Ob handgemachte Kunstwerke, lokale Leckereien, handverlesene Produkte – wir alle haben diesen einen Laden, dessen Produkte einfach aus der Menge herausstechen, der uns begeistert und bei dem wir sehr gerne unser Geld lassen. In unserer neuen Serie „Lieblingsläden“ stellen wir einige dieser besonderen Läden vor. Hierbei wird es sich ausschließlich um lokale, Inhaber:in geführte Läden handeln. Wir wollen auch kleinen Leuten die Chance geben, eine große Stimme zu bekommen.
In großen Schritten kommt auch das Weihnachtsfest näher – vielleicht findet ihr hier ja noch die passende Inspiration für tolle Last-Minute-Geschenke? Unser erster Lieblingsladen ist brink. und geführt wird er von Steffi und Manuel Esqueda. Für euch haben wir mit Steffi gesprochen, um herauszufinden, was diesen Laden so besonders macht.
Das t.akt-Team stellt euch brink. vor – einen Erfurter Laden mit viel Herz
Was ist denn das allgemeine Konzept von brink.? Was für Sachen verkauft ihr so?
Unser Slogan ist „Stuff you don’t need but need to have”. Wir haben viele Sachen, die praktisch sind, bei denen aber auch Designaspekte dahinterstehen. Anstelle von einfachen, simplen Notizbüchern verkaufen wir also beispielsweise Notizbücher mit cooler Grafik drauf und auch unsere Wasserflaschen haben tolle Motive. Also wirklich Sachen, die man zwar nicht unbedingt braucht, aber die man haben möchte, weil sie einen happy machen. Man will sich ja mit schönen Sachen umgeben. Und wir suchen eben Artikel heraus, die etwas Besonderes sind, die man nicht überall findet. Hauptsächlich sind die von kleineren Marken. Wir haben viele kleine Labels aus Deutschland, aber auch aus dem Ausland, die wir teilweise schon seit mehreren Jahren kennen. Entweder persönlich oder wir folgen Ihnen schon lange im Internet. Unsere Produkte sind hochwertig und sollen Freude machen.
Seit wann gibt es brink. schon? Wann ist die Idee dazu entstanden?
Also die Idee, einen Laden zu haben, existiert schon ganz lange. Das wollte ich schon seit ich Teenager war. Eröffnet wurde brink. am 21. September 2019. Da ging es tatsächlich recht schnell von der konkreten Idee bis zur Eröffnung. Ich habe durch Zufall auf Facebook gesehen, dass die Vorgängerin des Ladens Nachmieter gesucht hat. Manuel und ich sprachen darüber, weil die Idee, einen Laden zu haben, eben schon lange bei uns im Hinterkopf war. Wir haben im Mai 2019 erfahren, dass die Ladenfläche frei wird, die Vorbesitzerin kontaktiert, den Businessplan geschrieben und offiziell unterschrieben haben wir den Mietvertrag im Juli 2019. Zwei Monate später eröffneten wir brink. Das ging alles Schlag auf Schlag.
Dann ist brink. ja noch gar nicht so alt.
Nein, das stimmt. Wobei viele Leute denken, dass wir tatsächlich niegelnagelneu oder sogar ein Pop-Up-Store sind.
Du sagt, dass eure Produkte was Besonderes sind und nicht 0815-Produkte- was macht eure Waren denn so anders?
Wir achten sehr darauf, was andere Läden so verkaufen und verbringen sehr viel Zeit damit zu schauen, dass wir eben nicht die Sachen einkaufen, die schon alle anderen haben. Wir kaufen nicht auf den großen Messen oder durch Vertreter ein. Viele Sachen finde ich beispielsweise auf Instagram. Da sind keine größeren Verlage dahinter, sondern in vielen Fällen ist das eine Person, die selbst was produzieren lässt und von der wir ohne Mittelsmann die Sachen einkaufen. Und so haben wir eben Artikel, die es nicht überall gibt. Wir achten darauf, dass wir einen Bezug zu den Personen haben, die dahinterstecken und führen auch richtig gute Beziehungen zu vielen von denen.
Habt ihr auch eigene Produkte, die ihr selbst herstellt bzw. herstellen lasst?
Wir haben ein paar eigene Produkte. Beispielsweise unsere Stoffbeutel: Die drucken wir alle selbst. Wir kaufen die Rohlinge aus Deutschland und bedrucken sie mit unserer eigenen Siebdruckmaschine. Aber das hatten wir schon vorher. Auch an Pins und Patches haben wir schon einige produzieren lassen seit 2016. Oder T-shirts, die wir selbst bedrucken. Die Metallstrohhalme lassen wir ebenfalls direkt produzieren, da haben wir einen coolen Produktionspartner. Aber das meiste ist wirklich von anderen kleinen Labels.
Gerade wenn ihr in Deutschland produzieren lasst und Artikel wie Metallstrohhalme herstellt, scheint es, dass euch das Thema Nachhaltigkeit auch wichtig ist.
Wir versuchen schon zu schauen, dass wir wissen, wo die Sachen produziert werden. Manche Sachen können eben nicht in Europa hergestellt werden. Die Nadelpins dürfen das beispielsweise nicht, wegen dem Produktionsverfahren. Aber wir haben da einen Produzenten in China mit dem wir seit Jahren zusammenarbeiten und da wissen wir auch, wie die Fabriken aussehen und wie die hergestellt werden.
Die dürfen nicht in Deutschland hergestellt werden?
Nein, Emaille-Pins dürfen nicht in Deutschland hergestellt werden. Es gibt viele, die Emaille-Pins verkaufen und denken, dass ihr Mittelmann die selbst in Deutschland herstellt, aber die werden einfach angelogen. Wir haben so viel Recherche dazu betrieben und es gibt einfach keinen Weg, die Pins in Europa herzustellen.
Was sind denn so die beliebtesten Produkte bei euch?
Mhm, schwer zu sagen. Mittlerweile gehen viele Produkte sehr gut weg. Unsere Pflanzentöpfe sind sehr beliebt. Ein paar Motive unserer Beutel sind auch richtig gut dabei, genauso wie die Postkarten und Schreibblöcke von Slinga aus Leipzig. Jetzt zu Weihnachten gehen die Soulbottles und Paprcuts-Geldbeutel sehr gut – die sind auch etwas teurer und sehr gut als Geschenke geeignet. Viele mögen unsere Vintage-Klamotten und die Shirts, die wir von „Nullkommasiebenprozent“ aus Wien haben. Das Label kennen wir schon seit Langem. Ein sehr beliebter Artikel von ihnen ist das „Love Cats Hate Racism“-T-Shirt. Das sind so unsere Top-Verkaufsschlager.
Gerade bei den T-Shirts-Aufdrücken wie „Love Cats Hate Racism“ oder auch „No Place For Hate“, da stehen ja wichtige Messages dahinter…
Ja, wir verkaufen auch einen Beutel mit Uterus-Motiv auf dem steht „My Body my Rules“. Ich glaube die Leute schätzen es, dass wir diese politischen Sachen vertreten und nicht wie jedermann 0815-Kram im Sortiment haben. Wir besitzen eine politische Meinung und hinter der stehen wir auch. Unsere Kunden schätzen das und deswegen werden die Artikel gerne gekauft.
Habt ihr noch einen Online-Shop oder einen anderen Standort?
Wir haben einen Online-Shop, wo man circa siebzig Prozent der Produkte, die auch im Laden sind, kaufen kann. Nicht alles, manche Sachen sind einfach zu groß oder zu unpraktisch, da wären die Versandkosten viel zu teuer. Aber so kleinere und unzerbrechliche Sachen wie T-Shirts sind online verfügbar. Einen zweiten Standort haben wir leider nicht. Viele Kunden sind auch sehr enttäuscht, wenn wir ihnen mitteilen müssen, dass wir keinen weiteren Laden irgendwo anders haben.
Gerade in Corona-Zeiten ist es doch sicherlich praktisch einen Online-Shop zu haben, auf den ihr euch stützen könnt, oder? Auch jetzt, wo die neuen Verordnungen auf uns zukommen? War die Corona-Zeit sehr hart für euch?
Ja, es war sehr schwer für uns. Wir haben zwar den Online-Shop, aber da haben wir wirklich nur so zehn Prozent der Einnahmen gehabt, die wir unter normalen Umständen gemacht hätten. Der Online-Shop macht tatsächlich gar nicht so viel aus. Viele Leute zögern dann einfach und kaufen lieber bei größeren Shops oder Ketten ein. Das Hauptproblem zu Corona-Zeit ist, dass wir eine GbR sind. Wir, also Manuel und ich, sind nicht angestellt. Die Corona-Hilfen haben diese Tatsache komplett ignoriert. Geld für den Laden und die Miete haben wir bekommen, aber nicht für unsere privaten Ausgaben. Ich musste mir Geld von meinen Eltern leihen, um Miete bezahlen zu können. Dafür hat man einfach keine Hilfe bekommen und das war sehr enttäuschend.
Die Corona-Zeit ist ja kurz nach euerer Eröffnung gekommen. Lief wenigstens der Anfang von brink. gut?
Am Anfang im September 2019 fassten wir erstmal ein bisschen Fuß. Wir haben auch viel vom Sortiment unserer Vorgängerin übernommen, damit wir nicht komplett neue Ware einkaufen mussten, sondern erstmal schauen konnten: Welches Konzept wollen wir? Kommt das gut an? Es ging ganz gut. Es gab keinen riesigen Ansturm, aber es lief gut. Nach und nach änderten wir das Sortiment, sahen, dass die Leute diese etwas anderen Produkte von uns mögen und dass wir damit durchkommen. Wir fügten Artikel hinzu, einige verkauften wir gar nicht mehr. Im April letzten Jahres nach dem ersten Lockdown haben wir angefangen, komplett unser Ding zu machen. Da wurden sehr viele Sachen aus dem Sortiment genommen, hinter denen wir nicht mehr standen und die teilweise schon von 3 anderen Läden in Erfurt verkauft worden sind. Wir haben da auch angefangen unsere Pflanzen zu verkaufen, weil viele Leute gefragt haben, ob es auch die Pflanzen zu den Blumentöpfen gibt. Seit dem April läuft es immer besser und es geht steil nach oben. Es ist schön zu sehen, dass die neuen Artikel, die wir hinzufügen auch richtig gut angenommen werden. Am Anfang hörten wir noch viel: „Ach der Laden vorher war so schön! Gibt es den gar nicht mehr?“ Das hat mittlerweile aufgehört. Auch nach dem langen Lockdown, als wir dann im Mai wieder öffnen konnten, da ist es richtig gut gelaufen. Natürlich konnten wir die 6 Monate nicht aufholen, aber es ist schön für die Seele, wenn das eigene Konzept bei den Kunden gut angenommen wird. Unser größtes Problem im Moment ist nur, dass wir keinen Platz mehr haben. Der Laden wird langsam zu klein.
https://www.facebook.com/brink.ef/posts/628611181835334?__xts__%5B0%5D=68.ARBDTdgR2IIXYgmEePhhQby4yaJiPLGlhPIk-x-O58pFc67_9rW3619s0guy7WqPUNysJnlEXZPFdj3rFfYAJBsafj-R5d4rEi6RZ1xyrEB6LyzaFMzTwmPG9GAGnvBcc9eurUIrpODvq497JT6s9xD3SGcqVLTaXE4mniq3HutFgv2_uHfVdcq9oLXMlbrjkbStxXt82QLfPLq0G_25J1iQSH3fNxJ77Q_XmXCJZMJfrrXJgU1pjnRVStBgsr3s2cvSuoshGGYzdeI2LLcKQmw75xjmVqPXflkIIwj6oqcFSvPuipA&__tn__=-R
Was sagt ihr denn: Warum sollte jede:r Thüringer:in mindestens einmal bei euch shoppen gehen?
Weil wir richtig schöne Sachen haben von kleinen Labels, die man nicht so einfach woanders bekommt. Bei einigen Produkten sind wir in ganz Thüringen wahrscheinlich die einzigen, die diese verkaufen. Und es sind nicht nur Sachen, bei denen wir einen kleinen Freudentanz machen, wenn sie verkauft werden, sondern auch die Leute, die sie hergestellt haben. Man macht zwei kleine Labels happy. Es steckt viel Leidenschaft hinter den bei uns verkauften Produkten.
Also macht man gleich drei Leute glücklich, wenn man etwas bei brink. kauft: sich selbst, den Hersteller und euch?
Genau!
Ihr kennt selbst einen Laden, der super in unsere Reihe passen würde oder seid sogar Inhaber:in davon? Dann schreibt uns gerne ein Mail (info-takt-magazin@funkemedien.de) und vielleicht ist euer Laden unser nächster Liebling!
Hart Facts:
- Hier findet ihr brink.: Schlösserstraße 20 (Anger, Ecke Pilse) 99084 Erfurt
- Instagram/Facebook: @brink.ef
- Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10:30 bis 19 Uhr
- Zum Online-Shop
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