Mit voller Power startet die Bauhaus-Galerie „nova art space“ am neuen Standort im Kunsthaus Erfurt. In der Ausstellung „space, activate!“ steht die menschliche Interaktion im Fokus der künstlerischen Auseinandersetzungen. Nach der coronabedingten Zeit der Zurückhaltung, darf sich nun wieder frei begegnet werden. Neben renommierten künstlerischen Positionen finden sich in den vier Ebenen der Galerie in der Michaelisstraße in Erfurt Werke von Studierenden und Alumni der Bauhaus-Universität.
Space Activate! im Kunsthaus Erfurt
Das t.akt-Magazin hat bereits im vergangenen Jahr über das Projekt „nova art space“ berichtet. Als erste Hochschulgalerie fernab des berühmten BauhausCampus, wird nun eine Brücke zwischen Erfurt und Weimar geschlagen. Mit „space, activate!“ wurde die erste von vier Ausstellungen am 27. April mit zahlreichen Besucherinnen und Besuchern feierlich eröffnet.
Zwei gesetzte Thüringer Kulturorte
Die Bauhaus-Universität zählt allein schon wegen ihrer Historie zum UNESCO-Welterbe. Deshalb ist es kaum zu glauben, dass es über Jahre hinweg nur rudimentär eine eigene Hochschulgalerie gab. „Es gab und gibt an der Uni diverse Ausstellungsprojekte und -initiativen, wie zum Beispiel die studentische Initiative ‚marke.6‘ oder die jährlich wiederkehrenden Rundgangformate ‚Winterwerkschau‘ und ‚Summaery‘. Mit der offiziellen Universitätsgalerie kommt nun erstmals eine kuratorische Stelle hinzu, sowie adäquate (wenn auch temporäre) Räume und damit das Bestreben, die Ausstellungspraxis an der Bauhaus-Universität weiter zu professionalisieren“, erklärt Kuratorin Katharina Wendler im Gespräch mit dem t.akt-Magazin. Die Künstlerin Jana Gunstheimer, welche ebenfalls an der Universität lehrt, setzte erste Impulse für die Kooperation beider Institutionen. Zwei gesetzte Thüringer Kulturorte, welche viel Geschichte mit sich bringen. Jedoch soll die Ausstellungsfläche als ein möglichst neutraler Raum für gegenwärtige künstlerische Praxis fungieren.
Body Pressure
Einer der Ausgangspunkte der Schau ist ein Werk des weltbekannten Konzept-Künstlers Bruce Nauman. Das Werk „Body Pressure“ (dt. Körperdruck) von 1974 kann von den Besuchern und Besucherinnen direkt in der Galerie ausprobiert und mitgenommen werden. Es ist eine Anleitung, ähnlich derer der Künstlerin Yoko Ono. Diese „Instructions“ als eigenständige Werke haben sich bereits in den 60er-Jahren im Zuge der Konzept-Kunst etabliert.
Auf die Frage, wie man es schafft einen Bruce Nauman nach Erfurt zu holen, antwortet Katharina: „Die Arbeit von Bruce Nauman habe ich über seine Galerie, die Konrad Fischer Galerie in Düsseldorf, ausgeliehen. Hier konnte ich dankenswerterweise auf mein Netzwerk zurückgreifen. In der Berliner Dependance der Galerie habe ich vier Jahre lang gearbeitet und u.a. an einer Einzelausstellung von Bruce mitarbeiten dürfen.“
Griechischen Figur
In den Bann einer zeitgenössischen Medusa wird man beim Betreten des Untergeschosses hineingezogen. Die Rauminstallation der Künstlerin Denise Blickhan greift den Mythos der Griechischen Figur auf und kombiniert diesen mit Aspekten der heutigen Social-Media-Kultur. Das technisch aufwändige Ensemble vereint Video und Performance. Sie verbindet InstagramFace-Filter, selbst geschriebene Musik bis hin zu eigens gestalteten Bühnenbildern und Outfits. Dabei stellt die Künstlerin gesellschaftlich auferlegte Rollenbilder und Schönheitsideale in Frage.
Fortress Europe
Eine Reihe von Performances begleiten den Ausstellungszeitraum und machen Kunst einmal mehr mit allen Sinnen erfahrbar. Zu Gast war zum Beispiel das internationale Performance-Kollektiv „Young Boy Dancing Group“. Die Videoarbeit „Fortress Europe“ im Zwischengeschoss der Hochschulgalerie gibt einen Eindruck der sinnlichen Erfahrung der Performance-Gruppe. In einer surreal anmutenden Wüstenlandschaft „begleitet von atmosphärischer Musik bewegen sie sich wie gestrandete Techno-Rave-Zombies“, heißt es im Begleittext der Ausstellung.
Im Obergeschoss erwartet Kunstinteressierte die „Ästhetik der Zitrone“ der Künstlerin Anna Rupp. Dieses langfristig angelegte Kollaborationsprojekt vereint Künstler:innen, Architekt:innen und Gestalter:innen. Ausgangspunkt für das Projekt, welches in mehreren Akten im Jahr 2020 seinen Anfang fand, ist die gelbe Zitrusfrucht. Darauf aufbauend realisierten 33 Mitwirkende ihre künstlerischen Antworten. Zu sehen sind unter anderem eine Fotografie-Serie des Künstlers Jannis Uffrecht, welche den zweiten Akt – ein performatives Picknick – im Eiermann-Bau in Apolda dokumentierte.
Genau unter die Lupe
Die Ausstellung „space, activate!“ kann noch bis zum 10. Juni besucht werden. Auf die Frage hin, worauf wir uns danach freuen dürfen, erklärt uns die Kuratorin geheimnisvoll: „Zu meinem Verständnis einer guten Ausstellung gehört unter anderem, den Ausstellungsraum selbst genau unter die Lupe zu nehmen und ihn gegebenenfalls auch zu verändern – mal spielerisch, mal radikal. Darauf kann sich das Publikum auch in Bezug auf die kommenden Ausstellungen freuen. Generell verfolge ich ein Programm, das die Arbeit, die aus der Universität hervorgeht, mit Positionen mischt, die von außen kommen. Nova als Unigalerie hat also immer einen doppelten Auftrag: die Aktivitäten der Uni sichtbar machen und gleichzeitig durch externe Inhalte in die Uni hinein wirken.“
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