Vom 6. bis 8. Juni werden die historischen Mauern der Niederburg in Kranichfeld nahe Erfurt wieder zum Leben erweckt. Das Sternenklang Festival lädt ein zu einer packenden Zeitreise, in der Musik, Gauklerei, Feuershows und Handwerkskunst die ehrwürdige Kulisse des Mittelalters lebendig werden lassen. Hier wird Zeitgeschichte zu einer greifbaren Erfahrung verwandelt, die mit allen Sinnen erlebbar ist.
Der Dunkle Parabelritter
Inmitten der Burgmauern und des Sternenklangs steht selbst ein Star, der bereits in seinem Namen eine Verbindung zum Mittelalter trägt: Alexander Prinz – oder noch besser bekannt als Der Dunkle Parabelritter. Der 29-jährige Youtuber und Unternehmer verbindet seine Leidenschaft für das Mittelalter mit seiner modernen Reichweite und schafft so ein Event, das reale und fantastische Welten miteinander verknüpft. Seine Vision ist es, den Besucher:innen weit mehr als nur ein Musik-Festival zu bieten. Zwar wird auf der großen Bühne auch große Musik aufgefahren – in diesem Jahr steht als Headliner etwa die Folkrock Band Versengold im Rampenlicht – der Fokus liegt aber vor allem auf dem Rundumerlebnis. Die Gäste sollen nicht nur vollständig in die Magie vergangener Zeiten eintauchen, sondern auch selbst Teil dieser Erfahrung sein. Und als Content Creator scheint er zu wissen, worauf es dabei ankommt: Engagement und Interaktion!
Einen Blick hinter die Kulissen
Mitbestimmen wer nächstes Jahr auf der großen Bühne stehen darf? Das ist auf dem Sternenklang-Festival durch den Bandcontest möglich! Daneben locken Heerlager, Handwerker, Märkte zum Stöbern und zum Mitmachen – gar im Bogen- und Armbrustschießen darf man sich probieren. Aus Besuchern werden Teilnehmer. Und all das schafft wohl diese einzigartige Dynamik und Verbundenheit, die das Sternenklang so auszeichnen soll. Im Interview werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des Sternenklang und erfahren mehr über die Vision und die Leidenschaft, die Alexander Prinz für sein Festival antreibt.
Hey Alexander, seit wann gibt es das Sternenklang-Festival denn schon?
Die erste Auflage des Sternenklangs fand 2019 statt. Wir wissen ja alle, was dann ablief, dass durch die Corona-Pandemie praktisch zwei Jahre verloren gingen. Wir haben verschiedene Konzepte ausprobiert, um die Veranstaltung dennoch durchzuführen. Wir hatten beispielsweise 2021 eine Online-Festivalvariante direkt aus der Moritzbastei in Leipzig gestreamt, live mit Künstler:innen und Acts, sodass Fans von zu Hause aus teilnehmen konnten. Es war eine ja ein bisschen eine historische Besonderheit, dass ein Jahr lang solche Festivals nur virtuell vor den Bildschirmen stattfanden.
Was hat dich dazu inspiriert, das Sternenklang Festival ins Leben zu rufen?
Die Entstehungsgeschichte unseres Festivals ist eng mit meiner Leidenschaft für Geschichte verbunden. Ich bin stark verwurzelt im südlichen Sachsen-Anhalt, nahe an der Grenze zu Thüringen, insbesondere am Mittelberg. Für Geschichtsinteressierte ist der Mittelberg bekannt durch die Himmelsscheibe von Nebra, ein kulturelles Relikt, das darauf hindeutet, dass in der Mittleren Bronzezeit in Mitteldeutschland eine große kulturelle Blüte existierte. Also das war sozusagen ein Hotspot vor anderthalbtausend Jahren. Diese ganzen Geschichten und diese mystische Zeit faszinieren mich, und ich hatte den Wunsch, etwas von Mitteldeutschland über dessen Grenzen hinaus bekannt zu machen und diese Geschichte zu erzählen.
Ursprünglich war geplant, das Festival auf der Burg Querfurt zu veranstalten, die nur wenige Kilometer Luftlinie von Nebra entfernt liegt. Da bin ich aufs Gymnasium gegangen, großartige Burganlage! Aufgrund dieser Burganlage habe ich überhaupt nur überlegt, ein Festival zu veranstalten. Es lag nah, einmal wegen der räumlichen Nähe und wegen der Verbindung zu dieser Mystik – weil es einfach ein schöner Gedanke ist.Letztendlich wurde das Festival nach Thüringen verlegt, wofür wir sehr dankbar sind. Kranichfeld erwies sich als perfekte Umgebung, um das Festival erfolgreich durchzuführen. Doch die eigentliche Inspiration für das Festival liegt in der Geschichte und dem Erbe der Himmelsscheibe von Nebra.
Du bist bekennender Burgenfan. Wie würdest du die Atmosphäre und den Charme von der Burg Kranichfeld beschreiben und warum hast du diesen Ort für das Festival ausgewählt?
Ich muss zugeben – Asche auf mein Haupt – dass die Burg Kranichfeld mir bis dahin gar nicht bekannt war. Glücklicherweise wies mich ein Erfurter darauf hin und zeigte mir, dass es vielleicht ein passender Ort für unsere Veranstaltung sein könnte. Ich habe mich sofort in mein Auto gesetzt und bin nach Kranichfeld gefahren, wurde vor Ort herzlich empfangen. Es ist immer wichtig, dass auch die Gemeinde vor Ort Interesse zeigt, und das war in Kranichfeld der Fall. Bock war da, Burg war da. Und das, was an Kranichfeld so fantastisch ist, ist das Ensemble. Wie würdest du die Atmosphäre und den Charme von der Burg Kranichfeld beschreiben und warum hast du diesen Ort für das Festival ausgewählt?
Es gibt dort eine Tribünenform, relativ viel Platz im Innenhof, der einem Colosseum ähnelt, und man kann das Konzept mit den Marktständen und Lagern quasi innerhalb der Burgmauern umsetzen. Oberhalb der Burg, fußläufig erreichbar, befindet sich ein idyllisches Fleckchen, umrahmt von Bäumen, wo man dann die Möglichkeit hat, zu campen. Alles ist also sehr eng mit der Burg verbunden, und die Besucher:innen können wirklich für zwei bis drei Tage komplett in diese Welt eintauchen, ohne an den Alltag zu denken. Das ist es, was wir transportieren wollen – die Vorstellung, dass man, sobald man durch die Tore geht, in einer anderen Welt landet und den Alltag auf der anderen Seite der Burgmauern hinter sich lassen kann.
Und es ist ja nicht nur, dass der Zeltplatz nah ist, sondern man kann sogar campen in der Burg. Das klingt mal abgefahren. Kannst du uns ein bisschen mehr über dieses besondere Feeling erzählen?
Dazu muss ich sagen, dass die Bedingung, um in der Burg zu campen, daran geknüpft ist, dass man dort auch lagert, nicht nur einfach campt. Man muss also wirklich Teil dieser Experience sein wollen, indem man sich für das Wochenende in mittelalterliche Klamotten wirft und sich dem ganzen Spirit hingibt. Das macht die Erfahrung dann natürlich zu einem immersiven Erlebnis, wie man in der Technologie so schön sagt.
Welche Rolle spielen Mittelaltermärkte und Handwerkskunst auf dem Sternenklang-Festival?
Ich war schon immer ein großer Fan von Mittelaltermärkten und habe viel meiner Freizeit damit verbracht, durch ganz Deutschland zu reisen von Burg zu Burg und mir Märkte anzusehen. Ich fand das immer sehr faszinierend. Was ich jedoch immer ein wenig schade fand, war die Trennung zwischen Musikfestivals und Mittelaltermärkten. Auf der einen Seite hatte man Musikfestivals, bei denen mittelalterliche Bands auf einer Bühne spielten, und auf der anderen Seite Mittelaltermärkte mit ihrem Mittelalter-Flair, wo man durch Lager und Handwerkerstände schlenderte. Ich wollte nicht nur das Gefühl haben, in einer mittelalterlichen Gesellschaft zu sein, sondern auch die passende Musik dazu hören.
Musik ist für mich da etwas ganz Essenzielles, etwas, das Emotionen transportiert und das Erleben anderer Welten ermöglicht. Wenn man eine Ritterrüstung sieht und dazu Musik und Schalmeien hört, verstärkt das das Gefühl, in eine andere Zeit versetzt zu werden. Für mich war es daher wichtig, diese Verbindung einmal auszuprobieren.
Was macht das Sternenklang-Festival anders als die anderen?
Im Mittelalterbereich gibt es da irgendwie zwei Glaubensrichtungen: Die einen sagen, alles muss authentisch sein. Alles, was da gebastelt, gebaut und angezogen wird muss komplett den historischen Vorgaben entsprechen, während die anderen einfach frei erleben wollen. Wir sehen uns zwar eher auf der anderen Seite, aber es sollen trotzdem auch Fantasy-Elemente einbezogen werden, um das Erlebnis zu bereichern und die Fantasie der Teilnehmer anzuregen. So haben wir zum Beispiel ein Hexen-Lager und Waldschratfiguren von „Die Wilde Jagd“. In diesem Jahr werden auch noch mittelalterliche Kämpfe stattfinden, sowie Walking Acts, die auf dem Gelände unterwegs sind. Mir ist es grundsätzlich lieber, dass alle das frei und gemeinsam erleben können, anstatt Zwänge und Regularien einzuführen, die man eigentlich an einem solchen Wochenende hinter sich lassen möchte.
Also man darf durchaus ohne Mittelalterkluft auf dem Festival erscheinen und ist willkommen?
Auf jeden Fall. Auf der anderen Seite darf man aber eben auch gerne als Ork kommen und wird dann nicht rausgeschmissen.
Du bist auch selbst bekannt geworden durch deine Festival Vlogs, insbesondere in der Metal-Szene. Wie beeinflusst deine Erfahrung dein eigenes Musikfestival?
Ich glaube, mittlerweile bin ich auf ungefähr 150 Festivals gewesen, seit ich als Metal-Festival-Blogger angefangen habe. Von meinem Start bis zu Corona waren es rund 150 Festivals, und irgendwann wird es doch immer irgendwie das Gleiche. Ein Acker, ein paar Bühnen und ab und zu vielleicht noch etwas Gaudi drumherum. Der Fokus liegt meist auf der Musik, und dann versucht man zwischendurch die Zeit irgendwie mit Alkohol zu überbrücken. Nichts gegen die Festival-Kultur, aber mir war das irgendwann doch ein bisschen zu wenig. Deshalb war mein Gedanke, wenn ich selbst etwas veranstalte, soll es einfach schön sein. Es sollte auf verschiedenen Ebenen die Sinne ansprechen.
Es ist auch einfach geil, als Festival-Fan zu sagen: „Ich mach das jetzt mal auch“. Und dann funktioniert das auch noch irgendwie, sodass man es sogar noch über Jahre weiterentwickeln kann. Man erfüllt sich da natürlich einen Traum. Ich gehe dabei nicht mit einer rein wirtschaftlichen Strategie vor, bei der es darum geht, den Wert zu steigern und die Kosten zu senken. Für mich muss es einfach funktionieren. Wir dürfen dabei nicht pleitegehen, aber ich schaue auch nicht nur auf die nächsten 10 Jahre. Ich glaube, die Leute sind bisher ziemlich zufrieden mit diesem Ansatz.
Welchen Ratschlag würdest du einem Festival Neuling geben, der dein Festival besuchen möchte?
Wir haben in der Regel immer gutes Wetter auf dem Sternenklang. Als lehrreicher Advice für mein Festival, aber grundsätzlich für alle, dass man darauf achtet, immer Schattenplätze aufzusuchen – besonders bei Sonne und insbesondere in Kombination mit Alkohol. Man unterschätzt das oft, und das kann eben auch mal zu einem Kreislaufkollaps führen. Das ist definitiv etwas, das wir vermeiden wollen. Daher ist es wichtig, ab und zu in den Schatten zu gehen. Zum Beispiel zu dem Rabenfederclan im Wäldchen oder zu Odins weise Raben, die sehr gastfreundlich sind. Dort kann man sich unter Sonnensegel setzen, entspannen und so ein bisschen auf den eigenen Kopf und sich selbst achten. Einen Hut mitnehmen – auch ganz wichtig! Und sich eben nicht überschätzen.
Als Festival-Veranstalter bist du ja nicht nur jemand, den man persönlich auf dem Festival treffen kann, sondern du bist auch ein YouTube-Star. Wie hat sich das auf deine Festival-Erfahrung und auch auf deine Community ausgewirkt?
Die Community ist natürlich ein starker Bestandteil dieses Festivals. Die haben sich dort auch viel gefunden, was total cool zu sehen. Ich selbst streame mehrmals wöchentlich auf Twitch und habe dort schon eine eng verbundene Community, die sich dann durch dieses Festival sogar live und persönlich trifft und kennenlernt. Dadurch entsteht nochmal ein ganz anderer Zusammenhalt. Es ist wirklich cool zu sehen, wie das Festival diese Online-Welt mal in einen realen Raum trägt. Wie oft hat man sowas, dass man auch etwas für die Leute anbieten kann, dass außerhalb des Internets stattfindet? Ich glaube, das wird von vielen sehr geschätzt.
Hast du noch einen Lieblingsmoment, eine Anekdote von deinem Festival, die du mit uns teilen möchtest?
Das erste Mal, als wir das Sternenklang durchgeführt haben und ich die Abschlussrede gehalten habe. Das war bisschen wie so ein Emotionscheck beim Publikum: Wie ist das Festival angekommen? Wie hat es den Leuten gefallen? Und das war ein ganz toller Moment für mich. Zu sehen, das alles funktioniert hat und wie happy die Leute waren und dastanden und feierten. Das ist etwas, das du als Influencer so nie erlebst. Das war ein ganz anderes Gefühl. Das ist echt. Das sind die echten Emotionen der Menschen. Und dieses Gefühl wirst du nie wieder los und genau darauf arbeitest du dann hin. Das ist eine große Motivation für mich.
Im Netz wird immer wieder nach Tagestickets gefragt – gibt es Pläne Tagesticket anzubieten?
Nein. Wenn wir ausverkauft sind, ist das leider nicht möglich – aus sicherheitstechnischen Gründen. Die Burg ist nicht dafür ausgelegt, dass eine große Anzahl von Menschen darauf Platz findet und wir dürfen nicht noch mehr Löcher in die Mauern reißen.
Last but not least, um es noch einmal klar herauszustellen: Warum sollte man dein Festival auf keinen Fall verpassen?
Nun, wir streben danach, ein Eintauchen in eine andere Welt zu ermöglichen und ich denke, dieses Konzept ist relativ selten zu finden. Ich möchte nicht behaupten, dass es das nirgendwo gibt, denn das wäre nicht wahr. Wir haben jedoch definitiv einen Ansatz, der darauf abzielt, dieses Erlebnis für alle zu gestalten, nicht nur für uns selbst. Es war auch für uns ein Kindheitstraum, und wir sehen uns tatsächlich auch als Gäste unserer eigenen Veranstaltung. Wir möchten, dass jeder eine großartige Zeit hat und gemeinsam etwas Besonderes auf die Beine stellt. Wenn du also Lust hast, von Anfang an dabei zu sein – denn ich sehe uns immer noch als am Anfang – dann komm vorbei! Wir möchten langfristig und gemeinsam wachsen, und ich denke, es ist spannend, diese Entwicklung im Laufe der Jahre zu beobachten.
Hard Facts:
- Sternenklang Festival: 6. bis 8. Juni
- Schlossgasse 18, Kranichfeld
- Mehr Infos auf der Sternenklang Website
- Sternklang Festival bei Instagram
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