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Betrügerische Nachrichten nennt man Phishing Mails
Ihr alle habt mit Sicherheit schon via E-Mail, über SMS oder die unterschiedlichsten Messenger wie WhatsApp und Telegram solche Nachrichten bekommen. Diese Form von betrügerischen Nachrichten nennt man Phishing Mails. Auch wenn sie in meinem Beispiel viel zu ehrlich formuliert ist, hat euch dennoch die Überschrift direkt gelockt. Gebt es zu. In der Realität sind diese Nachrichten natürlich viel trickreicher und ausgefuchster. Also, was genau sind Phishing Mails, und wie kann ich sie erkennen?
Kurz erklärt sind Phishing Mails Nachrichten mit gefälschtem Inhalt, durch die persönliche Daten geklaut werden. Dabei werden massenhaft gefälschte E-Mails versendet, in der Hoffnung, dass einige Menschen in die Falle tappen. Meistens werden sensible Daten wie Bankdaten, Passwörter oder Adressen abgefragt. Mit den geklauten Daten kann dann zum Beispiel Geld von Bankkonten gebucht werden. Durch die Passwörter von Social-Media-Profilen können auch ganze Identitäten übernommen werden, um weitere Menschen über direkte Kontakte erreichen zu können.
Sensible Daten werden abgefragt
In Phishing Mails wird bei dem Adressaten häufig Druck erzeugt, da scheinbar dringender Handlungsbedarf besteht und sonst Strafen oder Sanktionen drohen. Manchmal wartet angeblich irgendwo nur noch kurz ein wichtiges Paket auf uns, oder das PayPal Konto wird gesperrt, wenn ich nicht unverzüglich reagiere.
Das dürfen die doch gar nicht!
Wichtig ist es, bei solchen Mails kurz innezuhalten und sich nicht unter Druck setzen und beeinflussen zu lassen. Überprüft zunächst den Absender, ob dieser tatsächlich von der vermeintlichen Firma oder Bank stammt. Existiert diese Nachricht auch im Postfach meines Onlinebankings? Und warum sollte ein Vertragspartner vertrauliche Informationen über suspekte Mails abfragen? Das dürfen die doch gar nicht! Klickt bei solchen Nachrichten niemals auf einen beigefügten Link oder Anhang. Dabei können sich Schadprogramme auf dem Gerät installieren. Hilfreich ist es auch, eine Suchmaschine eurer Wahl zu nutzen, um nachzuprüfen, ob solche Mails und Nachrichten schon gemeldet wurden. Meist ist dies der Fall. Ein Anruf bei der hauseigenen Bank oder eine Mail an die anderen Vertragspartner, welche sich vermeintlich hinter dem Absender verbergen, ist ebenfalls eine Option. Zusätzlich ist es natürlich nie verkehrt, einen guten Spamfilter im Postfach aktiviert zu haben und Antivirenprogramme auf Laptop und Smartphone zu installieren. Diese erkennen meist relativ schnell Phishing Mails und blockieren auch unerwünschte Software, wenn man doch mal auf den verlockenden Link geklickt hat.
Kinder reagieren sensibel
Während Erwachsene mit betrügerischen Phishing Mails konfrontiert sind, werden Kinder über WhatsApp eher Ziel von Kettenbriefen. Werden die empfangenen Nachrichten nicht unverzüglich an viele andere Menschen weitergeleitet, dann passieren angeblich furchtbar schlimme Dinge. Auch dies ist natürlich absoluter Nonsens. Kinder reagieren dennoch sehr sensibel auf solche Nachrichten und brauchen in diesen Fällen auch erwachsene Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner.
Also los! Teilt diesen Artikel und schützt eure Liebsten, bevor es zu spät ist! Aber kein Druck.
Autor und Medienpädagoge Kay Albrecht ist Profi auf seinem Gebiet. Als freiberuflicher Pädagoge schult der Erfurter die unterschiedlichsten Zielgruppen medienpädagogisch – und jetzt seid auch ihr dran. Regelmäßig klärt Kay in seiner Kolumne über Medienphänomene auf, um kritische Zugänge zu den alltäglichen Herausforderungen der medial geprägten Lebenswelt zu legen.