Im Rahmen ihrer „50 Jahre Truck Stop“-Tour kommt Deutschlands erfolgreichste Country Band Truck Stop auch nach Thüringen. Die Cowboys von der Waterkant werden am 18. März in Jena und am 19. März in Mühlhausen Halt machen. Aus dem hohen Norden angereist, bleibt kein Bein still, wenn die sechs Country-Größen um Teddy Ibing und Knut Bewersdorff den Saal mit eingängigen Country-Melodien füllen, denn die Band ist eine Legende sowie unbestrittener Vorreiter der deutschsprachigen Country Musik: Mehr als 45 Studio Alben hat die Band seit 1973 veröffentlicht und über 20 Millionen Tonträger verkauft. Bei weit über 6.000 Konzerten und Festivals stand die Band auf der Bühne. Die unverwechselbare Pedal Steel Guitar spielt Knut Bewersdorff seit über 40 Jahren. Was ihn bewegt hat und welche Höhen und Tiefen die Band in so vielen Jahren mitnehmen musste, hat er t.akt-Reporterin Philine erzählt.
Grüß dich Knut, moin. Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus. Ihr habt 2023 50-jähriges Truck Stop-Jubiläum und 40 Jahre davon bist du schon dabei. Wie fühlt es sich an, so lange Teil der Band zu sein?
Ja, Teddy (Drummer) und ich haben schon mal gesagt „Wer bei Truck Stop ist, hat im Grunde ‚lebenslänglich‘ bekommen.“ (lacht). Ich muss sagen, in den 40 Jahren erlebten wir alle natürlich viel. Ich sag mal, ich bin mit dem Ziel in meinem Leben angetreten, Musiker zu werden. Das hatte ich schon als 15-Jähriger im Kopf. Mein Lebensziel ist dank Truck Stop erreicht. Ich würde keine Entscheidung anders treffen – schließlich brach ich damals meine Lehre ab. Das ständige Zusammensein mit fünf anderen Musikern ist natürlich nicht immer leicht, wir müssen alles immer zu sechst abstimmen. Aber auch wenn man vielleicht nicht immer derselben Meinung ist, steht trotzdem der Spaß an der Musik in der Band stets im Vordergrund.
Da hast du mir meine nächste Frage schon fast vorweggenommen. Mich interessiert, wie sich euer Verhältnis untereinander in den Jahren geändert hat.
Also es sind ja mittlerweile nur noch zwei „ganz alte“ Mitglieder in der Band – Teddy und ich. Mit der Erkrankung von Lucius (ehem. Sänger) haben wir uns Andreas Cisek als LeadSänger dazugeholt, den wir schon lange vorher kannten und schätzten, weil er vorher auch als Songwriter für uns immer wieder mal tätig war. Uns war und ist bei der Suche nach neu[1]en Bandmitgliedern immer wichtig, dass es menschlich passt. In der jetzigen Besetzung fühlen wir uns sehr, sehr wohl. Ziel erreicht. Das war nämlich, die Gruppe Truck Stop zu verjüngen und sie in eine neue Dekade zu führen. Dabei muss man echt aufpassen, dass dieses ganze Band-Gefüge auch wirklich gut zusammenpasst.
Würdest du es zu deinen Aufgaben innerhalb der Band zählen, aufzupassen und auf das soziale Miteinander zu achten? Als Papa der Band sozusagen?
Ja, also Teddy und ich sind die Papas der Band (lacht). Teddy ist dabei noch ein bisschen vermittelnder als ich, denn ich bin da pragmatischer. Wenn jemand einen Vorschlag hat, der oberflächlich gut erscheint, aber in der Umsetzung problematisch werden könnte, dann packe ich auch mal Gegenargumente auf den Tisch. Das ergibt sich einfach aus der Erfahrung. Wir haben im Lauf der Jahre schon viele Sachen teils sogar mehrfach ausprobiert, dann muss man das praktischer angehen und nicht noch weitere Male durchspielen. Das verstehen dann auch die jüngeren Mitglieder. Die profitieren von unserem Erfahrungsschatz; wobei wir von deren neuen Ideen natürlich auch lernen können.
Apropos Ideen! Wie bist du eigentlich darauf gekommen, die Pedal Steel Guitar zu lernen?
Ich erwähnte bereits, dass ich eher pragmatisch bin. Da ich schon als Jugendlicher den Traum hatte, Musiker zu werden, war es für mich als Linkshänder immer kompliziert, die Instrumente für Rechtshänder zu spielen. Als Schüler hatte ich ja kein Geld, um mir eine Linkshand-Gitarre zu kaufen. Also kam mir der Einfall mit der Pedal Steel Guitar, weil es da einfach nicht so viel Konkurrenz gibt. Dann übte ich über zwei Jahre jeden Tag sechs bis acht Stunden. Dann kam schnell der Erfolg. Ich wurde „Truck Stop“-Mitglied.
Du hast für die Musikkarriere deine Berufsausbildung abgebrochen. Was hattest du angefangen zu lernen?
Ich habe im „Music Center No.I“ angefangen, damals das mit Abstand namhafteste Musikgeschäft in Hamburg, wo die Stars ein- und ausgingen. Ungefähr ein Jahr wurde ich zum Einzelhandelskaufmann im Musikalienhandel ausgebildet. Ja, witzigerweise lernte ich dann auf einer Party meines Chefs den Produzenten von Truck Stop kennen, was letztendlich dazu geführt hat, dass ich dort anfing (lacht).
Ja cool, manchmal fügt es sich einfach. Nun seid ihr auf Tour – Worauf könntest du beim Reisen mit der Band nicht verzichten und was nervt dich am Tourleben?
Ich sag mal so: Nerven tut mich eigentlich fast gar nichts. Nach zehn Stunden Büro täglich in den letzten Monaten ist unterwegs sein mit den Jungs für mich wie Urlaub. Natürlich kann es mal anstrengend werden, wenn wir nach der Show Autogramme geben und am nächsten Tag noch 600 Kilometer fahren müssen. Aber zu 95 Prozent ist das für mich eigentlich Urlaub (lacht).
Welches Cowboy-Accessoire trägst du denn am liebsten? Ganz ehrlich?
Nichts von allem (lacht)! Das Einzige, was ich da einschließen möchte, sind die Jeans. Das meiste habe ich im Laufe der Jahre über Bord geworfen. Das ist alles etwas zeitgemäßer und legerer geworden. Wenn ich den ganzen Tag Boots trage, glühen mir abends die Füße (lacht).
Das kann ich mir vorstellen. Als letztes würde ich gern von dir wissen, was du den jüngeren Truck Stop-Fans ans Herz legen möchtest.
Toleranz! Und zwar allen und allem gegenüber. Das bezieht sich nicht nur auf jegliche Art von Musikstil, sondern auch auf Menschen. Hautfarbe, Herkunft und alles, was außerdem reinspielt. Das ist für mich nach wie vor das Wichtigste. Behandelt eure Mitmenschen so, wie ihr auch behandelt werden wollt! Und das Zweite, was ich auch immer verfolgt habe: Man sollte immer versuchen, seine eigenen Wünsche zu realisieren und sich nicht von irgendwas oder irgendwem davon abhalten lassen.
Hard Facts:
- Truck Stop im F-Haus Jena: 18. März | 18 Uhr
- Truck Stop in der Kulturstätte Schwanenteich Mühlhausen: 19. März | 17 Uhr
- Tickets: ticketshop-thueringen.de
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