Der Erfurter Dom. Der Domplatz. Das Sommer-Open-Air. Jubel. Noch bevor Clueso die Bühne der Messehalle betritt, ist klar: Das ist kein normales Konzert. Das ist ein Heimspiel – in der Heimatstadt des Künstlers. Und mit dem Song „Heimatstadt“ eröffnet Thomas Hübner sein Konzert, das fast drei Stunden dauern wird. Das letzte eines krassen Jahres, wie er unter anderem mit Blick auf Corona-Fälle im Team und den Krieg in der Ukraine betont. Ein „ausverkauftes Haus in meiner Heimat. Geil, dass ihr hier seid“, freut er sich. „Was für ein Empfang.“
Clueso trat in Erfurt auf
Aber nicht nur Tausende Fans heißt er zwischen Weihnachten und Silvester in Erfurt willkommen, auch die eigene Familie. „Ich grüße meine Eltern in der Loge. Mutti und Vati, ihr müsst das mitsingen. Ich hör das“, scherzt Clueso vor dem Song „Achterbahn“. Was folgt, ist ein Streifzug durch viele seiner neun Studioalben. In der Messehalle liegen zwischen „Love the people“ (veröffentlicht 2004) und „Aus dem Weg“ (veröffentlicht 2021) nur wenige Minuten, in Cluesos Karriere liegen zwischen diesen Liedern 17 Jahre.
Apropos Alter: Das Publikum dürfte vom Grundschüler bis zur Seniorin reichen – was den gebürtigen Erfurter nicht davon abhält, von einer früheren Polizeigeschichte zu berichten, in der er als Hauptverdächtiger galt. Und damit nicht genug der Anekdoten: Clueso berichtet, wie sich sein Vater als riesiger Udo-Lindenberg-Fan mit der Feuerwehrweste des Opas kurz nach der Wende in die Thüringenhalle gewissermaßen mogelte, um dessen Soundcheck live mitzuerleben. Oder wie sein Schlagzeuger, Multiinstrumentalist Tim Neuhaus, ihm bei der Entstehung eines Songs statt Noten Stichwörter wie „Glitzer“ oder „Meer“ zurief. Daraus entstand der Song „Barfuss“.
Weihnachtskonzert in der Messer
Nicht barfuß, sondern mit Turnschuhen und einer offensichtlich großen Portion Mut steht schließlich Schüler Elias mit Clueso auf der Bühne: Sein Wunsch „Ich möchte ‚Flugmodus‘ mit dir singen“, verewigt auf einem Schild und gut platziert in der ersten Reihe, wird an diesem Abend Wirklichkeit. Nahezu unwirklich, scheint dann die Einlage von Zauberer Alexander. Mit verschiedenen Tricks lässt er Tische fliegen, Spielkarten gewissermaßen sprechen und Gläser springen – synchron zur Musik, überraschend, aber ein wenig zu lang. Clueso fängt die Situation ein. Sein augenzwinkernder Zauberspruch: „Verschwinde.“
Ohne „Chicago“, „Gewinner“ und „Du musst tanzen“ verschwindet auch ein Clueso nicht von der Bühne. Erst nach knapp drei Stunden – inklusive Zugaben – heißt es: Abgang Clueso und Band. In Erfurt, der Heimatstadt mit Dom.
Text: Marlen Gruner