Der Sänger Gentleman, bürgerlich Tilmann Otto, ist zwar in Deutschland geboren, lebt aber für die afrokaribische Musik. Mit seinen Reggae-Songs hat er sich sogar in Jamaika eine Fangemeinschaft aufgebaut. Der 49-Jährige bereiste schon viele Länder, seine Alben eroberten die Charts und er trat mit einigen Top-Stars auf. Am 17. Juni möchte er seine positive Energie auf den Domplatz nach Erfurt bringen. Uns hat er unter anderem erzählt, warum er immer Hüte trägt, was seine anfänglichen Bedenken bei der Show „Sing mein Song“ waren und was er über das Älterwerden denkt.
Am 17. Juni trittst du mit deiner Liveband zum Krämerbrückenstadtfest auf. Welches Volksfest magst du denn am liebsten?
Ich will mich da gar nicht so festlegen. Ich finde die allgemein immer sehr amüsant. Ich finde es einfach cool, wenn Menschen zusammenkommen. Das auf ein Volksfest zu reduzieren, wäre den anderen ein bisschen ungerecht gegenüber. Ich bin auch jemand, der nicht so lange mit Menschenmassen klarkommt.
Obwohl du nicht aus Jamaika kommst, bist du für deine Reggae Musik bekannt. War es für dich eine musikalische Herausforderung diese Art von Musik zu machen?
Die Atmosphäre ist doch noch mal eine andere als in Deutschland. Ich glaube das ist nichts, was ich mir ausgesucht habe, es ist einfach passiert. Das ist ein langjähriger Prozess gewesen. Ich hatte nie den Plan, dass ich nach Jamaika fliege und irgendwann mal Reggae Sänger werde. Das hat sich über die Jahre entwickelt. Ich habe in Jamaika viel gelernt und tolle Menschen kennengelernt und mich in die Kultur verliebt. Ich habe im Reggae eine Musik gefunden, die ich persönlich am ehrlichsten fand. Ich bin immer noch verwundert darüber, wie lange das jetzt schon geht. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit.
Was schätzt du denn an der Kultur in Jamaika am meisten? Was könnten sich die Deutschen abschauen?
Ich glaube wir können uns generell, was von anderen Kulturen abschauen und unseren Horizont erweitern. Wir sind kulturell da, wo wir sind, weil wir uns ausgetauscht haben. Jamaika hat für mich diese Magie und den Zauber, den man schwer rational erklären kann. Das ist einfach eine Vibe, der dich packt und eine Musik, die für jeden allgegenwärtig ist. In den deutschen Breitengraden halten die Menschen gern an Sachen fest, die sie verlieren könnten und machen Pläne, die sie nicht erreichen. In Jamaika hatte ich das Gefühl, dass viel mehr im Moment passiert. Wenn etwas im Moment ist, dann ist es auch lebendiger.
Wenn du dich nicht für die Reggae Musik entschieden hättest, welche wäre es dann geworden?
Ich bin immer offen für andere Genre. Ich mag Hip-Hop sehr gern und Soul, ich mag auch Funk und könnte auch mit Metal teilweise was anfangen. Reggae wird immer das zentrale Ding sein, aber es ist wichtig aus seiner eigenen Zone rauszukommen.
Du hast 2021 bei der Vox-Show „Sing mein Song“ mitgemacht. Dort hast du auch verschiedene Genres gesungen. War das für dich denn eine Herausforderung?
In den Jahren davor gab es immer wieder Anfragen für die Show, da dachte ich „Ne, wenn dann irgendein Schlagersänger kommt, wie soll ich das machen und auch umgekehrt, wenn jemand mein Song interpretiert und ich das blöd finde, was mache ich denn dann?“ Das waren so Gedanken, die mich gestoppt hatten, bis ich gemerkt hatte, dass ich die Sendung einfach total gut finde und der einzige Grund da nicht hinzugehen meine Komfortzone wäre. Es gab schon Herausforderungen, aber es hat auch meinen Horizont erweitert, sowohl menschlich als auch musikalisch, weil man Sachen ausprobiert, die man sonst nicht ausprobiert hätte. Es ist eine wunderschöne Sendung, wo Menschen
Dein Album „Mad World“ ist 2022 rausgekommen, inwiefern unterscheidet sich das von deinen anderen Alben?
Das überlasse ich immer gern den Hörer:innen. Ich meine das Album davor war auf Deutsch, das war wirklich viel schwerer als ich mir das vorgestellt habe. Aber ich glaube das Album ist cool geworden, ich habe auch gutes Feedback bekommen. Aber auf Englisch zu singen, fällt mir um ehrlich zu sein etwas leichter. Wenn ich nur auf Deutsch singen würde, dann würde ich vermutlich nicht in Afrika oder Amerika spielen. Diese „Reggae-Szene“ ist weltweit sehr gut vernetzt, ich will viele Menschen mit meiner Musik erreichen. Vielleicht singe ich aber auch irgendwann mal auf Spanisch (lacht).zusammenkommen, die Respekt zeigen und sich Mühe geben aus den Songs der anderen eigene zu machen.
Du trägst gern Hüte und Mützen, was verbirgt sich denn darunter?
Naja, meine Haare wachsen halt einfach nicht mehr (lacht). Wenn ich keinen Hut aufhabe, werde ich auch weniger erkannt. Mit Hut fühle ich mich am wohlsten. Wenn ich auf die Bühne gehe, ziehe ich meinen Hut auf, wenn ich runter gehe, ziehe ich ihn wieder ab.
Also ist das dein Markenzeichen?
Ich glaube schon.
Du wirst nächstes Jahr 50, das sieht man dir nicht an. Fühlst du dich denn wie 50?
Älter werden fühlt sich eigentlich schon ganz gut an. Das Angenehme in unserer Branche ist, einfach nicht zu wissen, was morgen passiert. Das hält auch frisch und jung. Alles hat seine Vorteile. Manchmal sehnt man sich nach Jobs, wo man von um 9 bis um 17 Uhr arbeitet. Ich finde es aber immer wieder erfrischend, dass jedes Mal, wenn man einen Song macht oder ein Album aufnimmt, man keine Ahnung hat, was damit passiert. Mit jedem Projekt fängt man bei Null an, man kann sich nie auf den Lorbeeren ausruhen. Das hält wach.
Im Kopf fühlst du dich dann auch nicht wie 50 oder?
Immer noch wie 17 (lacht). Aber ich weiß nicht, ob das so gut ist. Es gibt viel, was gleichgeblieben ist. Die Freunde und der Humor, wir albern immer noch genauso rum wie früher. Ich hoffe, dass ich im Alter gelassener werde und nicht verbitterter. Ist eine große Feier zum 50. geplant? Geplant ist noch nichts. Ich bin auch nicht so der „Geburtstagsdude“, aber ich glaube zum 50. muss man schon was machen. Jetzt wo du fragst, fang ich mal an mir langsam Gedanken zu machen.
Welche spannenden Projekte hast du für die Zukunft noch geplant?
Ich merke, ich habe immer noch tierischen Drive Musik zu machen und habe ja auch in Köln und Mallorca ein schönes Studio dafür und da passiert immer was und solange das der Fall ist, möchte ich auch nicht aufhören. Es ist ein Gottes Geschenk, dass ich so viele Menschen treffen und Länder sehen darf. Ich habe bald die erste Show in entweder Kenia oder Nairobi. Ich arbeite immer an Songs und neuen Ideen, aber ich mach mir da keinen Druck.
Wenn du nur noch einen Song hören dürftest, welcher wäre das?
(Lacht) Das ist schwierig. So aus dem Bauch heraus würde ich sagen „Three Little Birds“ von Bob Marley. Wenn ich den Song höre, merke ich, dass ich tiefer durchatme, der Song ist für mich absolute Therapie. Der geht mir auch nie auf die Nerven.
Vielleicht noch als Schlusswort: Was kannst du Musiker:innen empfehlen, die eine erfolgreiche Karriere anstreben, ähnlich wie deine?
Ich glaube, es ist einfach wichtig diese Leidenschaft zu haben und für etwas zu brennen. Auch wichtig ist eine gute Band um sich herum zu haben. Aber das Wesentlichste ist, Gedanken und Gefühle in die Musik zu transportieren, egal ob das nun Erfolg hat oder nicht. Man muss sich daran erinnern, das Musik immer für einen da und wie eine Therapie ist, anstatt das Ziel zu haben Popstar und reich zu werden. Es muss einfach echt sein.
Hard Facts:
- Gentleman beim Krämerbrückenfest:
- Wann? 17. Juni | 22.15 bis 23.45 Uhr
- Wo? Domplatz Erfurt
- Mehr: www.gentleman-music.com
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