Thüringen ist voll von kreativen Köpfen. Egal ob Designer, Fotografen, IT-Buden mit den neuesten App-Ideen oder Influencerinnen – die Thüringer Agentur für die Kreativwirtschaft (THAK) ist stets am Puls der Zeit und kennt so einige Ideenmotoren im Freistaat. Das wollen wir euch nicht vorenthalten, deshalb stellen wir in unserer Rubrik „So kreativ ist Thüringen“ gemeinsam mit der THAK kreative Umdenker und Neudenkerinnen aus dem Freistaat vor.
Darunter zählen Videos und Shows
Sein kreatives Schaffen bewegt sich zwischen 3D-Grafik und Motion Design, ShowContent-Produktion und Projection Mappings. Dirk Rauscher arbeitete gleichermaßen für internationale Musiker und Musikerinnen, Labels und Festivals. Auch für Produktionsstudios, Animationshäuser und Theaterbühnen. Darunter zählen Videos und Shows für Künstler und Künstlerinnen wie Clueso, Mark Forster, Tokio Hotel, Fritz Kalkbrenner, Marteria, Sarah Connor, Mighty Oaks und Nena sowie Video Content und Projection Mappings für die Moment Factory in Montreal, den Cirque du Soleil in Las Vegas, das audiovisuelle Kunstfestival Genius Loci in Weimar, das Tanztheater Erfurt und das „Melt! Festival”
Teil monochrom und reduziert auf Linien
Sein Stil: grafisch-abstrakt, zum Teil monochrom und reduziert auf Linien, Farben und Formen, die eine kraftvolle Synergie bilden. Vor kurzem waren seine digitalen Motion Design-Kreationen bei Ester Ambrosionos Inszenierung „Face me. Le Sacre du printemps” im Theater Erfurt zu bestaunen. Wir wollten den gebürtigen Thüringer persönlich kennen lernen und haben uns mit ihm zum Zoom-Interview getroffen.
Es ist Montagmorgen. Wo die meisten noch mental in der neuen Woche ankommen, erscheint der Kreativschaffende bereits mehr als ausgeschlafen und erzählt uns energiegeladen von seiner Arbeit und seinem Werdegang: „Mich verschlug es eher auf Umwegen in die Kreativwirtschaftsbranche.” Der gebürtige Erfurter hatte sich nach der Schule zunächst für eine Kochlehre entschieden. In seiner Jugend lernte er beim Breakdance Thomas Hübner alias „Clueso” kennen, der damals eine Friseurlehre begonnen hatte. „Wir hingen viel miteinander rum und haben schließlich zusammen eine WG gegründet. Zu der Zeit machte Thomas bereits Musik und lernte seinen langjährigen Manager Andreas Welskop kennen, der wiederum in Köln lebte und uns dazu überredete, auch dorthin zu ziehen.
In Köln konnte ich mich endlich entfalten
Die beiden Freunde ließen Thüringen hinter sich. Dirk bildete sich autodidaktisch zum Grafiker weiter, gestaltete die ersten Plattencover für Clueso, seine Webseite und fotografierte auf seinen Konzerten. „In Köln konnte ich mich endlich entfalten und kreativ weiterentwickeln. Ich griff bald zur Bewegtbild-Kamera und durch die Kombination aus bewegtem Bild und meinem Hang zur Grafik, kam mir die Idee, bewegte Bilder zu designen. Damals konnten die Leute noch nicht viel mit meiner digitalen Kunst anfangen. Ich selbst hatte ja nicht einmal konkrete Vorstellungen darüber, wofür man die Motion Designs gebrauchen könnte”
Die anfänglichen Unsicherheiten ließen sich schnell vom Tisch fegen, als die Musikbranche auf Dirk und seine bewegten Grafiken aufmerksam wurde. In Köln begann er als VJ zu arbeiten. „Zusammen mit Kiel Rijntjes habe ich das VJ-Team ‚Bruno Tait‘ gegründet und Veranstaltungen mit Dia- und Videoprojektoren bebildert. Und dann kam eins zum anderen”, erzählt der Designer. „Ich begann daraufhin, mehr und mehr Inhalte selbst zu gestalten und erste Künstler und Künstlerinnen kamen auf uns zu, aber auch Veranstalter von Techno-Events sowie das WDR Funkhaus Europa und der Musiksender VIVA, die meine Visuals für ihren Content haben wollten.”
LED-Projektionen für eine Club-Eröffnung
Als sich Thomas Hübner schließlich dazu entschloss, wieder nach Erfurt zurückzukehren, blieb Dirk in Köln. „Ich wollte weiter bewegte Bilder auf Veranstaltungen und Bühnen bringen.” Mit Clueso arbeitete er in dieser Zeit weiterhin zusammen und brachte mit ihm große Shows auf die Bühnen unseres Landes. In Montreal arbeitete er als Freelancer in der Moment Factory, die die großen Bühnen dieser Welt für namhafte Kultur- und Kunstschaffende illuminieren, in Las Vegas gestaltete er die LED-Projektionen für eine Club-Eröffnung des Cirque de Soleil. Zusammen mit der Maintaler Firma „Bright!“ bekam er die Möglichkeit, die Fassade des Burj Khalifa mit seinen Designs zum Neujahrsfest mitzugestalten. „Diese Jobs waren für mich Meilensteine.“ Ein Gestaltungsprojekt zusammen mit Clueso, lockte den kreativen Kopf schließlich doch wieder in seine Heimat Erfurt zurück. Und Dirk blieb.
Liebe zu Erfurt neu
„Ich beschloss also, wieder nach Thüringen zurückzukehren und es entfachte sich nach mittlerweile zehn Jahren Abwesenheit meine Liebe zu Erfurt neu”, so der Designer. Die Rückkehr nach Thüringen brachte auch neue und lokale Auftraggebende und Netzwerkpartnerschaften zu Tage. Auf einer digitalen Veranstaltung der THAK lernte Dirk beispielsweise Hans Elstner von „rooom“ kennen. Zusammen mit der Jenaer Firma entstand ein Trailer für nu.land, einem virtuellen Event-Space, der zukünftig mit AR-Technologie für Konzerte genutzt werden soll.
In sogenannten XR-Stages
Der Kreativschaffende ist stets daran interessiert am Puls der Zeit zu sein und neue Technologien zusammen mit seinen Designs zu denken: „In sogenannten XR-Stages können Künstler und Schauspielerinnen mittlerweile in einer LED-Umgebung performen, die den Green Screen ersetzt. Fantastische Welten werden so erfahrbar und die Illusion muss nicht im Nachgang bearbeitet werden. Diese Technologie durfte ich bereits in einem Musikvideo mit Mark Forster ausprobieren, sie wurde aber auch bereits bei der Star Wars Serie Mandalorian und von Billie Eilish genutzt.”
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum Dirk nach Erfurt zurückkehren wollte: „Ich möchte meine Heimat kreativ mitgestalten und mich zusammen mit Netzwerken, wie dem Graphit Festival, in die Kulturszene der Stadt einbringen”, meint der Digital-Designer, dessen Animationen auf mathematischen Formeln basieren und durch die Natur inspiriert sind. „Ich kenne viele engagierte Akteure und Akteurinnen aus dem Zughafen, aber auch tolle Künstlerinnen und Kulturschaffende. Vergangenes Jahr ist beispielsweise zusammen mit dem KulturQuartier Erfurt am alten Schauspielhaus ein Videomapping entstanden. „Ich hoffe auf weitere tolle und kreative Projekte 2022”, erzählt Dirk. Er hofft auf ein endgültiges Ende der Pandemie hin und freue sich darauf, seine Arbeiten bald wieder öfter zusammen mit Publikum bei Live-Bühnenshows zu erleben. „Derzeit arbeite ich an vielen digitalen Projekten remote. Umso mehr freut es mich, dass im Stück ‘Face me’ des Tanztheaters Erfurt wieder meine Arbeit auf einer echten Bühne zu erleben sind. Ansonsten stecke ich in den Vorbereitungen für verschiedene Shows 2022 zum Beispiel für Komiker Teddy Teclebran.”
Eine Kunst wieder greifbar
Der Wunsch danach, seine Kunst wieder greifbar und live sichtbar zu machen, wuchs in Pandemie-Zeiten und den damit einhergehenden Veranstaltungsabsagen bei Dirk immer weiter. Zusammen mit seiner Partnerin Corina Müller gründete er das Studio „Rosa Rauscher” und erweiterte so sein Schaffen auf die physische Welt mit handgemachten Kunstwerken – abstrakt und mit kraftvollen Farben und Formen. Mit Lasercutter und Tufting Gun entstehen einzigartige Stücke aus Holz und Garn, die das kreative Paar im einem eigenen OnlineShop verkauft. Der Musik- und Festival-Sommer kann kommen und zusammen mit Dirks Designs werden die Bühnen dieser Welt und im Freistaat erleuchtet werden.