habe wie jetzt, aber gilt auch viele andere Sachen. Also die schönen Momente sind schon vorhanden und die sind sowieso überwiegend. Das muss ja auch sein, wie denn sonst? Ich habe zwei kleine Kinder. Man will für sich, die Familie und Freunde und alle anderen das Positive sehen und nicht das, was kaputtgemacht wird oder auch schon kaputt ist.
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Gibt es noch etwas, dass du sagen willst? Liegt dir noch etwas auf dem Herzen?
Macht etwas, bewegt euch! Ich weiß, es ist gemütlich auf dem Sofa zu sitzen und das Gefühl zu haben, dass man nichts machen muss. Aber gerade jetzt ist Aktion wichtig. Ganz nach meinem Motto: „Bewegung macht gesund. Gesunder Geist – gesunder Körper, gesunder Körper – gesunder Geist.“
Ihr seid Kulturakteur oder kreativer Einzelhändler in Thüringen und wollt mit uns über euer Leben in der Krise sprechen? Schreibt uns mit dem Betreff “Kultur Shutdown” an: f.dobenecker@mediengruppe-thueringen.de
Hard Facts:
- Wo: Gorkistraße 1, 99084 Erfurt
- Zur Homepage: www.kulturetage-erfurt.de