Friedrich Chiller, das sind Sänger Valentin Schulz am E-Bass, Philipp Schendera an der E-Gitarre und Markus Lämmel an den Drums. Die drei Jungs kommen aus dem beschaulichen Erzgebirge und mischen seit kurzem die Deutsche Musikszene auf. Sie erfinden ihre eigene Musikrichtung, wollen Energy-Drinks produzieren und haben eindeutig die Funkyness, um das nächste große Ding zu werden. Wir haben Friedrich Chiller vor ihrem Auftritt in der Engelsburg in Erfurt interviewt, wo sie übrigens tierisch die Bude abgerissen haben.
Ihr seid das erste Mal in Erfurt?
Valentin: Wir sind jetzt schon das zweite Mal in Erfurt. Oder? Ach nee, das war Weimar. Wir verwechseln die thüringischen Städte immer ein bisschen (lacht). Wir kommen ja aus Sachsen.
Demnach hattet ihr noch keine Zeit Sightseeing zu machen?
Markus: Wir sind gerade am Dom vorbeigefahren. Ganz kurz.
Phillip: Das war ein kleiner „Wow!“-Moment. (lacht)
Ihr tretet ja heute im Land von Goethe und Friedrich Schiller auf. Letzterer ist ganz offensichtlich namensstiftend für euch? Wie kamt ihr auf den Bandnamen „Friedrich Chiller“?
Valentin: Wie so viele Schüler in Deutschland, haben wir in der Schule natürlich die ganzen Bücher von Schiller gewälzt – und uns natürlich keine Zusammenfassungen im Internet gesucht, bevor die Leistungskontrolle kam (lacht). Außerdem wollten wir ihm ein bisschen huldigen. Er war einer der ersten MCs und in ganz Deutschland unterwegs. Wir fanden es echt witzig Spaß darüber zu machen.
Einer der ersten MCs?
Valentin: Klar! Der hat gerhymet und freshe Bars am Start gehabt!
Markus: Wir haben lange über den Bandnamen diskutiert. Zum Schluss war es aber eine Bauchentscheidung.
Euer Debüt-Album trägt den schönen Namen „Cloud Pop“. Und der Titel ist quasi die Referenz zur Musik, die ihr macht. Doch was ist eigentlich „Cloud Pop“?
Valentin: Wir hören alle ganz unterschiedliche Musik, die uns natürlich auch beeinflusst. Beim kombinieren unserer Vorlieben scheint es manchmal unvereinbar, wenn man Musikrichtungen wie Cloud Rap, Trap und 80er-Jahre-Sounds kombinieren will. Wir machten es trotzdem, haben alles in einen Topf geworfen und fanden es ganz cool.
Markus: Wir dachten, wir gründen einfach mal einen Musikstil.
Valentin: Prinzipiell feiern wir auch die Cloud-Rap-Szene. Manche ästhetische Mittel finden wir cool. Die haben wir in unsere Herzen geschlossen und nutzen sie für unsere Musik. Also war das mit dem Namen naheliegend.
Markus: Man kann Cloud Rap nicht absprechen, dass er ästhetisch etwas Neues macht. Das ist natürlich Autotune auf den Vocals, aber das sind auch Trap-Beats und die Ästhetik des Sounds an sich. Da sind viele andere Musikrichtungen irgendwie steckengeblieben.
Neben Cloud Rap – Was inspiriert euch eigentlich noch?
Valentin: Wir haben eine Tour-Playlist bei Spotify. Da sind viele tolle Lieder drin. Die läuft bei uns im Auto rauf und runter. Mittlerweile sind es so 80 Stück. Da kann man sich dann auch gut inspirieren lassen. Die ist sogar öffentlich geschaltet.
Und welche Bands sind da so dabei?
Phillip: Die große Überschrift ist Falco. Da finden wir immer wieder zusammen. Bilderbuch fetzt auch …
Valentin: Tuxedo ist eine coole Funk-Band, da ist ein Song in der Playlist. Negroman pumpe ich zur Zeit sehr viel. Aber da weiß ich nicht, ob ich die anderen schon überzeugen konnte, ihn in die Liste aufzunehmen. Die Parcels sind drin und natürlich so Klassiker wie Daft Punk. Wir scheuen uns nicht Popmusik zu konsumieren.
Eines der Lieder auf eurem Album heißt „Popstar Energy“. Wollt ihr demnächst unter die Getränkehersteller gehen?
Valentin: Klar. Den Drink gibt es noch nicht. (lacht) Ich habe mich immer gefragt, warum es nur den Energydrink „Rockstar Energy“ gibt und nicht „Popstar Energy“? So bin ich auf die Hook gekommen und dachte, da muss man noch ’nen richtig trashigen Beat dazu machen, dann zieht das.
Geht ihr ausschließlich Second-Hand-Shoppen? Könnte ja man fast denken, wenn man euren Track A&V hört …
Phillip: Ausschließlich! Natürlich! (lacht).
Valentin: Es ist total trendy im Second-Hand-Shop einzukaufen. Das finden wir gut. Außerdem verurteilen wir die Mode, jede Woche zu „H&M“ zu gehen und sich ein neues Hemd zu kaufen. Auf der anderen Seite ist es aber auch strange immer nur im A&V einzukaufen. Darüber machen wir uns ein bisschen lustig. Das Lied soll in beide Richtungen schlagen.
Was ist eigentlich blauer Honig? Den besingt ihr ja auch in einem Song.
Phillip: Einfach mal googeln (lacht).
Ich hoffte, ihr erklärt mir das.
Valentin: Wenn man das googelt, stößt man auf einen Text zu Bienen in Frankreich, die an einer Fabrik containerten. Dort haben sie „M&Ms“ gegessen und tatsächlich blauen Honig produziert. Das steht auf Google-Seite nummer eins. Aber der blaue Honig, den man auf der Google-Seite zehn findet, wird durch psychoaktive Pilze hergestellt. Wenn man die in Honig zum Konservieren packt, wird er tatsächlich blau.
Wie entsteht bei euch eigentlich so ein Lied wie „Blauer Honig, Popstar Energie“ usw.?
Valentin: Wir haben unterschiedliche Herangehensweisen. Manchmal schickt mir Markus einen Beat, auf den ich dann ein paar Zeilen texte. Aber die meisten Chords entstehen einfach bei mir im Home-Studio – meinem Schlafzimmer (lacht). Wenn wir dann im Proberaum sind, schauen wir, was ist wack und was wollen wir beibehalten. Und fertig ist ein Song.
Ihr seid ja noch nicht so lange als Band unterwegs. Wie habt ihr eigentlich zusammengefunden?
Valentin: Markus hatte Klavierunterricht bei meiner Mutter und so erfahren, dass wir ein Projekt am Laufen haben. Er schrieb uns: „Hey, wenn ihr noch einen Drummer braucht, ich hätte Bock.“ Nach der ersten gemeinsamen Probe wussten wir, dass wir das so weiter machen wollen. Das war 2013.
Ihr seid derzeit auf Tour durch Deutschland. Das erste Mal mit eurem eigenem Album. Wie sieht bei euch das Tourlife aus?
Valentin: Bis jetzt ist es noch sehr divers. Mit unseren Bookern haben wir noch nicht direkt geklärt, in welchen Unterkünften wir während derTour übernachten. Deshalb kommt es auch mal vor, dass wir irgendwie bei Couch-Surfing landen. Aber das ist ganz cool. Am Anfang, an dem wir stehen, haben wir noch viel Toleranz diebezüglich. Ansonsten haben wir viel Spaß. Gerade beim Hören unserer Spotify-Playlist. (lacht)
In euren Songs sind ja oft Synthie-Klänge am Start. Wie macht ihr das heute live in der Eburg, wenn ihr eigentlich zwei Gitarristen und ein Schlagzeuger seid?
Valentin: Die meisten Sachen programmieren wir zuhause. Da haben wir Synthesizer, Laptop und so weiter. Im Proberaum setzen wir dann alles zusammen. Und manchmal spielt Markus auf der Bühne noch Synthesizer-Klänge auf seinem Drum-Computer. Der ist in der Hinsicht Multiinstrumentalist.
Euer Album ist Anfang 2019 herausgekommen. Sammelt ihr eigentlich trotzdem schon wieder neuen Ideen für die nächste Platte?
Valentin: Immer, wenn ich Zeit hab, mach ich mich an neue Songs. Derzeit bin ich an zwei neuen Tracks, die nächstes Jahr als Single rauskommen sollen. Ihr könnt euch schon freuen.