Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown #2 mit der freien Traurednerin Franzi Waldner aus Erfurt
In unserer Interviewreihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir nach einem Jahr Shutdown erneut mit der freiberuflichen Traurednerin Franziska Waldner. Franzi ist die Wortakrobatin im Traurednerteam von Original Karo hier in Erfurt. Außerdem arbeitet sie noch als freiberufliche Journalistin und betreibt einen tollen Blog: www.stattstadtmaedchen.com
Wie sieht aktuell die Lage nach einem Jahr Corona bei dir aktuell aus?
Ein paar restliche Mut-Reserven sind noch da. Die werden aber auch nur genährt von der Hoffnung, dass der Sommer wieder mehr Möglichkeiten bietet, unseren Jobs halbwegs „normal“ nachzugehen. Mein Mann und ich sind beide Freiberufler im Veranstaltungs- und Kulturbereich.
Wie steht es um die Finanzen, gab es Hilfe von außen?
Die Altervorsorge ist schon mal aufgebraucht, das angesparte Geld für die geplante Hochzeitsfeier 2020 auch – konnte ja ohnehin nicht stattfinden zum vorgesehenen Zeitpunkt. Langsam wird es finanziell eng. Aber es kommt Wasser aus der Leitung, der Kühlschrank ist gefüllt und wir frieren nicht. Das Dankbarkeitskonto ist also noch nicht leer.
Was hat sich im vergangenen Jahr alles für dich verändert? (Umstrukturierungen, etc.)
Ich bin ein wenig aus meiner Komfortzone gegangen, habe ich mich auch an Moderation und Voice-Overs versucht. Und schlussendlich auch mein erstes Gedichtband heraus gebracht – was ohne Corona definitiv nicht passiert wäre. Ansonsten hält man sich mit allen möglichen kleinen Jobs über Wasser.
Was hast du im vergangenen Jahr gemacht – konntest du die Zeit nutzen?
Siehe vorherige Frage. Plus: ich kümmere mich nun bewusster um meine mentale und körperliche Gesundheit. Plane mir dafür feste Zeiten ein.
Ziehst du etwas Positives aus der Zeit?
Ich mag es, dass die Hektik sich ein stückweit gelegt hat und sich bestimmte Kreise enger gezogen haben. Sei es in der Zusammenarbeit mit Menschen oder familär. Fühlbare Solidarität, wo es eben möglich ist. Man kam sich näher, obwohl man nie weiter voneinander entfernt war.
Wie blickst du in die Zukunft?
Mit Hoffnung und (Gleich)Mut. Und riesiger Vorfreude auf das, was uns früher so selbstverständlich schien.