Den Riss in der Realität mit dem vertrockneten Pritt-Stift kleben und über das fatale Scheitern milde schmunzeln. Das macht Tristan Brusch. Der Indie-Deutschpo-Musiker tritt am Donnerstag in der Engelsburg in Erfurt auf. Mit am Start hat er auch seine neue EP „Operationen am faulen Zahn der Zeit“. Sie ist tragikomisch, puristisch, fast schon beunruhigend, wie schon der Titel verrät.
Am 23. Januar spielt Tristan Brusch in der Engelsburg Erfurt
Der Sänger, Songschreiber und Komponist hat sich diesen neuen Stücken ganz bewusst sehr reduziert angenommen, sich nur auf sich selbst verlassen und bei der Umsetzung lediglich Klavier und Gitarre zu Ton kommen lassen, Darüber legt sich kompromisslos und dringlich seine markante Stimme, so unmittelbar hat man ihn zuvor vielleicht noch nie gehört, heißt es in einer Mitteilung seines Labels. „Das letzte Album zu produzieren war ein langwieriger und teilweise ermüdender Prozess. Ich wollte dieses Mal einfach ohne viel nachzudenken Musik machen und nachträglich nicht dran rumschrauben“ , so Brusch selbst.
„Die Moritat vom Schweighöfer“ ist nicht nur die erste Single sondern auch ein perfektes Beispiel dafür, wie Tristan Brusch sich auf den Kern der Sache konzentriert. Vielleicht einer der schönsten Punk-Songs, die jemals auf dem Klavier geschrieben wurden. Vielleicht verstörend für die, die ihn eher aus einem größer produzierten Pop-Kontext kennen. In jedem Fall aber ein wichtiges Statement für seinen Facettenreichtum und obendrein eine außerordentlich angriffslustige Lyrik, die das Herz dieser EP auf den Punkt bringt: „Nimm mich so wie ich bin“. Mit „Fisch“ ist obendrein ein alter Bekannter zu hören, den es bereits auf seinem Debüt gab, hier jedoch unplugged und sehr einfühlsam neu arrangiert. Dazu gibt es mit „20:15“ in herrlicher Absackermentalität und dem fast schon epischen „Siegertreppchen“ zudem zwei weitere neue Songs.
Man muss sich mit Dingen eindringlich beschäftigen
Die Grundlage für die „Operationen am faulen Zahn der Zeit“ bilden Ideen aus alten Recordingsessions sowie eine alte Skizze von Maeckes, die den Text von „Die Moritat vom Schweighöfer“ lieferte. Im Hintergrund liefen im Zuge der Entstehung Live-Mitschnitte von Tom Waits und Nancy Griffith. „Manchmal muss man sich mit Dingen eindringlich beschäftigen, um sie lieben zu können“ , gibt Tristan Brusch zu bedenken.
„Ich freue mich endlos drauf“
Kante, Unbequemlichkeit und musikalische Raffinesse sind hier somit wichtige popmusikalische Bestandteile. Mit diesen vier Songs der neuen EP gelingt Tristan Brusch ein erfrischender Gegenpol und diesen gibt es im Januar dann auch live zu bestaunen. „Ich gehe solo auf Tour und freue mich endlos drauf. Ohne Mitmusiker muss ich auf niemanden Rücksicht nehmen, kann spontan alles umwerfen, noch näher ans Publikum heranrücken und muss meiner Goofiness keine Grenzen setzen. Bandkonzerte sind aber unersetzlich und kommen.
Hard Facts:
- Wann: 23. Januar | 19:30 Uhr
- Wo: Engelsburg Erfurt
- Tickets: Abendkasse und www.tristanbrusch-tickets.de.
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