Am 21. März war der Internationale Tag für die Beseitigung der Rassendiskriminierung, um den herum die Internationalen Wochen gegen Rassismus stattfinden. Das zum Anlass genommen stellt sich Gera seinem Rassismus. Der ist verheerend. Eine 2022 erstellte Studie der Dualen Hochschule Gera-Eisenach kam zum Ergebnis, dass 88 Prozent der befragten Flüchtlinge in den letzten fünf Jahren Rassismus in Gera erlebten.
Gera setzt Zeichen gegen Rassismus
Besonders im öffentlichen Raum ist der Rassismus bemerkbar. Angefangen von rassistischen, antisemitischen und rechtsextremen Schmierereien im Stadtbild über Benachteiligungen und Schikanen bei Behördengängen, Öffi-Fahrten und Wohnungssuchen bis hin zu direkten Anfeindungen und Übergriffen. Rassismus ist für rund zehn Prozent der Gerschen Alltag. Und nicht nur das. In der Studie gab die Mehrheit an, bei rassistischen Situationen keine Hilfe bekommen zu haben.
Um darauf aufmerksam zu machen, hat sich ein Bündnis geformt, das sich sehr vielfältig zusammensetzt. Sie wollen sich mit mehreren Aktionen in den kommenden Wochen der Problematik widmen. Die Hauptaktion besteht aus Plakaten, die Erfahrungen schildern und Aufklärung leisten. Über 40 Stück werden an knapp 40 Orten in Gera gezeigt. Der öffentliche Raum soll dabei als Ausstellungsfläche fungieren. Die Plakate sind bei Einrichtungen der Stadt, aber auch in Parteibüros, Schulen, Kirchen, Kultureinrichtungen und Unternehmen zu sehen. Die Vernissage wird eine Art Spaziergang entlang einzelner Stationen sein. Eine Plakataktion gab es schon letztes Jahr in Gera. Die Exponate von 2022 sind dieses Jahr in Rudolstadt zu sehen.
Stadtrundgang zu Rechter Gewalt
Am 21. März fand außerdem eine antirassistische Demonstration statt. Ebenso eingetaktet: Infoveranstaltungen und Lesungen. Das Theater Altenburg-Gera veranstaltet einen arabisch-deutschen Theater-Workshop, die Partei die Grünen geben einen Stadtrundgang zu Rechter Gewalt und das Clubhaus Comma zeigt satirische Kurzfilme gegen Rechtsradikalismus. Insgesamt sind es 14 Programmpunkte im Zeitraum vom 16. März bis 17. April. „Ich glaube, wir sollten laut werden und was dagegen tun“, sagt Nour Al Zoubi, eine der Bündnis-Initiator:innen. Sie gehört dem Redaktionsteam der Zeitung „Neu in Gera“ an, in der Geflüchtete ihre Geschichten erzählen. Die Zeitung veranstaltet am 20. März im Stadtmuseum einen syrischen Abend, bei dem aus dem Blatt vorgelesen wird. Dazu kann veganes syrisches Essen verköstigt werden. Die Veranstalte:innen der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Gera wollen das Leben und Engagement von Flüchtlingen in der Stadt sichtbar machen. Zudem diene die Aktion der Vernetzung betroffener Menschen.
Das Bündnis fordert eine unabhängige Beratungsstelle für Opfer von Rassismus und Diskriminierung. Außerdem sollen sich Mitarbeitende von Schulen, Behörden und öffentlichen Einrichtungen kritisch mit der Thematik befassen. Die Ausstellung und Aktionspunkte der Projektwochen richtet sich an alle Menschen in Gera – und darüber hinaus. Ziel ist, Betroffene zu Wort kommen lassen, die Menschen zusammenzubringen und den Impuls geben, dass sich die Gesellschaft damit auseinandersetzt, oder wie es die Migrations- und Integrationsbeauftragte der Stadt, Nicole Landmann, formuliert: „Die Angebote sollen ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung setzen, um Betroffene zu stärken, aber auch um die Bevölkerung zu sensibilisieren.“
Diese Veranstaltungen sind für die Internationalen Wochen gegen Rassismus geplant:
- 23. März um 18 Uhr | Seminarraum des Stadtjugendring Gera | Clara-Zetkin-Straße 1 | „Rechtsrock – Identitätsangebot, Schlagwortgeber und Einnahmequelle“ | Der Vortrag beleuchtet Zusammenhänge, Bedingungen und die Bedeutung des Thüringer Rechts-Rock-Geschehens
- 24. März um 17 Uhr | Spielwiese Gera „Stadtrundgang zu rechter Gewalt“
- 25. März um 16 Uhr und um 18 Uhr Comma | Heinrichstraße 47 | „Sehen, lachen, denken – Kurzfilm Satire gegen Rechtsradikalismus“
- 27. März um 17 Uhr | Café Jedermann | Fritz-Gießner Straße 14 „Let’s Talk about“ | Platz für eure Gedanken, Fragen, Wünsche und Kritik. Erstes Treffen eines monatlichen, offenen Angebotes für People of Colour
- 28. März um 17 Uhr | Café Global | Gagarinstraße 26 | „Das Leuchten am Horizont: Meine Flucht aus Afghanistan“ | Akbar Ebrahimi liest aus seinem Buch
- 29. März um 19 Uhr | Mieze Südlich | Burgstraße 12 | „Vorstellung der Leipziger Autoritarismusstudie (2022)
- 31. März | Café Jugendtreff C-One | Clara- Zetkin-Straße 1 „Sharepoint“ | Informationen über Jugendtreff C-One Gera
- 3. bis 5. April jeweils von 9.30 bis 12.30 Uhr | Theaterfabrik Clara-Zetkin-Straße 1 | „Arabisch-Deutscher Theater-Workshop mit Aufführung“ | Anmeldung unter: theaterfabrik@theater-altenburg-gera.de. Aufführung: 5. April um 16.30 Uhr
Hard Facts:
- Mehr: antiragera.unaux.com