Wer es dieses Jahr nicht geschafft hat, sich Tickets für das SommerPalooza zu besorgen, hat definitiv etwas verpasst. Freitag wurde auf dem SommerPalooza im Schlamm getanzt, Sonntag lässt man sich vom Staub auch nicht abhalten. Zusammen mit Bands wie Raum27 (Indie-Pop), Angiz (Rock-Pop-Hip-Hop) und dem Headliner ZSK (Punkrock) spielte an dem Tag auch einer der bedeutendsten Newcomer der deutschen Punk-Szene: Team Scheisse. Eine Punkrockband aus Bremen, die sich 2021 mit ihren angenehm stumpfen Melodien und humorvollen Texten irgendwie in das KitschKrieg-Label SoulForce Records verlaufen hat. Und Überraschung: dessen Sänger in Erfurt wohnt. Nicht verwunderlich also, dass die Thüringer Landeshauptstadt auch einen Song von der umtriebigen Band spendiert bekommt …
Team Schiesse beim SommerPalooza in Erfurt
Doch zurück zum SommerPalooza. Team Scheisse holte am Sonntag auch die letzten Menschen aus dem Schatten zurück in die Sonne, die alle vor und auf der Bühne ordentlich zum Schwitzen bringt. Die Band singt Lieder über die innigen Gefühle zum eigenen Fahrrad, über das Leben als einsamer Detektiv bei Karstadt und wie es ist ein unsozialer Schmetterling zu sein. Doch auch bei eher unsinnigen Texten, wird die Haltung immer wieder klar: gegen Nazis, Faschismus, Sexismus. „Ich könnte mich um schöne Dinge kümmern. Wir könnten uns um schöne Dinge kümmern“, aus dem Song FA, bringt es dabei ganz gut auf den Punkt. Mit dem Lied war die Band im März dieses Jahres erst bei Jan Böhmermann im ZDF Magazin Royale.
Für den Song „Dreh mich noch mal um“ wird in der Menge nach Verstärkung gesucht, der Auserwählte daraufhin kurzerhand auf die Bühne geholt und mit Mikrofon und Blockflöte ausgestattet. „Pack die Grundschul-Skills aus, jetzt wird’s flötig“, intoniert der Team-Scheisse-Sänger. Es klingt wie zu erwarten schlecht. Aber das macht den Charme aus und das Publikum feiert das spontane Feature. Die Mischung aus ehrlichem Spaß und bewusst schlechten Gadgets adelt die Show. Während die anderen Bands ihre bedruckten Banner hängen, dekorieren die Bremer:innen mit einem zerknitterten weißen Blatt die Bühne, auf das kaum leserlich „Taem Schesse“ gekritzelt ist.
Der Auftritt war zu kurz!
Unprätentiös und auf den Punkt gebracht, die Musik von Team Scheisse kratzt an den richtigen Stellen und macht dabei noch unglaublich viel Spaß – egal ob live beim Konzert oder zu Hause auf Platte. Einziges Manko am Sonntag: Der Auftritt ist zu kurz! Für eine Zugabe ist keine Zeit mehr, was die Mehrheit zu bedauern scheint. Geendet wurde mit dem bereits angeteaserten Song „Erfurt“ von dem wunderbaren Album „Ich habe dir Blumen von der Tanke mitgebracht (Jetzt wird geküsst)“.
Headliner des Sonntagabends waren ZSK
Headliner des Sonntagabends waren ZSK, eine Skate-Punk Band aus Berlin. Nachdem die Gruppe eine Runde Bier an die Leute verteilt hat – viel Trinken ist sehr wichtig bei dem Wetter –, wird mitten im Konzert eine übergroße Twister-Matte in die Menge geworfen. Auf die Frage, wer jetzt eigentlich bei Twister gewonnen hat und als Preis noch einmal Bier bekommen soll, kommt ein solidarisches „alle“ aus der Menge zurück. Man hält zusammen.
Neben all dem Spaß und kreativem Engagement lässt sich für Punkrocker über die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland jedoch nicht hinwegsehen. Kurz vor dem Auftritt von ZSK werden die Ergebnisse der Landratswahl in Sonneberg bekanntgegeben. Umso wichtiger ist es der Band, klare Kante zu zeigen. Und so stimmen die Fans ein: „Ganz Erfurt hasst die AfD!“ Immer wieder folgen zwischen den Songs klare Ansagen gegen Rechts, die mit einem riesigen „FCK AFD“-Banner und der klaren Zustimmung der Fans unterstrichen werden.
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