Sie rappt, legt als DJ auf und organisiert eigene Veranstaltungen – und das bisher nur als Hobby. Die 22-jährige Latifa Iguma aka Baby G (kurz für Baby Gangsta) aus Gera ist voller Tatendrang und schmeißt mit ihren Freunden am Wochenende in Erfurt eine fette Party.
Latifa aka Baby G in Erfurt im Kalif Storch
„Ich mache das aktuell noch als Hobby“, erzählt die Musikerin, die seit einem Jahr 40 Stunden die Woche arbeitet. Auch wenn es ihr Traum ist, ihre Kreativität in Teil- oder Vollzeit auszuleben, ist es jetzt so wie es ist, für sie in Ordnung. Musik macht Latifa Iguma, seit sie sprechen kann. Offiziell ist sie aber erst seit 2021 in der Musikszene unterwegs, als sie während ihrer Ausbildung erstmals Tracks veröffentlichte. „Ein Produzent hatte 2021 meinen ersten Zuhause produzierten Track auf SoundCloud gefunden.“ Nun hilft ihr das Label Buck Wild beim Veröffentlichen und Umsetzen ihrer Ideen. „Aber bis auf das Publishing mache ich sowieso alles selbst“, sagt sie im Interview mit dem t.akt-Magazin.
Und das ist nicht leicht. Weil in Gera Strukturen und Leute fehlen, ist sie auf sich selbst angewiesen. „Gera ist meine Perle, aber leider sind die Strukturen zu verkommen und zu unsicher, um als queere, schwarze Frau tatsächlich etwas umsetzen zu können.“ Latifa findet, dass in Gera Subkulturen verschwinden und gleichzeitig junge, neue Ideen nicht ausreichend gefördert werden, wodurch die Stadt so nicht viel zu bieten habe. „Trotz dessen lässt es sich aber in Thüringen für mich gut leben und arbeiten.“
„Musik machen ist meine Therapie“
Die Musik, die Baby G macht, lässt sich nicht wirklich einordnen. „Ich möchte meinen Stil nicht in Schubladen stecken und probiere aus, was sich für mich richtig anfühlt“, erklärt die Musikerin, deren Musik am ehesten als subversiv, feministisch, vielschichtig, genre-fluid und ehrlich bezeichnet werden kann. „Ich verarbeite in meiner Musik einfach vieles, was mir passiert ist oder was ich über gewisse Themen denke. Musik machen ist meine Therapie“, sagt sie.
Whitney Huston, Queen Latifah und Rihanna sind ihre Inspiration
Inspiration bezieht Latifa dabei von Ikonen des späten 90er R’n’B und Hip-Hop aus ihrer Kindheit. Dabei nennt sie schwarze Musikerinnen wie Whitney Huston, Queen Latifah, Missy Elliot und Rihanna sowie die beiden dieses Jahr verstorbenen Gangsta Boo von der Three 6 Mafia und der „Queen of Rock’n‘Roll“ Tina Turner. Aber es sind nicht nur große Stars, die ihr Input liefern. „Mittlerweile hole ich mir meine Inspiration von den Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten darf, die ich liebe und mit denen ich befreundet bin.“
Obwohl Latifa wie ihre Vorbilder am liebsten auf Englisch schreibt und singt, ist der Großteil ihrer Musik deutschsprachig. „Ich liebe die Herausforderung auf Deutsch zu schreiben, reimen und zu singen, denn es ist lyrisch wesentlich schwerer“, erklärt Latifa und fügt an: „Und gerade deshalb mache ich überwiegend Deutschrap.“ Was Latifa in Gera zudem fehlt, sind Veranstaltungsstätten „… mit denen man moralisch gesehen tatsächlich zusammenarbeiten möchte.“ Deswegen weicht sie nach Jena, Weimar und Erfurt aus, wo Subkultur mehr Anklang findet. „Ich hoffe, Gera gehört eines Tages mit dazu“, hofft die 22-Jährige.
„Ich wollte etwas besser machen“
Um sichere und angenehme Strukturen zu schaffen, hat Latifa selbst bereits mehrere Veranstaltungen organisiert. Die ersten beiden fanden in Weimar im C-Keller statt. Von dort ging es ins Kassablanca in Jena. Die Veranstaltungsreihe „Baby G and Friends“ entstand aus einer Idee von ihr und DJFreund:innen, selbst einen Gig zu klären, der gut organisiert ist. „Gerade da ich selbst schon einen sexuellen Übergriff eines Veranstalters hinter mir habe und auch schon auf extrem schlecht organisierten Veranstaltungen gespielt habe, wollte ich etwas besser machen.“ Aus dieser Veranstaltung heraus entstand dann „Flinta Flash“. „Mir ist die LGBTQA+ Community sehr wichtig und zu schwach in der Veranstaltungs- und Musikszene vertreten.“ Mit „Flinta Flash“ soll deshalb eine sicherere Plattform geschaffen werden.
„Alle Acts, die ich auf meine Events einlade, sind Freund:innen, Freund:innen von Freunden oder Künstler:innen, die ich sehr bewundere und selbst höre.“ Bei ihren Veranstaltungen sollen sich Musiker:innen und DJs untereinander kennenlernen und supporten. „Ich schätze die Passion, Kraft und Arbeit, die sie in ihre Musik stecken“, sagt sie.
Baby G and Friends Vol. 4
Latifa organisiert die Events selbst. Ein paar Leute helfen ihr jedoch bei der grafischen Umsetzung und bei Awareness-Konzepten. „Ich würde mich total freuen, wenn es das Format in Zukunft noch in andere Clubs in Thüringen oder sogar in andere Bundesländer schafft“, hofft die Musikerin. Doch zunächst steht am 22. Juli steht im Kalif Storch „Baby G and Friends“ Volume 4 an, bei der die Geraerin DJs und MCs aus Jena, Weimar, Berlin und München nach Erfurt holt. Latifa selbst präsentiert in Erfurt einige neue und noch unveröffentlichte Songs. Zudem legt sie auch als DJ Baby G auf. Sie übernimmt das Closing der Veranstaltung und ist sich sicher: „Bis zur letzten Minute wird es heiß hergehen!“
Hard Facts:
- Baby G and Friends Vol. 4
- 22. Juli | 22 Uhr | Kalif Storch | Zum Güterbahnhof 20 | Erfurt
- Mehr zu Baby G: https://linktr.ee/latifa.iguma.aka.baby.g
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