Fragt man Andrei, wie er Avau musikalisch einordnen würde, dann hat er eine klare Antwort: gar nicht. Es gehe eher darum, ein kreatives Ventil zu haben statt sich selbst in eine Nische zu packen oder von anderen in eine Richtung gedrängt zu werden. Für den 24-Jährigen, der von Erfurt aus als Songwriter und Produzent für internationale Künstler arbeitet, braucht gute Musik keine Grenzen, nur Raum für Inspiration. Das t.akt-Magazin sprach mit ihm über Zeitkapseln, Releases in Zeiten des Lockdowns und Bananen.
Wie würdest du dein Projekt Avau musikalisch einordnen – und willst du das überhaupt?
Ich möchte nicht als Künstler gelten, der „nur“ Popmusik macht. Dabei können auch mal Grenzen zwischen Pop, RnB, Jazz und Soul neu definiert werden. Mein Ziel ist es einfach, Leute anzusprechen, die bereit sind auf der Autobahn der Mainstream-Musik auch mal nach links und rechts zu schauen.
Viele verzichten momentan auf Releases, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Was hat dich veranlasst, gerade in den letzten Monaten weiter aktiv zu sein?
Seit ein paar Jahren arbeite ich mit meinem Leipziger Produzenten Andre Karius und unserem guten Freund und Magdeburger Fotografen Marco Sensche an den Songs und Videos und wir haben einfach gemerkt, dass es an der Zeit war, sie mit der Außenwelt zu teilen. Es war Zufall, dass die ganze Reise für uns in dem Jahr begonnen hat, in dem die ganze Welt stillstand. Aber wir sind immer noch zuversichtlich, dass sie sich in diesem Jahr langsam weiterdrehen wird.
Wenn du einen deiner Songs mit in eine Zeitkapsel geben könntest: welcher wäre es und warum?
Dieser Song wäre für mich „Brother“. Ich habe ihn in New York geschrieben, als ich einen Pfarrer kennenlernen durfte, der aus seiner Gemeinde geworfen wurde, weil er sich geoutet hat. Jedes Mal erinnert er mich daran, wie sich Menschen das Recht herausnehmen, anderen Glück und Freude zu verweigern. Er zeigt, denke, ich ganz gut, welche Probleme uns gerade beschäftigen und ich kann nur hoffen, dass Leute, die den Song in 100 Jahren hören, nur den Kopf schütteln, weil Toleranz und Gleichberechtigung genauso normal geworden sind wie Bananen in Ostdeutschland.
Was inspiriert dich in Zeiten des Lockdowns?
Wie alle Künstler*innen und Kulturschaffende liegt mein Fokus momentan eher darauf, irgendwie Geld zu verdienen. Ich habe Glück, dass ich mein eigenes Studio in Erfurt habe und dort kontaktlos Songs für andere Künstler*innen produzieren und schreiben kann. Dennoch nehme ich mir zwischendurch auch Zeit für eigene Lieder, wenn mich irgendetwas inspiriert. Dabei sind es keine konkreten Situationen, wie im Fall von „Brother“, sondern eher allgemeine Gefühle und Erinnerungen, die mich manchmal überkommen. Für Inspiration sorgen aber auch andere Künstler*innen. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob es sich um Songs, Videos oder Fotografien handelt. Ich nehme alles auf.
Wenn Avau ein Gefühl wäre, welches wäre es?
Das Gefühl, was man hat, kurz bevor man in ein Spiegelhaus oder ein Gruselkabinett geht. Einfach, weil man keine Ahnung hat, was passieren wird.
Wie planst du in dieser Planungsunsicherheit? Was sind deine groben Zukunftsvorstellungen?
Sicherlich würde ich gerne mit Avau irgendwann Support-Touren fahren und Festivals spielen, aber momentan bleibt uns nur das Arbeiten an Releases und ich genieße es auch sehr kreativ zu arbeiten. Wir wollen einfach gute Songs und Videos produzieren und wann es letztendlich mit allem Anderen weitergeht, weiß niemand so genau. Ich versuche einfach alles auf mich zukommen zu lassen und die Augen und Ohren offen zu halten.
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Hard Facts:
- mehr Infos zu Avau gibt’s auf seiner Homepage
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