Gleichberechtigung geht uns alle an. Sie ist ein Menschenrecht – unabhängig von Geschlecht, Sexualität oder Hautfarbe. Und weil diese Botschaft noch längst nicht in allen Köpfen angekommen ist, widmet sich die Thüringer LSBTIQ*-Koordinierungsstelle im t.akt-Magazin regelmäßig in unserem „Queer-Blog“ Themen, für die sensibilisiert werden muss.
Ablehnung und Diskriminierung mit Folgen
Von der Mehrheitsgesellschaft marginalisierte Gruppen erleben im Alltag häufig Ablehnung und Diskriminierung. Dadurch sowie durch die ständige Angst vor solchen Situationen verspüren diese Menschen häufig Stress, den sogenannten Minderheitenstress, der sogar zu psychischen Problemen führen kann. Auch queere Menschen sind davon betroffen, wobei natürlich das eigene Umfeld immer einen großen Unterschied macht. Kinder und Jugendliche haben weniger die Möglichkeit, sich ihr Umfeld selbst auszusuchen, Familie und Schule geben bereits einen großen Rahmen vor. Queere Kinder und Jugendliche, deren Familie und Umfeld unterstützend agieren, sind laut Studien glücklicher und zeigen in der Regel keine psychischen Unterschiede zu ihren Altersgenoss:innen auf. Diese Umstände haben viele aber leider nicht und umso wichtiger werden geschützte Räume für diese Kinder und Jugendliche.
Das Jugendzentrum QuWeer in Weimar
Eine große Rolle spielen queere Jugendzentren, wovon es in Thüringen jedoch nur eines gibt: Das Jugendzentrum QuWeer in Weimar, als ein Projekt des Vielfalt Leben – QueerWeg Verein für Thüringen e.V. Der Verein ist Träger fast aller hauptamtlicher und einer Reihe ehrenamtlicher queerer Strukturen in Thüringen. Das QuWeer bietet offene Kinderund Jugendarbeit mit vielfältigen Angeboten sowie bei Bedarf auch kostenlose, vertrauliche Beratung für die Jugendlichen selbst und weitere Personengruppen, wie Angehörige von queeren Jugendlichen. Im Queeren Zentrum Erfurt – auch ein Projekt des Vereines – gibt es neben offenen Angeboten und Beratung auch Grundlagen- und Vertiefungsworkshops für Jugendliche und Interessierte. Bisher erst einige wenige Jugendzentren in Thüringen haben außerdem queere Gruppen, wie das AWO-Jugendhaus in Bad Blankenburg, das ungefähr einmal im Monat einen queeren Treff anbietet.
Immer wieder kommt die Frage auf, ob queere Kinder- und Jugendarbeit denn nicht eine Querschnittsaufgabe sein sollte, anstatt in separate Jugendzentren ausgelagert zu werden. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass beides sehr wichtig ist: Natürlich muss das Thema in allen Jugendzentren eine Rolle spielen und überall sollten queere Jugendliche auch diskriminierungssensible oder queefreundliche Räume finden,“ erklärt Nora Falkenhahn, Leiterin des QuWeers. Studien zeigen aber auch, dass queere Jugendliche überwiegend lieber in queere Jugendzentren gehen, ergänzt sie. „Solange in der Mehrheitsgesellschaft Queerfeindlichkeit häufig vorkommt und Fachkräfte unzureichend sensibilisiert sind, geschieht Diskriminierung auch unter Kindern und Jugendlichen – und so lange benötigen wir auch queere Jugendzentren als besondere Schutzräume,“ so Falkenhahn.
Das QuWeer sei ein diskriminierungsarmer Raum
So berichtet auch eine Jugendliche, die selbst regelmäßig im QuWeer ist, dass ihr der Raum wichtig ist: Das QuWeer sei ein diskriminierungsarmer Raum, in dem sie – anders als beispielsweise in der Schule – weniger Druck verspüre und sich nicht ständig Gedanken machen müsse, wie die Reaktionen aus ihrem Umfeld ausfallen oder ausfallen könnten. Sie gehe deswegen sehr gerne ins QuWeer, erzählte sie auch den anwesenden Fachpersonen auf dem Tag der offenen Tür, welcher vergangenen Samstag stattfand.
Das Projekt besteht schon seit den 2000ern
Ein weiterer wichtiger Strang der Kinder- und Jugendarbeit des Vielfalt Leben – QueerWeg Verein für Thüringen e.V. ist die Schulaufklärungsarbeit. Hier leisten geschulte Ehrenamtliche präventive Aufklärungs- und Antidiskriminierungsworkshops, meist in der Mittelstufe. Das Projekt „miteinanders“ besteht schon seit den 2000ern und bietet solche Schulbesuche in der Region Jena/ Weimar an. Im Anlaufen ist äquivalent „FAQueers“ für Erfurt sowie den ländlichen Raum, welches an das Queere Zentrum in Erfurt angedockt ist. Über den Aspekt der nachhaltigen Bildungsarbeit bieten diese Workshops auch den Vorteil, dass sie sich an den Fragen und Wünschen der Jugendlichen orientieren können und so die queeren Jugendlichen entlastet werden, die sonst oft diesen Fragen ausgesetzt sind.
Zugänglich für Jeden
Wer gerne in ein queeres Jugendzentrum gehen möchte, kann dort einfach vorbeischauen. Jede Woche Montag (15 bis 19 Uhr) und Freitag (16 bis 20 Uhr) hat das QuWeer regulär offen, weitere Termine sind auf dessen Instagram-Seite zu finden. Im Queeren Zentrum Erfurt gibt es jeden zweiten Montag von 17 bis 20 Uhr eine offene Gruppe für 14- bis 27-Jährige sowie jeden 2. und 4. Freitag im Monat, ab 17 Uhr, für Jugendliche ohne Altersgrenze. Für Beratung sollte am besten vorher per Mail ein Gespräch vereinbart werden.
Hard Facts:
- Wo: Im Hinterhof vom Frauenzentrum Weimar | Schopenhauerstraße 21
- Wann: Jede Woche Montag (15 bis 19 Uhr) und Freitag (16 bis 20 Uhr)
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