Osaka Rising gelten in der Rockszene seit Jahren als absoluter Geheimtipp. Die Klangwucht und Energie, die diese beiden Musiker zu zweit auf die Bühne bringen, sucht weit und breit ihresgleichen. Nur mit Schlagzeug und Keyboards bewaffnet, zünden Osaka Rising Abend für Abend ein Feuerwerk von Hard Rock und Improvisationskunst. Sie touren aktuell mit In Extremo durch ganz Deutschland und spielen regelmäßig als Support auch vor internationalen Acts wie Jethro Tull, Thundermother und Dead Lord.
Lazarus – Neues Album von Oasaka Rising
Osaka Rising – das sind Stephan Janson (Vocals, Keys) und Tom Walther (Drums, Vocals). Beide aus Thüringen. Als Band veröffentlichten sie bisher drei Studioalben („Osaka Rising“, „Roller Coaster Ride“), eine Live-EP („Live Is A Rollercoaster“) und mehrere Musikvideos. Das dritte Studioalbum „Lazarus“ ist nicht nur der neueste, sondern auch gleichzeitig der ambitionierteste Geniestreich der beiden Rockmusiker. Wie gewohnt erwarten die Zuhöhrer*innen brachiale Drums, verzerrte Hammond-Retro-Synthesizersounds und mitreißender Gesang. Am 4. November sind Osaka Rising im Museumskeller in Erfurt zur Releaseparty von „Lazarus“ zu Gast. Wir sprachen vorab mit Tom, der sich (vorerst allein) aus seiner Heimatstadt Nordhausen zuschaltet.
Sieben Jahre ist es her, da sprachen wir das erste Mal mit euch für ein Interview. Wie ist es euch seitdem ergangen?
Wirklich gut. Alles entwickelte sich ganz von allein. Wir treiben Osaka Rising seit vielen Jahren zu zweit voran – ohne Unterstützung durch Labels, Agenturen oder sonstige Booking-Unternehmen. Wir entwickelten uns immer weiter. Durch die Corona-Pandemie kamen wir weitgehend unbeschadet. Mittlerweile spielen wir regelmäßig als Support vor internationalen Acts und touren aktuell mit In Extremo durch ganz Deutschland.
Was hat sich bei eurer Musik in dieser Zeit eurer Meinung nach geändert?
Einiges hat sich verändert. Unser erstes Album produzierten wir zunächst rein instrumental, den Gesang fügten wir erst im Nachhinein hinzu. Bei unserem zweiten Album integrierten wir den Gesang von Beginn an und schufen so geordnete Abläufe. Unser neuestes Studioalbum, „Lazarus“, ist ein Hybrid der ersten beiden – brachiale Drums, verzerrte Hammond-Synthesizersounds, mitreißender Gesang. Wir vereinen das Beste aus beiden Alben und stellen ein Gleichgewicht her. Natürlich handeln wir heutzutage anders, gehen strukturierter an neue Projekte heran und sind dazu bereit, vielmehr auszuprobieren.
Ich finde, ihr klingt professioneller. Überlegter. Etwas differenzierter. Oder liegt das einfach am besseren Mastering?
Wir sind in unserer Herangehensweise deutlich professioneller geworden. Früher spielten wir frei durcheinander, wollten vordergründig die musikalische Atmosphäre einfangen und vor allem Authentizität vermitteln. Heute spielen wir handwerklich konzentrierter zusammen, stimmen unsere Passagen genauer aufeinander ab und erzielen dadurch einen kompakteren Sound. Ausgefeilte Instrumentpassagen, eingängige Melodienlinien, fluffige Arrangements – Wir bemerken diese technisch-qualitativen Veränderungen ständig, gerade im Rückblick auf unsere ersten Tracks. Ein besseres Arrangement, Mixing und Mastering spielen dabei natürlich auch eine Rolle.
Wie damals seid ihr noch immer mit Hammond Orgel und Drums am Start. Gab es nie die Versuchung andere Instrumente dazu zunehmen?
Wir spielen seit Anfang an zu zweit, haben das immer fortgeführt und werden das zukünftig auch beibehalten. Wir merkten früh, wie gut diese Kombination funktioniert und welches Potenzial darin steckt. Es fühlte sich einfach wahnsinnig gut an. Am Anfang überlegten auch wir, ob wir nicht noch weitere Instrumente brauchen. Schnell kam uns allerdings die Erkenntnis: Mehr Personen und weitere Instrumente würden alles nur komplizierter werden lassen. Deswegen entschieden wir uns dagegen. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Zu zweit lässt es sich einfach leichter zusammenarbeiten, das wird uns in vielen alltäglichen Situationen immer wieder bewusst.
Es ist wirklich außergewöhnlich: Hört man euer neues Album, könnte man denken, ihr habt das mit einer riesigen Band-Entourage eingespielt. Wie macht ihr das?
Synthesizer, Hammond, Piano, Rhodes und Wurly sind für uns sehr effektive Werkzeuge. Wir können damit einfach in alle klanglichen Territorien vorstoßen. Wenn alles fein modelliert und aufeinander abgestimmt ist, entstehen dieser unglaubliche Druck und diese Weite. Unsere Tracks tragen einen wiedererkennbaren Sound in sich, der genau dieses Gefühl von Mächtigkeit erzeugt. Live hört sich das natürlich genauso an. Unsere Fans werden nicht enttäuscht, auch wenn nur zwei Personen auf der Bühne stehen (lacht).
Alle Songs wurden bei „Lazarus“ im Ground Control Tonstudio als Session gleichzeitig von euch beiden eingespielt? Wie muss ich mir so eine Session vorstellen?
Wir reisen an und am ersten Tag bauen wir erstmal alles auf, stimmen die Instrumente, mikrofonieren und testen alles. An den eigentlichen Aufnahmetagen stehen wir uns gegenüber und spielen gemeinsam ein Lied von Anfang bis Ende durch – mit Metronomspur auf den Kopfhörern. Das machen wir zwei-, drei- oder viermal, bis wir uns sicher sind, dass wir mindestens einen perfekten Take dabei hatten. Dann hören wir uns die einzelnen Aufnahmen nochmal an und wählen den besten aus. Wenn nötig verbessern wir daraufhin vereinzelte Fehler in der Aufnahme. Dann werden die Gesangsspuren aufgenommen und alles was der Song noch an kleinen Effekten und klanglichen Veredelungen braucht. In ungefähr fünf bis sechs Tagen fügen wir so meist alle Bestandteile zusammen.
„Wir setzen uns einfach an die Instrumente und jammen. Entweder fängt Stephan an oder ich fange an, einen Groove zu spielen und sofort merken wir, ob das funktioniert oder nicht. Wir feilen an dem Arrangement so lange, bis wir irgendwann ein neues Lied haben, das wir dann aufnehmen“, sagtest du, Tom 2016 auf dir Frage, wie eure Songs entstehen. Ist das noch immer so?
Daran hat sich gar nichts geändert (lacht). Als sich Stephan einen neuen Synthesizer kaufte, habe ich gesagt: “Zeig doch mal, was der kann”. Bewusst startete ich im Hintergrund die Aufnahme, er spielte dann einen Groove und wir fingen sofort an darauf zu jammen. Dieser Jam zog sich dann zwölf Minuten und enthielt alles, was sich heute in unserem Album-Cover-Track “Lazarus” wiederfindet. Wir hörten uns diese zwölf Minuten an, kürzten Passagen, die uns nicht gefielen, bis wir bei den sieben Minuten angelangt waren. Wir hatten dann bereits das Instrumentalstück und nach einiger Zeit kamen uns auch Ideen, darauf einen Text einzusingen. Im Prinzip entstehen unsere Songs noch genau wie vor sieben Jahren, daran hat ich überhaupt nichts verändert.
Ausschweifende Orgel und Drum Parts sind euer Ding, oder? Das beweisen unter anderem Songs wie „Back in Time“, „Wild Man“ und ganz klar der Titelsong Lazarus …
Das kann man so sagen. Unserer Meinung nach trägt die allseits gängige Pop-Grundstruktur nichts Besonderes in sich. Wir brechen dieses konventionelle Muster gern auf. Unsere Jam-Sessions beinhalten viele Instrumental-Parts, die uns oft selbst überraschen. Wir wollen diese dann nicht einfach weglassen nur um uns stur auf eine vorher festgelegte Struktur zu beschränken. Stattdessen mögen wir einw Balance zwischen eingängigen Melodien und musikalischen Experimenten.
80er-Jahre-Popkulturreferenzen hört man in der Tat raus. Beim Song „Neon Lighthouse“ beispielsweise. Eure Hauptinspiration waren das SciFi-Epos „Interstellar“ von Christopher Nolan oder Filmklassiker wie „Zurück in die Zukunft“ las ich.
Wir arbeiten viel mit Synthesizern, da kommen wir an den klassischen SciFiSounds nicht vorbei. Zudem sind wir Fans der 80er-Jahre-Popkultur. Neon Lighthouse soll genau das widerspiegeln – eine Hymne der 80er-Jahre. Wir wuchsen in den 80ern auf, diese Jahre haben uns nachhaltig geprägt und werden daher in unserer Musik immer wiederzufinden sein. „Interstellar“ und „Zurück in die Zukunft“ sind genauso wie die Faszination für die „Made In Japan“-Scheibe von Deep Purple ein gemeinsamer Nenner von uns beiden. Wir zelebrieren unheimlich gern kultige Filme, Computerspiele und Alben die uns gefühlsmäßig mitreißen.
Beim Hören des Albums musste ich an Metallica, Bon Jovi oder Aerosmith denken. Was meint ihr, warum?
„Neon Lighthouse“ ist ein typischer Bon-Jovi-Refrain, das stimmt. Ansonsten ist das normal, dass man bestimmte Strukturen wiedererkennt, wenn man in diesem Genre viel unterwegs ist. Der Metallica-Vergleich ist tatsächlich interessant. Ich bin großer Fan von Metallica. Stephan hingegen hört diese härtere Musik nicht gerne. Der Einfluss kann daher nur von mir ausgehen, vielleicht durch mein Schlagzeugspiel (lacht). Solche Verbindungen entstehen zum Großteil unbewusst und automatisch. Unser Ziel war und ist es nie, Elemente aus bekannten Songs zu übernehmen. Wir haben unsere eigenen Ideen und produzieren unsere eigenen Tracks.
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Ihr schlagt mit eurem Album „Lazarus“ laut Mitteilung ein neues Kapitel eurer Bandgeschichte auf. Wovon wird das Kapitel handeln?
Wir schlagen ein Kapitel auf, in dem wir unsere Professionalität weiter steigern. Im Rahmen unseres neuen Albums produzierten wir gleich drei Musikvideos. Wir haben dieses Mal deutlich mehr Arbeit in die Idee, das CoverArtwork und die Produktion gesteckt. Wir wollen mehr Aufmerksamkeit, eine höhere Reichweite und damit eine größere Bühne für unsere Musik. In den letzten Jahren sammelten wir fantastische Eindrücke und Erfahrungen bei unzähligen Livekonzerten. Wenn wir dabei eines gelernt haben, dann, dass wir Eindruck erzeugen. Wir sind eine Band, die man live erleben muss. Wenn wir auf Festivals spielen, begeistern wir die Leute und bieten ihnen eine einmalige Performance, immer anders und immer etwas unberechenbar. Wir wünschen uns zukünftig noch eindrucksvollere Auftritte in immer größeren Locations, um immer noch eins drauf zu setzen.
(Pünktlich zur letzten Frage schaltet sich Stephan dazu, der bis dahin verhindert war.) Gut, dass du jetzt auch da bist Stephan, denn die letzte Frage ist die gleiche Frage, die ich euch im ersten Interview stellte. Und da antwortetet ihr auch beide … Also: Was treibt euch an?
Stephan: Unsere Musik ist für uns etwas ganz Besonderes. Dazu kommen die Live-Auftritte – das sind unvergessliche Momente. Wir sind nicht an dem Punkt angelangt, an dem wir sagen: „Jetzt reicht es aber langsam, die Auftritte geben uns nichts zurück, wir haben keine Ideen mehr.“ Wir wollen immer noch das letzte Wort haben, und das wurde noch nicht gesprochen (lacht).
Tom: Das Produzieren von mitreißenden Songs, auf die ich stolz sein kann. Aber auch die Leidenschaft zur Musik und zum Entdecken, zum Eintauchen, zum Experimentieren. Unser neues Album vereint all dies. Leidenschaft, mitreißende Musik und Professionalität. Damit unsere Fans bei Live-Auftritten begeistern zu können, ist letztendlich aber unsere innerste Triebkraft.
Jetzt kann ich euch sagen, was ihr 2016 antwortetet: Stefan sagte: „Wir sind leidenschaftliche Musiker. Musik treibt uns an.“ Und Tom sagte: „Die Musik an sich. Die Leidenschaft und die Energie.“ Letzte Worte?
Stephan: (Lacht) Früher waren es halt mehr Antworten aus dem Poesiealbum und jetzt sind sie schon deutlich differenzierter. Aber eigentlich ist es dieselbe Botschaft nur anders verpackt.
Tom: Aus uns spricht die Erfahrung (lacht).
Zum ersten Osaka Rising Text von 2021:Erstes virtuelles Konzert der Zwei-Mann-Hardrock-Band Osaka Rising
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