Das Bermuda Zweieck hat zwei Ecken und macht Klavierkabarett auf Abwegen. Das Duo besteht aus Daniel Graz und Fabian Hagedorn, die seit Juni 2018 durch Thüringen tingeln. Neben dem Song Slam Erfurt haben die zwei Jungs noch viele weitere Projekte. Wir nahmen uns die beiden für ein Interview zur Brust.
Wer ist das eigentlich das Bermuda Zweieck?
Daniel: Wir machen Klavierkabarett mit dem Zusatz “Auf Abwegen”, das heißt, wir haben ein Klavier und zweimal Gesang, wenn man es musikalisch betrachtet. Wir wollen das Publikum begeistern, es mitnehmen und zum Nachdenken anregen. Wir haben Lieder mit breitem Spektrum – von Klamauk über gesellschaftskritische bis zu Politik. Wir wollen damit ein rundes Programm schaffen, um uns und dem Publikum viel Freude zu bereiten.
Wir habt ihr euch eigentlich kennengelernt und dann zum Bermuda Zweieck zusammengefunden?
Fabian: Ein gemeinsamer Bekannter hat uns zusammengebracht, weil er wusste, dass ich auf der Suche nach einem Pianisten und Bühnenpartner war. Daraufhin trafen wir uns mehrfach und quatschten ganz lange darüber, was wir uns von der Zusammenarbeit erhoffen und was wir auf der Bühne spannend finden. Relativ schnell fanden wir gemeinsame Nenner und haben daraufhin angefangen, ein bisschen zusammen zu musizieren. Es hat einfach „gefunzt“. Wir hatten beide ein sehr gutes Gefühl dabei und so starteten wir die Zusammenarbeit im Juni 2018.
Daniel: Man sagt auch immer, der erste Auftritt ist mit einer der schlimmsten und so war es auch. Dazu eine kurze Anekdote: unser erster Auftritt war beim Sommerfest vom Kabarett „Die Arche“ in Erfurt. Wir mussten eine Stunde füllen, doch wir hatten diese Stunde noch gar nicht. Und so zauberten wir ein paar Tage vorher irgendwelche Lieder aus dem Ärmel. Es war alles auf wackligen Füßen, aber trotzdem ein spannender Auftritt.
Wie seid ihr dann durchgestartet?
Fabian: Dadurch, dass ich vorher schon im Klavierkabarett-Bereich unterwegs war, gab es relativ schnell Termine, die wir wahrnehmen konnten. Am Anfang mit kürzeren Zeiten, also 30 bis 45 Minuten, und später haben wir dann ganze Abende gefüllt. Im Februar vergangenen Jahres (2019) haben wir dann unser erstes Abendfüllendes und zu hundert Prozent mit eigenen Liedern bestücktes Programm präsentiert. Die Premiere war in Erfurt im Theater “Die Schotte” und seitdem sind wir mit diesem Programm unterwegs.
Wie kommt man eigentlich auf die Idee Kabarettist zu werden?
Daniel: Ich war Musiker in einem Kabarett. So bin ich auch zuerst mit Kabarett in Berührung gekommen. Zudem mag ich Satire – wenn man mit einem Augenzwinkern auf gewisse Sachverhalte hinweist. Auf der Bühne zu stehen sowie die Leute zum Lachen und Nachdenken zu bringen ist einfach sehr reizvoll.
Fabian: Man kann auch sagen, dass Daniels primärer Zugang über die Musik kommt und mein primärer Zugang über den Text. Weil Daniel von Haus aus Musiker ist und ich aus dem Theaterbereich komme. Und das ist auch einer der Gründe, warum wir uns so gut ergänzen, weil jeder so ein bisschen mit seinem eignen Fokus auf unser gemeinsames Projekt schaut. Jeder gibt das rein gibt, was ihm am meisten Spaß macht. Dadurch funktioniert das auch als Duo so gut. Denn ich denke nicht insgeheim: „eigentlich würde ich ja gerne die Musik machen“ und Daniel denkt nicht insgeheim: „ich würde eigentlich gerne Text schreiben“. Die Symbiose ist einfach da.
Daniel: Es ist auch sehr beruhigend, zu wissen, dass ich nicht für den Text verantwortlich bin,
sondern dass ich einfach die Musik machen kann und das fällt mir natürlich auch wesentlich leichter.
Wie kamt ihr auf den Namen „Bermuda Zweieck“?
Daniel: Der Namensgebungsprozess war sehr ausgedehnt. Wir haben sehr lange gebraucht und sehr viele Menschen befragt. Ich weiß nicht mehr, wer dann auf die Idee mit Bermuda Zweieck kam. Es war aber der einzige Name, den wir nicht so kritisch fanden. Und nach einer kleinen Umfrage in unserem Umfeld, wurde er auch präferiert.
Fabian: Es gab irgendwann eine Liste mit möglichen Namen und bei Bermuda Zweieck gab es die meisten Rückmeldungen.
Ihr arbeitet in der Arche, habt euer eigenes Programm, seid viel unterwegs, habt ihr denn neben dem Kabarett und dem Song Slam noch eine andere Beschäftigung?
Daniel: Wir beide haben auch noch andere Jobs. Ich studiere und arbeite nebenbei in der Arche, mache noch Pop-Jazz-Covermusik, leite Chöre, arrangiere und komponiere je nach Auftragslage. Ich verdiene also in einigen Bereichen meine Brötchen. Perspektivisch wäre es jedoch schon schön, mit Bermuda Zweieck auf Tour zu gehen und damit unsrer Berufung zum Hauptberuf zu machen.
Fabian: Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Erfurt, das ist auch mein Hauptbrötchenerwerb. Im künstlerischen Bereich bin ich als Theaterregisseur unterwegs. Ich fange momentan auch eine neue Inszenierung im Theater „Die Schotte“ an und vergangenes Jahr habe ich in der Barfüßerruine mit einem Kollegen die Regie geführt. Wir besitzen also beide einen künstlerischen Ausgleich zum Bermuda Zweieck.
Ihr sammelt Geld für eure erste Platte „Auf Abwegen“, damit diese veröffentlicht werden kann.
Wie kamt ihr auf die Idee Geld über Crowdfunding zu sammeln?
Daniel: Bei fast allen Auftritten von uns wird gefragt, ob wir eine CD haben. Und wir müssen immer
ablehnen und sagen: „Nein, aber eine Postkarte und eine Tasche.“ Deshalb war kler, dass wir
unbedingt eine CD produzieren müssen. Das ist aber nicht so günstig und dazu kam noch, dass im
Shutdown unsere Auftritte weggefallen sind. Die finanzielle Lage ist bei uns beiden nicht so rosig und
da ist die einfachste Methode, um an Geld zu kommen, eben Crowdfunding.
Fabian: Tatsächlich waren wir auch überrascht, wie gut das läuft. Wir haben es ja jetzt auch
geschafft, das Geld zusammen zu bekommen. Am 4. Oktober hatten wir das Fundingziel erreicht und
3.280 Euro zusammen. Die CD kann kommen.
Die CD ist für eure Show „Auf Abwegen“. Worum geht es in dem Programm eigentlich?
Fabian: Es entspricht genau dem, was wir machen. Es sind Lieder im Kabarett-Style, thematisch breit gestreut. Von Klamauk bis Satire. Wir sprechen an den Abenden ganz viele unterschiedliche Themen an, von denen wir entweder denken, dass sie lustig sind, oder dass man darüber einfach mal ein Lied machen könnte. Man darf die Latte nicht zu hoch hängen, mit dem, was Satire und Kabarett leisten können. Wir wollen ja nicht die Welt mit Satire auf der Bühne retten.
Daniel: Aber wir wollen die Leute auf Themen aufmerksam machen. Es ist eine Mischung aus wohlfühlen und einschleimen. Und natürlich halten wir dem Publikum auch mal den Spiegel vor und provozieren ein bisschen. Wir wollen mit „Auf Abwegen” zeigen, dass Kabarett vielfältig ist.
Wie liefen eure bisherigen Shows?
Fabian: Es ist wirklich spannend, wie unterschiedlich ein Publikum sein kann. Irgendwann denkt man, dass man weiß wann das Publikum lacht. Aber es entsteht immer mal Situationen, in denen Leute an Stellen lachen, bei denen man überrascht ist. Wir bekommen grundsätzlich immer gutes Feedback, was uns sehr anspornt.
Daniel: Vor allem am Anfang der Zusammenarbeit musste wir darüber nachdenken, ob wir selbst Sachen nur lustig und gut finden, oder eben auch die Anderen. Aber unser Publikum spiegelt uns immer wieder, dass das, was wir tun, gar nicht so verkehrt ist.
Ihr arbeitet mit der Arche Erfurt zusammen für das Projekt „Arche Royal“. Was genau macht ihr bei dem Projekt und wann findet es statt?
Fabian: Corona hat uns die Tür für Arche Royal geöffnet, weil der Chef der Arche auf uns zu kam und fragte, ob wir ein eigenes Programm aufbauen wollen. Wir überlegten mit „Auf Abwegen” aufzutreten, aber wir hatten eher Lust, uns ein neues eigenes Konzept auszudenken. Wir sind dann mit dem Vorschlag für „Arche Royal” zu Arche-Chef Harald gegangen und ihm hat es gefallen. Nun dürfen wir das im Kabarett präsentieren.
Daniel: Das Prinzip von Arche Royal ist, dass wir mit Gästen zusammen den Abend gestalten. Wir werden sie auf eine spielerische und musikalische Art und Weise interviewen. Die 70 Minuten möchten wir spannend sowie abwechslungsreich füllen und einiges über den Gast herausfinden. Wir haben zudem sehr interessante Gäste aus der Politik am Start – wie Bodo Ramelow oder Gregor Gysi. Aber auch Personen des öffentlichen Lebens sind dabei, wie Sebastian Krämer oder Margarete Fredhelm.
Offenbar habt ihr einen vollen Terminplan. Habt ihr trotzdem noch weiter Projekte, an denen ihr momentan für die Zukunft arbeitet?
Fabian: Tatsächlich steht für dieses Jahr noch ein Weihnachtsprogramm auf dem Zettel, das im November beziehungsweise im Dezember rauskommen soll. Wir wollen ein Kabarettprogramm mit weihnachtlichen Themen oder gerade nicht weihnachtlichen Themen gestalten. Das ist das „große“ Vorhaben nach Arche Royal.
Daniel: Dann müssen wir schauen, dass wir ein zweites normales Programm aufbauen. Viele Kulturstätten wollen nicht für das gleiche Programm zweimal einladen und deswegen wäre es schön, wenn wir es in 2021 schaffen, ein zweites reguläres Programm in die Welt zu setzen.
Fabian: Außerdem sollte man nicht unseren Song Slam vergessen – ein freundschaftlicher, musikalischer Wettstreit zwischen Liedermacher*innen, die in acht Minuten mit ihren Songs um die Gunst der Anwesenden buhlen. Über den Sieg entscheidet am Ende dann allein das Publikum. Der nächste ist am 14. November um 20 Uhr im Nerly in Erfurt.
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